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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaiserlos
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vielen hundert Jahren hatte ich das erste Mal hier gestanden und meine große Liebe getroffen. So war es jedes weitere Mal gewesen, wenn ich wiedergeboren wurde. Ich wusste nicht, wie oft und in wie vielen Körpern ich schon gelebt hatte, aber es war ein untrügliches Gefühl, dass es so sein musste. Zu oft suchte mich ein Déjà-vu heim, dachte ich, einen Ort schon gesehen oder einer Situation schon erlebt zu haben.
    Der Regen hatte sich inzwischen in Bindfäden verwandelt, so dass ich meinen Blick gen Himmel richten konnte, ohne erschlagen zu werden. Ich nahm alles in mir auf: die Natur, die Magie der Steine, meine derzeitige Gestalt.
    „Ich bin hier“, murmelte ich.
    Was ich damit sagen wollte, wusste ich nicht. Aber es klang irgendwie – mystisch. Mir war nach Übersinnlichem, Magie. Hier war der Ort, an dem sich regelmäßig für mich mein Schicksal erfüllte. Also wollte ich diesem Platz mit angemessener Hochachtung begegnen.
    Vor einem Jahr allerdings war hier etwas geschehen, das eine Art Entweihung der Stätte darstellte. Ein Hardrockkonzert hatte die Steine durchgeschüttelt. Eigentlich war das nicht meine Musik, trotzdem hatte ich mich überreden lassen, mit meinen Freunden hinzufahren. Es war dann die beste Idee, die ich je gehabt hatte. Ich stand zwischen den Fans, jubelte der Gruppe Nightsoul zu und wartete mit Spannung auf die nächste Band, der Rigor Mortis, als ich ihn sah. Er wirkte unscheinbar, trug einen dieser unmodernen Haarschnitte, die in den Achtzigern als Vokuhila bekannt wurden. Seine Lederjacke und seine ruckenden Kopfbewegungen wiesen ihn als Rocker aus. Er drehte den Kopf und schaute mich an. Blaue Augen. Ich war verloren. Durch die Menge drängelte er sich zu mir rüber, mich immer noch anschauend. Dann stand er vor mir und – lächelte. Himmel, noch nie hatte ich ein so schönes Lächeln gesehen.
    „Hallo, ich bin Erik. Wer bist du?“
    Die Worte hatte er laut gesagt, ich konnte sie trotzdem wegen des Lärms nicht hören, nur von seinen Lippen ablesen.
    „Birgit“, sagte ich automatisch.
    Was mich dazu trieb, einen falschen Namen zu sagen? Der Abend war ohnehin so surreal, warum sollte ich mich mit profaner Wirklichkeit abgeben.
    „Du heißt nicht Birgit.“
    Tja, da hatten wir ja ein romantisches Gespräch am Laufen. Ich musste lachen, was wohl auch an dem gigantischen Alkoholkonsum lag, dem ich mich hingegeben hatte.
    „Stimmt“, brüllte ich.
    Er nickte und lächelte immer noch. Wir standen einfach da, sahen uns an und grinsten. Tja, Romantik pur.
     
    Der Regen hatte inzwischen ganz aufgehört. Ich stand inmitten der Steine und lächelte dümmlich in Erinnerung an das Erlebnis vom letzten Jahr. Gerade wollte ich eine leise Beschwörung murmeln, um die Mystik der Situation zu unterstreichen, als die ersten Touristen den Steinkreis erreichten und die Stimmung zunichtemachten. Neugierig musterte ich die Gruppe, insbesondere die Männer. Aber es war kein geeigneter Kandidat unter ihnen. Ich hielt mich noch eine Weile bei den Steinen auf, beobachtete die Besucher und genoss den Sonnenschein, der auf den Regen gefolgt war.
     
    Schließlich beendete ich meinen alljährlichen Besuch des Steinkreises. Ich ging über den nassen Rasen und erreichte bald das Hotel, in dem ich abgestiegen war. Die Holztreppe, die zu meinem Zimmer führte, war alt und knarrte unter meinen schweren Stiefeln. Ich streifte noch im Gehen meinen Regenmantel ab und stieß die Tür zu meiner Unterkunft auf. Erik lag immer noch im Bett und schnarchte laut. Während ich mich von den Gummistiefeln befreite, betrachtete ich ihn. Tja, dann war er wirklich der Auserwählte. Trotzdem würde ich nächstes Jahr wiederkommen und diese Tatsache erneut überprüfen. Vielleicht war es doch ein Versehen, dass ich ein so lautes und übergewichtiges Männchen abbekommen hatte. Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und auch sie wurde stets wiedergeboren, so wie ich.
     
    ENDE

Rosarote Welt
    Ein Traum – oder ist es die ‚echte‘ Wirklichkeit?
     +++++
    Etwas Nasses leckte über mein Gesicht und weckte mich aus angenehmen Träumen. Mit einer Hand schubste ich den rosa Fellpuschel vom Bett, der protestierend miaute, und sah auf das Ziffernblatt des Weckers, der auf dem Nachtschrank neben dem Kopfende stand. Ah, neun Uhr. Genau der richtige Zeitpunkt, um entspannt aufzustehen und sich langsam auf den Tag einzustimmen.
    In aller Gemütsruhe schob ich mich vom Bett und ging gut gelaunt ins Bad, wo ich meinen Göttergatten

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