Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens
mit Rasierschaum am Kinn vorfand. Wohlwollend glitt mein Blick über seinen straffen Körper, verhielt kurz an seinem Sixpack, bevor er weiter nach oben ging und strahlend blaue Augen fand.
„Guten Morgen, Süße“, sagte er mit einem Lächeln.
„Schatz, gut siehst du aus“, murmelte ich.
„Hm, du auch.“ Mein Gatte warf mir einen Blick im Spiegel zu, während er mit der Rasierklinge über sein Kinn fuhr.
Nach einer erfrischenden Dusche und den üblichen, morgendlichen Verrichtungen verließ ich das Bad, um mich in meinem begehbaren Kleiderschrank in ein passendes Outfit zu kleiden. Mit der computergestützten Simulationsmaschine erstellte ich mir eine Kombination, die von dem vollautomatischen Kleiderschranklager umgehend geliefert wurde. Anziehen musste ich mich noch selbst, aber ein paar Dinge mochte ich wirklich eigenhändig erledigen.
„Mama, ich mach schon mal Frühstück“, erklang die Stimme meines wohlgeratenen Knaben gedämpft durch die Tür.
„Das ist soooo süß von dir“, rief ich zurück und schmunzelte.
Mein Nachwuchs war nicht nur hochbegabt, sondern auch wohlerzogen und artig. Hach, ich hatte so ein Glück mit meiner Familie. Vorsichtig, um meinen Ralph Lauren Hosenanzug nicht zu verknittern, ging ich die Treppe hinunter in die Empfangshalle. Aus der Küche, die im hinteren Teil der schneeweißen Villa lag, die ich mit meiner Familie bewohnte, hörte ich Geschirr klappern und Gelächter. Während ich im halbautomatischen Schuhlager nach meinen Pradastiefeln suchte, kam das rosa Fellbündel die Treppe hinuntergesprungen, um gleich darauf maunzend um meine Beine zu streichen. Ach ja, ich musste Roselinde an die Ladestation anschließen, bevor ich das Haus verließ.
Ich seufzte und fand endlich die passenden Schuhe. An was ich aber auch alles denken musste. Es war wirklich hart, berufstätig und Mutter zu sein, gleichzeitig noch ein Haustier und einen Ehemann zu betreuen.
Auf meinen Pradas mit den zehn Zentimeter Absätzen balancierend erreichte ich die Küche, aus der mir der Duft von frisch gebackenen Brötchen entgegenschlug. Zwei Paar blaue Augen strahlten mir entgegen, zwei Münder lächelten. Ach, was war das Leben schön.
Nach einem ausgiebigen und doch fettreduziertem Frühstück ließ ich den Wagen vorfahren. Fred, wie ich den Autopiloten nannte, grüßte mich freundlich und lenkte mit sicherem Schaltkreis den silbernen Daimler durch die Straßen. Überall lächelten die Menschen, winkten sich freundlich zu. Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel und Fred informierte mich ungefragt, dass es ein wunderschöner Tag bei lauen 20 Grad werden würde. Hach nein, als hätte ich es nicht geahnt. Zufrieden lehnte ich in den beigen Lederpolstern und überlegte, was ich zum Abendessen bestellen würde. Chinesisch? Ach ne, nicht schon wieder. Vielleicht ein blutiges Steak? Hm, schon besser. Mein Gatte liebte Fleisch und da ich ihn von Herzen liebte, würde ich mich seinen Wünschen beugen, auch wenn ich Vegetarierin war. Der Wagen hielt vor dem Firmengebäude, in dem ich meiner Berufstätigkeit nachging.
Graziös ließ ich mich von der Hinterbank gleiten und stöckelte auf den Eingangsbereich zu, in dem mein Chef, wie jeden Tag, auf mich wartete. Er lächelte strahlend und dankte mir für mein Kommen. Charmant geleitete er mich an meinen Arbeitsplatz, erkundigte sich nach meinen Wünschen und brachte mir kurz darauf den bestellten Latte macchiato mit extra viel Schaum. Während ich genüsslich aus der Tasse einen Schluck nahm, fuhr mein PC automatisch hoch. Er hatte einen Anwesenheitssensor, der auf meine Pheromone reagierte. Weiterhin an meinem Latte nippend beobachtete ich, wie der Monitor zum Leben erwachte. Ein schriller Ton erklang und beunruhigte mich, so dass ich die Tasse auf die blankpolierte Ebenholzfläche meines Schreibtisches stellte und mich verwirrt umsah. Der Ton wurde immer lauter, bis ich mir schließlich entsetzt die Ohren zuhalten musste, aber immer noch nicht die Ursache gefunden hatte...
„Aufstehen. Dein Chef hat schon angerufen und gefragt, wo du bleibst.“
Ein unrasierter Typ mit Schmerbauch rüttelte mich und blies mir seinen Morgenatem entgegen. Oh Gott, wo war ich denn? Ein Blick auf den Wecker ließ mich hochfahren. Neun Uhr. Ich hatte verschlafen! Eilig zog ich die Sachen vom Vortag über und rannte die schmale Treppe nach unten. In der Küche fand ich meinen mürrischen Bubi vor, der mich argwöhnisch musterte und brummte: „Ey, so willst
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