Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
seine Unterlippe in den Mund.
„Waf ift nur wegen der Betäubung“, versuchte er sich zu rechtfertigen.
„Okaaay“, murmelte die Blondine und reichte Jo das Wechselgeld. „Und ich dachte, du hättest mich erkannt. Ich bin deine neue Nachbarin.“
Scheiße. Soweit zu dem täglich Nachbarn grüßen. Jo schluckte und hielt sich die Hand vor den Mund, als er zu einer neuen Rechtfertigung ansetzte.
„Das tut mir echt leid. Klar, du bist die neue Nachbarin, hab ich gleich gesehen. Ich bin Jo.“
„Hallo Jo“, sagte die Blonde. „Ich heiße Melanie Fegebank. Aber ich muss jetzt weitermachen, wir sehen uns.“
Mit diesen Worten wandte sich Melanie dem nächsten Kunden zu. Jo griff sich seinen Café Latte mittel with extra full vanille flavour und verzog sich an einen kleinen Tisch.
Melanie Fegebank. Irgendwie wurde sein Gehirn heute überschwemmt mit Fege- äh, dings. Während er durch einen Strohhalm seinen Café Latte und so weiter schlürfte sah er Melanie zu, wie sie hinter dem Tresen eifrig Kaffee für die Kunden zubereitete. Süß. Melanie war eindeutig süß. Jo schlürfte seinen Becher leer und verließ das Café. Er musste zur Arbeit, der Zahnschmerz war fast weg.
Als Jo endlich Feierabend machen konnte, war der Gedanke an ein Fegefeuer endlich verschwunden zugunsten der Sehnsucht nach einer heißen Dusche und einem kalten Bier, die Reihenfolge war fast egal. Stöhnend rieb er sich den Nacken und ging in seine Küche, öffnete den Kühlschrank.
„Oh Mann“, erklang eine Stimme, „if bin fo froh, daf du endlif da bift.“
Hä? Jo warf die Kühlschranktür zu und sah sich um. Wo war die Stimme hergekommen?
„He, du da draufen“, erklang es aus dem Kühlschrank, „mir ift langweilig.“
Hm. Ein sprechender Kühlschrank. Jo grinste. Diese Fegefeuergeschichte hatte ihn eindeutig irre gemacht. Entschlossen riss er erneut die Tür auf und fand sich Auge in Auge mit einem – Ding wieder. Allerdings hatte das Ding süße Augen, riesengroß und dunkel.
„Hallo“, sagte das Ding und blinzelte, „darf if hier jetft endlif rauf?“
„Bist du – äh, kommst du aus dem Fegefeuer?“
„Fegefeuer?“ Das Ding blinzelte erneut und grinste dann unverschämt. „Haft du auf einen – Fpraffehler?“
Hä? Jo trat einen Schritt zurück und das Untier sprang auf den Boden, wobei es eifrig mit den Stummeln an seinem Rücken wackelte. Mit einem leisen „Autf“ landete es und rieb sich den Popo.
„Verdammter Mift“, murmelte das Ding, das irgendwie – drachenähnlich aussah.
Allerdings sollten Drachen groß und furchteinflössend aussehen, nicht klein und niedlich. Dieses Geschöpf hatte grün-gelbe Schuppen, einen langen Schwanz und eine spitze Schnauze, was eindeutig Drachenmerkmale waren. Jo plumpste auf einen Stuhl und starrte das Ding an, das sich nun neugierig umsah.
„Alfo“, sagte es, richtete sich auf und sah Jo an, „ wo find die fauren Gurken?“
Faure Gurken? Jo rieb sich über den Nacken und verabschiedete sich im Geiste von einem gemütlichen Fernsehabend.
„Tja, ich weiß ja nicht, wie du in meinen Kühlschrank gekommen bist, aber hängt das irgendwie mit dem Fegefeuer zusammen?“
Das Ding wurde unruhig und begann auf und ab zu trippeln.
„Verdammt“, murmelte es, „falfer Kühlfrank. Fo ein Mift.“
„Wieso Mift?“ Jo hob die Augenbrauen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Das war ja noch schöner, dass dieses kleine – äh, Monster anfing hier zu fluchen.
„Ja, Mift.“ Der Kleine hob den Blick und sah Jo treuherzig an. „Normalerweife lande if in Kühlfränken, wo if gebrauft werde und faure Gurken ftehen.“
Aha. Jo nickte.
„Und – wer bist du?“
„If bin“, das Ding richtete sich stolz auf, „Folfgang fon Hengftenberg, ein Glückfdrafe.“
Aha. Jo nickte verständnisvoll. Klar. Ein Glücksdrache in seinem Kühlschrank. Und im Himmel war Jahrmarkt. Oh Mann, da war es wieder, das Fegefeuer.
„Okay, du bist also ein Glücksdrache. Sehr schön. Gehst du jetzt wieder in den Kühlschrank und verpuffst?“
„If verpuffe nift“, murrte Wolfgang.
„Hm, und was machen wir nun?“
„Haft du einen Fernfeher?“
Jo nickte.
„Fuper! If würde gerne meine Lieblingfferie anfehen“, erklärte Wolfgang und trippelte in den Flur.
Als nächstes hörte Jo, wie in seinem Wohnzimmer der Fernseher anging. Er rieb sich über die Stirn und beschloss, dieses Drachending einfach zu ignorieren. Vielleicht verschwand es dann ja wieder. Also holte er sich
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