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Von jetzt auf gleich

Von jetzt auf gleich

Titel: Von jetzt auf gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caprice Crane
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sie in der stürmischen See sicher um die Sandbänke herumzuleiten. Ein Licht im Nebel. Ein einsamer Wachposten. Nicht von Architekten, sondern von Poeten entworfen. In einem Gedicht mit dem Titel »Der Leuchtturm« bedient sich Henry Wadsworth Longfellow dieser Romantik auf schamlose Art und Weise. Das brachte mich auf eine Idee. Ich wollte etwas Besonderes für Travis machen, nicht, weil ich mich unglaublich schuldig fühlte, sondern weil Travis’ Lächeln plötzlich die wichtigste Sache der Welt für mich war. Beim bloßen Gedanken an sein Lächeln wurde mir ganz warm ums Herz. Da klingelte das Telefon.
    »Hallo?«
    »Hi. Erinnerst du dich an mich?« Es war Todd, und er klang ziemlich gereizt.
    »Nein. Ich erinnere mich an
gar nichts
, erinnerst du dich?«
    »Wo bist du gewesen?«, blaffte er.
    »Nirgends. Hier. Warum, was ist los?«
    »Ich habe dir drei Nachrichten hinterlassen.«
    Scheiße, dachte ich. Ich war zu einer Frau geworden, die ihre Freunde ignoriert, sobald sie einen Typen kennenlernt. Ich hasste diese Frau.
    »Das tut mir leid, Süßer«, sagte ich. »Ich bin gerade nach Hause gekommen, hab mich direkt vor den Computer gesetzt. Ich hab noch nicht mal meinen Anrufbeantworter abgehört. Alles in Ordnung?«
    »Jetzt schon. Lass uns einen Kaffee trinken.«
    »Das würde ich gerne«, sagte ich, »aber ich bin so müde.«
    »Dafür ist Kaffee ja da«, erwiderte er scharf.
    Ich saß da und dachte nach. Wenn ich nachgab, würde er sich besser fühlen, und ich würde mich auch besser fühlen, weil ich ihm meine Aufmerksamkeit geschenkt hätte, und alle würden sich besser fühlen. Ich war gerade im Begriff zu antworten, als er fragte: »Wo warst du überhaupt?«
    »Ich war bei Travis.«
    »Ah, ja. Sag nichts mehr.«
    »Was?«
    »Dieser Unfall war ganz schön praktisch für dich? Du bekommst eine Beförderung, hast einen neuen Freund …«
    »Er ist nicht mein Freund«, fing ich an mich zu rechtfertigen. »Wir haben uns noch nicht mal geküsst.«
    »Muss ich das wissen?« Er schrie jetzt. »Bitte behalte die Details deines Sexuallebens für dich!«
    »Welche Details? Ich habe lediglich gesagt, dass nichts passiert ist! Was hast du für ein Problem?!«
    »Ich habe kein Problem«, sagte er. »Ich bin es nur nicht gewohnt, von Leuten weggeblasen zu werden, die dich über den Haufen fahren. Wenn ich dir einen Ziegelstein an den Kopf geworfen hätte, hättest du mich dann zurückgerufen?«
    »Mein Gott, Todd. Es tut mir leid. Du hast offensichtlich einen schlechten Tag, und ich war nicht für dich da, also lass uns darüber sprechen. Was ist los?«
    »Ich gehe jetzt den Kaffee trinken«, sagte er.
    »Du solltest es vielleicht mit einem entkoffeinierten versuchen«, erwiderte ich.
    »Bis später.«
    »Todd, warte …« Er hatte aufgelegt. Und das mehr als geladen. Ich fühlte mich schon schuldig, dass ich alle anlog. Todd war der Einzige, der die Wahrheit kannte, verdammt nochmal. Jetzt war auch er wütend auf mich? Nicht, dass irgendjemand sonst per se sauer auf mich war … aber sie wären es, wenn sie Bescheid wüssten. Sie wären vollkommen entsetzt. Ich flog durchs Leben, angetrieben durch die Freiheit, nicht ich selbst zu sein, und betrachtete alles von oben, als würde ich es zum ersten Mal sehen.
    Eine so heftige Reaktion hätte ich von Todd nicht erwartet. Also tat ich etwas ganz Natürliches – ich flüchtete vor der Wirklichkeit, indem ich mich wieder auf meine Leuchtturmrecherche konzentrierte und von Travis träumte. Und von mir. Von mir und Travis. Vielleicht träumte ich deshalb so eifrig, weil ich versuchte, all das zu vergessen, woran ich mich angeblich nicht erinnerte. Aber ich hatte langsam das Gefühl, als würde ich nie müde, das zu sagen. Und dann schaltete ich wieder um zu Travis und mir.
    Ein Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken. Wer außer meiner Mutter schaffte es noch, ohne einen Schlüssel von unten zu haben, bis zu meinem Appartement vorzudringen? Dirk? Ich dachte, er würde vielleicht wieder gehen, wenn ich es ignorierte, doch ich hatte kein Glück. Das Klopfen hielt an.
    »Jordan?«, sagte Dirk und bestätigte damit meine Befürchtung. Ich erstarrte. Er konnte mich zwar nicht sehen, aber ich hatte Angst, er würde jede Bewegung hören, die ich machte. »Jordan! Ich habe gehört, dass du gerade telefoniert hast. Ich weiß, dass du da bist.«
    Telefoniert? Hatte der mächtige Mann die letzten zehn Minuten ängstlich vor meiner Tür gestanden, um zu entscheiden, ob

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