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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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zu stöhnen, zu jammern und meine vielen schmerzenden Körperteile zu reiben.
    „Wo sind wir denn jetzt gelandet?“, fragte ich schließlich.
    „Keine Ahnung“, entgegnete Agerian. „Sieht aus wie eine Tropfsteinhöhle.“
    Ich betrachtete die felsigen Wände. Eine Lichtquelle war nicht zu erkennen. Trotzdem war es taghell in der Hölle.
    „Und wie sind wir hierher gekommen?“, fragte ich.
    „Von dort oben.“ Agerian zeigte auf ein Loch am Rand der gewölbten Decke.
    „Ja, nee …“, sagte ich und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. „Ich meine allgemein. Zuerst sind wir in den Platinensümpfen versunken, dann waren wir plötzlich in einer Art Rutsche und jetzt sind wir hier.“
    Agerian nickte. Anscheinend sah er nichts Ungewöhnliches an den Stationen unserer kurzen Reise.
    Ich stand versuchsweise auf. Diverse Teile meines Körpers protestierten lautstark.
    „Bist du verletzt?“, fragte Agerian.
    „Nein, nein, geht schon“, presste ich zwischen den Zähnen hindurch.
    „Gutgut.“
    Ich sah ihn erstaunt an. „Gutgut? Kommst du etwa aus Lichtwiese?“
    „Lass uns gehen“, überging Agerian meine Frage. „Es gefällt mir hier nicht.“
    Womit wir schon zu zweit waren.
    „Aber wie kommen wir hier raus?“ Ich schaute zu dem Loch hinauf. Es befand sich in über zwei Meter Höhe.
    „Am besten nehmen wir den Ausgang“, sagte Agerian und zeigte auf einen Tunnel zu unserer Linken, über dem in Leuchtbuchstaben die Worte Willkommen in San Platino flimmerten.
    „Na fabelhaft!“, sagte ich und lachte zum wahrscheinlich ersten Mal an diesem Tag. „Worauf warten wir dann noch?“
    Wir wollten uns gerade in Bewegung setzen, als wir das Quieken hörten. Es endete in einem Schnarren, war hell, laut und irgendwie niedlich.
    „Hast du das gehört?“, fragte ich sicherheitshalber.
    Agerian nickte. „Das kam von da.“ Er wies in den hinteren Teil der Hölle.
    Ein fußballgroßes Etwas huschte zwischen den Gesteinsbrocken hin und her. Wieder erklang ein helles Quieken.
    „Ich geh mal hin“, flüsterte ich.
    „Aber vorsichtig“, mahnte Agerian. „Wir wissen nicht, was das ist. Und ob es gefährlich ist.“
    „Aber das war doch ganz klein.“
    „Piranhas sind auch ganz klein …“
    Wir erreichten die Steine. In einer Ecke saß zusammengekauert ein pelziges Wesen, das aussah wie ein zu klein geratener Waschbär, dem ein langer Eichhörnchenschwanz gewachsen war. Nur dass es rot-gelb gestreift war.
    „Es versteckt sich“, sagte ich leise. „Das ist ja süß!“
    Ich griff in meine Taschen und löffelte klebrigen Teig heraus, bis ich ein letztes Popcorn fand. Vorsichtig trocknete ich es an meiner Hose ab, ging in die Knie und hielt es dem Waschhörnchen hin. „Ja, schau mal! Feini, feini Popcorn! Ja, komm! Lecker, lecker!“
    Die großen Augen des Waschhörnchens wanderten zwischen mir und dem Popcorn auf meiner Handfläche hin und her. Es schien nachzudenken. Dann sprang es plötzlich hervor, schnappte zielsicher mit seinen kleinen Klauen nach dem Popcorn und verschwand mit kleinen schnellen Schritten zwischen den Steinen.
    „Komm“, sagte Agerian. „Wir müssen weiter.“
    „Okay“, sagte ich und stand wieder af. „Tschüss, Waschhörnchen!“
    Dann gingen wir durch den Tunnel.

San Platino

    Der Tunnel mündete in einer Art Balkon. Wir traten hinaus. Vor uns erstreckte sich eine gigantische Höhle. Der steinerne Himmel reichte bis zum Horizont. Darunter lag ein weitläufiges Tal, in dessen Zentrum sich eine Stadt befand.
    „San Platino“, murmelte Agerian. „Die Stadt unter der Erde.“
    „Du warst schon mal hier?“
    Agerian schüttelte den Kopf. „Ich dachte, sie sei nur eine Legende.“ Er sah mich an. „Komm.“
    Eine mächtige Steintreppe führte hinab. Die Stufen waren hüfthoch, als wären sie für Riesen gebaut. Nach nicht einmal einem Viertel des Abstiegs fing ich an, durch den Mund zu atmen. Schweiß tropfte von meiner Stirn. Wenigstens nahm er den getrockneten Schlamm mit sich.
    „Geht es?“, fragte Agerian. Er sah aus, als wäre er gerade aus einem erholsamen Mittagsschlaf erwacht. Nur die Sumpfreste an Gesicht und Kleidung passten nicht so recht ins Bild.
    „Ja, ja“, sagte ich und schnaufte weiter.
    Agerian nickte.
    „Was willst du eigentlich in Dunkelstadt?“, fragte er einige Stufen später.
    „Ich muss Elenor befreien … und den Löffel zurückholen. Dann wünsche ich Omi und Tante Hablieblieb zu mir … und danach bauen wir Lichtwiese wieder auf

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