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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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verstanden?«
    »Stör ich gerade?« Es war Travis. Leckerer, köstlicher Travis. Und ich hatte ihm gerade den Kopf abgebissen.
    »Travis! Das tut mir leid. Ich dachte, du wärst jemand anderes.«
    »Schon gut«, sagte er. »Ich dachte auch einmal, ich wär jemand anderes, aber ich habe es durch eine Therapie aufgearbeitet.«
    »Lustig.«
    »Nimm morgen eine dicke Jacke mit zur Arbeit. Ich hole dich nach Feierabend ab und nehme dich irgendwohin mit.«
    »Wohin?«
    »Gute Nacht«, sagte er in einem Ich-verrate-nichts-Ton und legte auf. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und wälzte mich für eine Stunde herum. Ich fragte mich, wohin er mit mir fahren würde.
    Den nächsten Tag auf der Arbeit verbrachte ich damit, die Uhr zu beobachten. Ich war ganz schön nervös und wartete darauf, dass dieser unglaublich langsam vergehende Tag zu Ende ging. Die Zeiger schienen sich nicht zu bewegen, so als wären sie buchstäblich aufgemalt. Als es endlich fünf Uhr war, stürmte ich durch die Tür und das Treppenhaus in den Aufzug. Draußen angekommen, sah ich Travis mit einem Picknickkorb in der Hand und einem Lächeln auf dem Gesicht auf mich warten.
    »Dich kenn ich doch«, sagte ich, als ich auf ihn zuging.
    »Hi, Hinreißende.« Ich wurde rot, und er merkte es. Er lachte darüber und legte seinen Arm um mich. Ich stupste ihn an und kuschelte mich an ihn.
    »Hi«, sagte ich.
    »Lass uns gehen.«
    Wir gingen zum Bahnhof und nahmen die U-Bahn nach Penn Station. Wir schauten auf die Tafel, um einen der Züge der Long Island Railroad herauszusuchen, und da wusste ich ziemlich genau, wo wir hinfuhren.
    ***
    Als wir bei dem Leuchtturm ankamen, fand ich ihn noch atemberaubender, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ein malerischer Meerblick … Sanddünen, ein Landungssteg, schroffe graue und haferflockenfarbige Felsen. Der Leuchtturm selber war prächtig – wenn auch ein wenig phallisch – und sicherlich ehrfurchtgebietender als ich erwartet hatte. Er war wie ein großes, dünnes Schloss, und Travis war auf dem besten Wege, mein Prinz zu werden. Wie auch immer, dieser Ort war der Gipfel an filmischer Romantik.
    »Das ist es«, sagte Travis und breitete seine Arme aus.
    »Es ist schön.«
    »Du bist schön«, entgegnete er. Mein Innenleben fühlte sich an wie ein klebriges Marshmallow. Es gefiel mir, wie er es sagte. Er sagte nicht, ich sei schön für ihn, oder schön in diesem Kleid oder schön, wie ich meine Haare trug … Er formulierte es einfach als Tatsache. Ich war schön. Und es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich es glaubte. »Ich wollte dich nur noch einmal rot werden sehen.«
    »Ich werde nicht rot«, sagte ich und fühlte mich plötzlich weniger schön und mehr wie eine Steckrübe.
    »Woher willst du das wissen? Du erinnerst dich doch an gar nichts«, stichelte er.
    »Na ja, ich glaube nicht, dass ich es tue.«
    »Es tut mir leid, dass du es nicht genau weißt … und dass es meine Schuld ist.«
    »Das ist nicht so eine große Sache«, sagte ich. »Wirklich. Und nicht alle Erinnerungen sind gute Erinnerungen. Vielleicht hast du mir ja einen Gefallen getan.«
    »Ich fühle mich trotzdem schlecht.«
    »Kannst du meine Amnesie nicht einfach mal vergessen?«
    »Vergessen. Der war gut.« Er lachte.
    Wir waren für eine Minute still. »Dieser Ort ist unglaublich«, sagte ich schließlich.
    »Also, was denkst du? Gutes Fleckchen für ein Restaurant?«
    »Ich denke, es ist perfekt. Ich meine, es ist ein bisschen abgelegen, aber das ist es ja gerade, oder? Wie wirst du es nennen?«
    »Ich glaube ›Das Leuchtfeuer‹«, sagte er. »Ich dachte an ›Sicherer Hafen‹, aber das klingt mir zu sehr nach Rehabilitationszentrum.«
    »Oder nach schlechter Fernsehshow.«
    »Oder das.« Er lächelte. »Ich möchte, dass es Symbolcharakter hat, also werde ich es wohl ›Das Leuchtfeuer‹ nennen.«
    »Das gefällt mir«, sagte ich. »Es strahlt Wärme aus. Schiffe, die verloren auf dem Meer herumtreiben und nach einem sicheren Hafenbecken suchen … und hier ist es.«
    »Das stimmt.«
    Er kam näher zu mir, und in der Luft lag eine Erster-Kuss-Stimmung. Ich war wahnsinnig aufgeregt, doch weil er keine Anstalten machte, mich zu küssen, redete ich vor lauter Nervosität einfach weiter.
    »Ich denke, es passt auf vielen Ebenen«, sagte ich. »Ich meine, es ist der perfekte Name für dein Restaurant, aber es ist auch eine gute Metapher für die meisten grundlegenden menschlichen Bedürfnisse.«
    »Da du gerade von grundlegenden

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