Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
rufen.
Normalerweise reagierte ich nicht auf so blöde Anmachen, schließlich hatte ich den Zenit meiner Jugend schon lange hinter mir gelassen. Heute jedoch war alles anders, ich blieb stehen und wandte mich dem Besitzer der rauen Stimme zu.
Vor mir stand ein zerlumpter Kerl, sein Vollbart wirkte, als würde er leben. Seine Augen musterten mich freundlich und er verzog seine Lippen zu einem zahnlückenhaften Lächeln.
„Ich bin eine gute Fee“, verkündete er, wobei er seine Arme in einer theatralischen Geste ausbreitete.
„Okay“, sagte ich, „und ich bin Al Bundy. Da haben wir also eins gemeinsam: eine Persönlichkeitsstörung.“
„Nein, nein“, der Zerlumpte schüttelte den Kopf. „Ich BIN eine gute Fee. Naja, die Aushilfsfee, wenn alle anderen beschäftigt sind.“
„Hm.“ Ich musterte ihn erneut. „Ist viel los bei euch Feen?“
„Oh ja“, seufzte er. „Im Augenblick sind wir voll ausgebucht.“
„Gut. Dann hätten wir das ja geklärt“, sagte ich. „Danke für das nette Gespräch.“
Ich wollte mich gerade umdrehen, als sich ein heller, glitzernder Schein um die zerlumpte Gestalt manifestierte und es aussah, als würden Stanniolschnipsel auf ihn niederregnen.
„Wow, wie funktioniert das?“ Fasziniert beobachtete ich das Spektakel.
Der Lumpentyp grinste und zwinkerte mir zu. „Jetzt glaubst du es, nicht wahr?“
„Was?“
„Na, dass ich eine gute Fee bin.“ Eine steile Falte erschien auf der Stirn des Kerls.
„Okay, und wenn schon?“ Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Ich musste weiter, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.
„Du bekommst heute die Chance, dir etwas zu wünschen“, säuselte Lumpi.
„Schick, und was?“
„Was immer du willst. Wünsch es dir und küss den Menschen oder Gegenstand, der mit deinem Wunsch zu tun hat. Es wird in Erfüllung gehen“, schwadronierte der Typ.
„Okay, war das alles?“, knurrte ich ungeduldig.
„Ja. Ich muss los, bis zum nächsten Mal“, sagte der Mann und verschwand in einer glitzernden Wolke.
„Sehr eindrucksvoll“, murmelte ich und setzte meinen Weg fort.
In der Bahn ließ ich mich auf eine Bank plumpsen und dachte über die Sache nach. Eigentlich hatte ich nichts zu verlieren. Einfach etwas wünschen, dann küssen. Hm. Ich betrachtete den Kerl, der mir gegenübersaß. Schnuckeliges Kerlchen. Ob ich ihn…? Ach ne, das wäre Verschwendung. Die Typen hatten alle eine Macke, gerade die hübschen.
Ich dachte den Rest der Fahrt darüber nach, was ich mir am meisten wünschte. Es gab so vieles, was verbesserungswürdig war, angefangen bei der Figur meines Gatten, fortgesetzt bei der weichen Birne meines Sprösslings und dem Haus, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Oder mein Job. Als ich auf meiner Arbeitsstelle ankam, war ich immer noch unschlüssig, worauf ich den Wunsch verwenden wollte.
„Ah, Frau S., schön dass Sie es einrichten konnten, doch noch zu erscheinen“, raunzte mich mein Chef an, kaum hatte ich mich auf meinem Stuhl niedergelassen.
Ich zeigte seinem Rücken einen Vogel, als er sich umwandte und mein Büro verließ. Oh Mann, nichts wünschte ich mir mehr, als jetzt einen kräftigen Cappuccino mit extra viel Schaum. Ich trottete in die Küche und begrüßte die glänzende Kaffeemaschine mit einem sehnsüchtigen Blick. Schon hatte ich einen Becher in der Hand und wollte ihn gerade unter die Schaumdüse stellen, als ich von hinten angerempelt wurde.
„Oh, sorry“, sagte ein Kollege.
Ich verlor den Halt, fiel nach vorn und landete mit dem Gesicht zuerst an der chromglänzenden Vorderfront des Kaffeebereiters. Meine Lippen wurden gegen die kalte Fläche gedrückt, ich ächzte.
Es machte leise ‚plopp‘, dann wurde ich von dem Kollegen auf meine Füße gestellt. Fassungslos starrte ich auf meinen Becher, den ich immer noch hielt, und in dem jetzt ein superschaumiger Cappuccino vor sich hin dampfte. Oh-mein-Gott, ich hatte mir einen Kaffee gewünscht. Ob es noch irgendeinen Menschen auf der Welt gab, der seinen Wunsch so sinnlos verschenkt hatte?
Wenn ja, bitte melden. Ich gründe eine Selbsthilfegruppe, da ich das Ereignis bis heute nicht verkraftet habe.
Ende
Captain Kitty vs. Fred
Merkwürdige Dinge ereignen sich. Alles, was als Hauptbestandteil Schokolade enthält, ist plötzlich weg, einfach so. Captain Kitty ist der Sache auf der Spur…
+++++
Captain Kitty langte nach seiner Kaffeetasse, ohne den Blick von der Tageszeitung abzuwenden. Der rätselhafte
Weitere Kostenlose Bücher