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Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens

Titel: Von Kühlschrankdrachen, Superhelden, Feen und anderen Normalitäten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaiserlos
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du aber nicht rausgehen, oder?“
    Ich sah an mir herunter und fand, dass die paar Kaffeeflecken auf meiner Jeans doch gar nicht auffielen. Außerdem hatte ich keine Zeit für solchen profanen Kram. Die Katze suchte sich diesen Moment aus, um mir ihre Liebe mit einem beherzten Sprung an mein Hosenbein zu beweisen.
    Nachdem ich das blöde Vieh endlich losgeworden war, durchforstete ich den Haufen Schuhe im Flur nach einem Paar, das nicht zu abgetragen war. Während ich noch dabei war, in die Sneakers zu schlüpfen, griff ich schon nach meiner Handtasche und ermahnte gleichzeitig den Rotzlöffel, heute mal nicht die Schule zu schwänzen.
    Der kommentierte meine Worte mit einem: „Du kannst mir gar nix.“
    Geflissentlich überhörte ich die Provokation, rief meinem Gatten einen Gruß zu, den dieser mürrisch erwiderte. Schon war ich aus dem Haus, kehrte aber noch einmal um, da ich mein Handy vergessen hatte. Die Missgeburt, die mein Sohn war, hielt es in der Hand und chattete bei Fratzenbuch, als ich atemlos in die Küche stürmte. Ich riss es ihm aus den Fingern und machte mich erneut auf den Weg. In der Bahn ließ ich mich auf eine Bank plumpsen und checkte mein Handyguthaben. Als ich die Abruftaste drückte, erklang ein misstönender Laut, der immer stärker anschwoll und sich nicht abstellen ließ, obwohl ich wie verrückt auf den Tasten dieses verdammten Mobildings rumdrückte. Schließlich warf ich es verzweifelt auf den Fußboden und hielt mir die Ohren zu...
     
    Der Latte war inzwischen kalt geworden. Ich löste vorsichtig die Hände von meinen Ohren und lauschte. Stille. Hm. Was war das denn gewesen? Irgendwie hatte ich das Gefühl, als hätte ich gerade ein anderes Leben gehabt. Aber – das konnte doch gar nicht sein. Es gab doch nur eine Wirklichkeit, oder? Der Gedanke an ein Paralleluniversum beschäftigte mich nur so lange, bis mein Chef mir unterwürfig einen neuen Macchiato serviert hatte. Ah. Ich lehnte mich zurück und lächelte. Die Welt war wieder in Ordnung.
    Also, was wollte ich noch gleich zum Abendessen bestellen?
     
    ENDE

Die Wahrheit ist selten schön...
    Als ich erwache, ist plötzlich irgendetwas anders als sonst. Nur was…?
     +++++
    Der Tag beginnt so normal wie immer. Der Wecker klingelt und ich werfe ihn bei dem Versuch, das Nerv tötende Läuten auszustellen, versehentlich auf den Boden. Auf dem Weg ins Bad ramme ich den Türrahmen, der sich jeden Morgen an einer anderen Stelle zu befinden scheint. Mir den blauen Fleck reibend schaue ich in den Spiegel und schneide eine Grimasse.
     
    Frisch gewaschen, angezogen und leidlich gekämmt trotte ich die Treppe hinunter und gehe in die Küche, wo sich Kind und Gatte am Frühstückstisch anschweigen. Soweit ist es ein völlig normaler Tag. Während ich mir aus der Thermoskanne braune Plörre in einen Becher gieße, geschieht es: ein Beben durchläuft die Atmosphäre. Nein, das trifft es nicht. Es ist wie der Knall eines Überschallflugzeugs, ein Vakuum entsteht. Die Luft zittert, Blasen entstehen dort, wo etwas fehlt.
    Das Ganze spüre ich nur, alle meine Körperhaare richten sich auf. Selbst in mir scheinen Löcher entstanden zu sein, ich fühle mich so – unfertig? Ich werfe einen Blick auf meine Familie, aber die kaut teilnahmslos an ihren Toastscheiben. Nachdenklich koste ich den Kaffee und kippe das Zeug anschließend ins Spülbecken. Ungenießbar, wie immer, doch trotzdem ist irgendwas anders.
    „Ich muss los“, sage ich, schlüpfe in meine Jacke und die Schuhe, schnappe meine Tasche und gehe zu meinem Gatten.
    An dieser Stelle sage ich normalerweise: „Tschüss, Liebling, bis heute Abend“, und gebe ihm einen Kuss.
    Stattdessen kommt aus mir raus: „Bist ganz schön fett geworden.“
    Er hebt den Blick, mustert mich und grinst. „Du wirst auch nicht schöner.“
    Oha. Das hat gesessen. Ich gucke Bubi an und – beiße die Zähne zusammen. Das, was jetzt aus mir raus will, sage ich lieber nicht. Eilig verlasse ich das Haus.
     
    Was war das? Auf dem Weg zum Bahnhof analysiere ich die Situation. Der Satz, den ich meinem Ehemann an den Kopf geknallt habe, entspricht eigentlich mehr meinem Bedürfnis als der andere. Nur, der Ursprungssatz ist netter. Habe ich meine Nettigkeit verloren? Während der ganzen Fahrt grüble ich und schrecke erst hoch, als ein paar Schlägertypen den Waggon betreten und einer von ihnen laut verkündet: „Kein Bock, alle Fahrkarten zu kontrollieren. Schwarzfahrer alle freiwillig zu mir, aber ein

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