Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
Vom Netzwerk:
kräftigen Schnaufern noch immer Agerian ist, der da in einem Bademantel vor mir steht und sich mit einem von Omis flauschigen Flanell-Handtüchern die Haare abrubbelt.
    „Da bist du ja endlich“, sagt er und schüttelt sich Wasser aus dem Ohr.
    „Ist er es?“, ruft jemand von drinnen.
    Agerian dreht sich um. „Ist er.“
    Ein schnelles Quietschen kommt näher. Es ist Elenor in ihren gelben Gummistiefeln.
    „Da bist du ja endlich“, sagt auch sie. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Sie umarmt mich und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Mein lieber Strawo-Krawo, du siehst ja völlig fertig aus! Komm erst mal rein.“
    Meine Beine gehorchen nicht so richtig, also zieht Elenor mich ins Haus.
    „Ich hab doch gleich gesagt, dass wir ihn abholen sollen“, sagt sie zu Agerian, der sich das Handtuch inzwischen um den Kopf gewickelt hat.
    „Er wollte das nicht. Er hat darauf bestanden, alleine herzukommen. Du weißt doch, er braucht immer etwas Zeit, um wieder voll da zu sein.“
    „Trotzdem …“ Sie schaut an mir herab. „Ist das für mich?“
    Ich folge ihrem Blick. Wie durch ein Wunder klemmt das Päckchen noch immer unter meinem Arm. Ich nicke, weil das die kürzeste Antwort ist.
    Elenor legt das Päckchen auf die Kommode und sagt: „Wir päppeln dich erst mal wieder auf.“
    Sie bringt mich ins Wohnzimmer. Der Mann, der auf dem Sofa sitzt, trägt einen mintgrünen Trainingsanzug aus Ballonseide. Davon abgesehen macht er jedoch keinen besonders sportlichen Eindruck. Auch die Wölbung seines Unterhemds lässt vermuten, dass er einen Fußball eher verschlucken würde, anstatt damit zu spielen.
    „Moin Dodo!“, ruft er und salutiert mit dem Zeigefinger. Seine Brillengläser sind so groß, dass sie beinahe bis in den buschigen Schnurrbart hineinreichen.
    „Wer ist das?“, frage ich.
    „Ich glaube, Dodo muss sich erst mal setzen“, sagt Agerian hinter mir.
    „Na logo“, sagt der Fußball-Schlucker im Trainingsanzug und rutscht ächzend ein Polster weiter. „Ist ja genug Platz für alle da.“
    Ich versuche, den Sessel anzusteuern, doch Agerian bugsiert mich Richtung Couch.
    Ich sitze noch gar nicht richtig, da klatscht mir der Fußball-Schlucker schon seine Hand aufs Knie und blökt: „Dodo, altes Haus!“ Alles was er tut, ist sehr laut.
    „Wer sind Sie?“, frage ich und massiere mein Knie.
    Der Fußball-Schlucker sieht mich an, als wäre ihm gerade eine Zahnfüllung rausgesprungen. Dann schaut er Agerian und Elenor an. Schließlich klatscht er mir aufs Knie und grunzt vergnügt: „Na, ich bin‘s doch! Der Manfred.“
    „Wer ist das?“, frage ich noch mal, obwohl ich die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben habe.
    „Mensch, Dodo, weißt du das denn nicht mehr?“, fragt eine dünne Stimme.
    Vor mir auf der Tischkante sitzen zwei winzige Männchen mit komischen Frisuren und lassen ihre kurzen Beine baumeln.
    „Strom-Tom?“, frage ich und beuge mich vor. „Strom-Klaus?“, füge ich hinzu, damit er sich nicht vernachlässigt fühlt. „Seid ihr das?“
    „Na wenigstens kennt er uns noch!“, entgegnet Strom-Tom.
    „Waren ja auch lange genug in ihm drin“, sagt Strom-Klaus und lacht.
    „Das neben dir auf dem Sofa ist Manfred“, sagt Elenor, liefert damit aber auch keine neuen Erkenntnisse.
    Wie auf ein Zeichen hin grunzt Manfred und salutiert mit dem Zeigefinger.
    „Wir haben ihn in den Gunga-Gunga Höhlen gefunden. Ein riesiger Zlatko-Patko hatte ihn als Haushaltshilfe gefangengehalten.“
    „Das war vielleicht ein Ding!“, stellt Manfred lauthals fest und klatscht zur Abwechselung auf sein eigenes Knie. „Nur mit einer Haarklammer hat er Viech platt gemacht! Nur mit einer Haarklammer und einem Erdbeerkaugummi! Ich würd‘s nicht glauben, wäre ich nicht dabeigewesen!“
    Mit jedem Wort, das ich höre, verdoppelt sich die Anzahl meiner unbeantworteten Fragen, weshalb ich spontan beschließe, meine Ohren für einige Zeit zuzuhalten, um nicht Gefahr zu laufen zu platzen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich Omi erst bemerke, als sie einen Kuchen auf den Wohnzimmertisch stellt.
    „Omi …“, sage ich und nehme die Finger aus den Ohren.
    „Mein Junge, wie siehst du denn aus?“, fragt Omi und schüttelt den Kopf. „Ich glaube, das T-Shirt können wir wegschmeißen.“
    „Omi, du lebst!“, sprudelt es aus mir heraus. Um ein Haar falle ich vornüber, als ich sie über den Wohnzimmertisch hinweg umarme, doch Manfred hält mich geistesgegenwertig am Gürtel fest. „Du

Weitere Kostenlose Bücher