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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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ich wahrscheinlich auch von einer mittelmäßigen Nummer begeistert gewesen. Aber er hatte eine Glanzleistung an Originalität, Geschicklichkeit und Rücksichtnahme hingelegt.
    Dirk hatte ich längst total satt. Travis schien genau das Gegenteil zu sein oder besser gesagt – der Anti-Dirk. Sicher spielte auch das Feuer der Anfangsromantik eine Rolle, aber man konnte jedes Adjektiv, das mit
in-
oder
un-
beginnt auf Dirk beziehen – unsensibel, inhuman, unerträglich, unbarmherzig – die Liste war endlos. Wenn man die Vorsilbe wegließ, hatte man Travis.
    Wir aßen mit den Fingern marokkanisches Essen an einem Tisch in einer überdachten privaten »Knutschecke« in einem berühmt-berüchtigten romantischen Restaurant – dunkles Holz, Wandteppiche und Bauchtänzerinnen. Es gab die Möglichkeit, die Nische vom Rest des Raumes abzutrennen. Den Geräuschen nach zu urteilen, die von dem Pärchen aus der benachbarten Nische zu uns drangen, vernaschten sie sich gerade zum Nachtisch. Travis schrieb uns für einen One-Night-Kochkurs ein, was mich in die Verlegenheit brachte, etwas mehr zu versuchen, als mein berühmtes Pastagericht – ein Gericht, dessen Hauptbestandteil aus dem Glas kam.
    Damit begann die Phase, die wir One-Night-Stands nannten. Jeder von uns wählte etwas aus, das wir noch nie gemacht hatten oder zumindest nicht regelmäßig machten, und das taten wir dann eine Nacht lang. Er hatte es leichter als ich, denn er brauchte nur irgendetwas vorzuschlagen, und ich musste nur behaupten, dass ich keine Erinnerung daran hatte, das jemals gemacht zu haben.
    Als ich mal wieder an der Reihe war, brachte ich uns bei Sonnenuntergang auf die Staten-Island-Fähre. Wir hielten Händchen, genossen den atemberaubenden Blick und beobachteten, wie ein betrunkener Typ über die Reling pinkelte. Manchmal vergisst man, wie viel Spaß man in öffentlichen Verkehrsmitteln hatte.
    Inspiriert von dem Betrunkenen führte ich uns anschließend in mein Appartement, wo ich eine Flasche Wein hatte und einen ausländischen Film – ohne Untertitel. Ich informierte Travis darüber, dass die nächtliche Aufgabe darin bestand, die englischen Dialoge zu formulieren, während wir den Film guckten. Ich schaffte es, den Film in etwas zu verwandeln, auf das Ed Wood stolz gewesen wäre. Travis bestand darauf, dass es ein Western war.
    So ging es hin und her, mal war er an der Reihe, mal ich, und wir versuchten uns bei den Erstes-Mal-Ideen gegenseitig zu übertreffen. Wir verabredeten uns für »irgendwann in den nächsten Tagen«, doch letztendlich verbrachten wir fast jede Nacht zusammen. An einem bitterkalten Abend Mitte Dezember teilte er mir seine Theorie mit.
    »Romo«, sagte er.
    »Hast du einen Hund?«
    »Romantischer Moment«, sagte er. »Gute Sachen neigen dazu, besser zu werden. Sie gewinnen allmählich an Fahrt. Zisch!«, sagte er, während seine Hand direkt an meiner rechten Schläfe vorbeischoss. »Dinge, die nirgendwohin führen, werden schlechter.«
    »Zisch?«
    »Kämpfe nicht gegen die Gesetze der Physik an, Baby.« Er neigte seinen Becher heiße Schokolade in meine Richtung.
    »Hast du diese Theorie schon lange?«, fragte ich ihn.
    Er nippte an seinem Bier. »Hab ich mir im Taxi auf dem Weg hierher ausgedacht.«
    Ich beschäftigte mich nicht lange mit dieser Theorie, auch wenn es so ein für ihn typisches charmantes, exzentrisches Zeug war. Und ich hielt meine eigene Theorie geheim: Wenn du genug Zeit mit jemandem verbringst, der dich wie etwas Wertvolles behandelt – sagen wir mal, eine geöffnete Tankstelle, wenn dir nachts um drei Uhr der Sprit ausgeht – dann willst du dieser Person jedes Mal, wenn du siehst, wie sie sich abwendet, auf die Schulter klopfen, um sie nochmal zu sehen. Dafür gibt es auch einen Begriff.
    ***
    Nicht nur mein Liebesleben – auch meine Arbeit entwickelte sich großartig. Lydia hielt sich von mir fern, und ich bekam gewissermaßen die Anerkennung für meine eigenen Ideen. Die Wahrheit war, dass mein Job als Junior-Werbetexter (mein Titel war »Werbetexter«) darin bestand, den Senior-Werbetexter gut aussehen zu lassen, aber zumindest arbeitete ich auf irgendetwas hin und befand mich definitiv auf dem richtigen Weg. Ich arbeitete an einer Kampagne für eine italienische Espressomaschine und hatte gerade eine brillante Kampagne entwickelt.
    Aber bevor ich sie aufschreiben konnte und gerade als ich dachte, wie schön es war, nichts mit Lydia zu tun zu haben, kam sie mit diesem äußerst

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