Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
in der Holstentherme und überlegte, wo seine Badehose war. Jo ging in sein Schlafzimmer und packte seine Sporttasche, als es auch schon an der Tür klingelte.
„Ich geh jetzt schwimmen“, rief er Wolfgang zu, der immer noch in der Küche mit den Gurken beschäftigt war.
„Warte“, der Drache trippelte in den Flur und sah zu Jo hoch. „If bin wahrfeinlif weg, wenn du wiederkommft.“
„Echt?“ Jo öffnete die Tür und lächelte Melanie zu, bevor er sich wieder dem Drachen zuwandte.
„Maf ef riftig, dann bin if weg“, sagte der und winkte Jo zum Abschied.
Richtig machen? Was denn? Jo folgte Melanie die Treppen hinunter. Sie legten den kurzen Weg zum Schwimmbad zu Fuß zurück.
„Bis gleich“, sagte Melanie und verschwand in den Umkleidekabinen.
Jo nickte und ging in die Herrenabteilung, zog sich seine Badehose an. Prüfend warf er einen Blick nach unten und seufzte leise. Kein Waschbrett, aber auch wenigstens keine Wampe. Eigentlich konnte er sich sehen lassen, beschloss er.
Mit seinem Handtuch über der Schulter ging er in die Halle. Warme Dampfschwaden waberten in der Luft und nahmen ihm den Atem. Melanie wartete schon und sah unglaublich süß aus in ihrem roten Bikini. Jo schluckte und sein Herz klopfte wild, als er auf sie zuging.
„Lass uns erst in die Sauna gehen“, meinte Melanie.
Verdammt. Die Sauna. Jos schlimmster Feind. Aber er folgte Melanie und betrat mit ihr die Sauna, legte sein Handtuch über die Holzplanken und setzte sich gottergeben hin. Schweiß rann ihm über die Brust, perlte auf seiner Stirn. Seine Lunge brannte. Jo sah sich um, er war allein mit Melanie in dieser Hölle.
Fegefeuer. Jo halluzinierte nach wenigen Minuten. Sein Atem ging schwer und er verbrannte innerlich. Die feuchte Luft machte ihn fertig und er legte sich auf den Rücken, versuchte flach zu atmen. Hilfe. Er bekam keine Luft mehr. Mühsam hob er den Kopf, sah den Engel gegenüber, der ihm zulächelte. Sein letztes Stündlein hatte geschlagen. Jo wollte nicht von dieser Welt gehen, ohne dem Engel sein Geheimnis anzuvertrauen. Dann würde er rein sein und direkt im Himmel landen. Im Fegefeuer war er ja schon.
„Melanie“, krächzte er heiser, „bevor ich sterbe, musst du eins wissen: ich bin total in dich verliebt.“
Dann schloss er seine Augen und starb.
Als er wieder erwachte, war Jo im Himmel. Ein Engel beugte sich über ihn und küsste seine Lippen. Jo lächelte selig und atmete tief durch. Sein Blick irrte umher und erkannte Menschen, die um ihn herum standen. Was war das? Menschenauflauf im Himmel?
„Er kommt wieder zu sich“, sagte jemand.
Oh. Jo hob den Kopf und erkannte die Badeanstalt, sah die Sauna, deren Tür offen stand. Und er erkannte Melanie, die ihm zärtlich zulächelte und seine Hand nahm. Also gut, nicht der Himmel, aber kurz davor. Jo grinste und ließ den Kopf wieder sinken.
Als er mit Melanie an der Hand wieder nach Hause kam, war seine Wohnung leer. In der Küche lag ein Zettel, auf dem mit kritzeliger Kinderschrift eine Nachricht stand. Da stand: „Gut gemacht, Jo.“
ENDE
Strohpuppe - ich?
Wer kennt sie nicht, diese komischen Gebilde aus Heuballen. Bei mir lösten sie allerdings Erinnerungen aus, die ich gar nicht haben wollte…
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Mein Job fraß mich auf. Arbeiten, essen, schlafen – okay, fernsehen gab’s auch noch. Und duschen. Zum Glück vergaß ich das nicht, sonst hätte ich wohl inzwischen schon einen ganzen Fliegenschwarm angezogen. Müde stieg ich in meinen Wagen und startete den Motor. Der Porsche Carrera röhrte auf und ich genoss das Gefühl, innerhalb von Sekunden von Null auf hundert Stundenkilometer beschleunigen zu können.
Die Landstraße nahm ich mit 160 Sachen, legte mich in die Kurven, als säße ich auf einem Motorrad. Okay, der Komfort meines Wagens war ähnlich. Die Designer hatten irgendwann in den Siebzigern aufgegeben und dieses Fahrzeug in seinem Urzustand gelassen. Ich liebte Oldies, zumindest, was Fahrzeuge anging. Musikalisch war ich auf dem neuesten Stand. Ich drosselte das Tempo und fummelte an dem Radio herum, bis ich einen Sender fand, der meine Musik spielte. Ah, Monster Magnet, Space Lord.
Die Bässe dröhnten und ich schlug den Rhythmus auf dem Lenkrad mit, als ich aus dem Augenwinkel etwas Merkwürdiges wahrnahm. Augenblicklich trat ich auf die Bremse, kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und sah in den Rückspiegel. Oh mein Gott! Auf dem Feld rechts von mir hatte irgendein Irrer Strohballen
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