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Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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noch, wie ich dir und deiner Omi immer die Post gebracht habe?“
    Ich nickte. „Ja, natürlich.“
    „Du kannst dich also an alles erinnern?“ Er sah mich seltsam an. Irgendwie prüfend, aber zugleich so, als kenne er die Antwort bereits.
    Wieder nickte ich.
    „Sehr gut. Hier in San Platino bin ich nämlich ebenfalls für die Post zuständig. Und zwar für die stille Post.“ Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, so dass Agerian und ich gezwungen waren, uns nach vorne zu lehnen. „Ich habe meine Ohren überall. Ich erfahre so allerhand Dinge. Und ich weiß so einiges über deine kleine Freundin Elenor.“
    „Das heißt, Sie werden mir helfen?“, fragte ich.
    „Ich erzähle dir, was ich weiß. Weil du es bist.“ Er zwinkerte mir zu. „Den Rest müsst ihr selbst erledigen.“
    „Okay.“
    „Nach dem Auftritt bringen die Wachen den Käfig deiner Freundin in den Gepäckraum des Wüstenwurms C-25. Das ist eine Art Zug. Der Hauptbahnhof befindet sich genau unter uns. Direkt unter dem Kubotel.“
    „Und was ist mit den Wachen?“, schaltete sich Agerian ein.
    „Die haben frei bis zum nächsten Morgen, wenn sie den Käfig wieder ins Hotel tragen müssen. Natürlich ist der Teil des Bahnhofs, wo die Wüstenwürmer stehen, nicht frei zugänglich. Aber es gibt einen Weg dorthin. Durch das Belüftungssystem. Zumindest wurde mir das so erzählt.“ Er sah von Agerian zu mir und wieder zurück. „Und? Könnt ihr damit was anfangen?“
    „Ja“, flüsterte ich. „Noch heute Nacht befreien wir Elenor.“
    „Gut“, sagte Herr Langlöffler und lächelte zufrieden. „Ich zeichne euch den Weg am besten auf.“ Er zog die Serviette unter seinem Cocktailglas hervor. In seiner rechten Hand steckte plötzlich ein Kugelschreiber. „Nicht, dass ihr euch nachher noch verlauft.“ Noch immer lächelte er.

Der Wüstenwurm

    Auf allen Vieren robbten wir durch den Belüftungsschacht. Es war stockfinster, eng und heiß und schien immer im Kreis zu gehen.
    „Ich hoffe, wir können deinem Postmann vertrauen“, keuchte Agerian hinter mir.
    Ich überlegte. „Es ist nie ein Brief verlorengegangen.“ Mehr fiel mir dazu nicht ein.
    „Wir sollten vorsichtig sein, mein Freund.“
    Hinter einem Rechtsknick endete der Schacht dann völlig unerwartet. Meine Hände tasteten ins Leere und ich plumpste wie ein nasser Sack hinaus in eine riesige, dunkle Halle. Gebannt lauschten wir, während das Echo meines Sturzes verhallte. Nichts rührte sich.
    Lautlos kletterte Agerian aus dem Schacht und half mir aufzustehen. „Ab jetzt gehe ich vor“, flüsterte er.
    Ich nickte und rieb meinen Ellbogen.
    Direkt vor uns standen aufgereiht nebeneinander etwa ein Dutzend lange Züge, die jedoch eher an Tausendfüßler als an Würmer erinnerten. Dahinter lagen die Bahnsteige: brusthohe Plattformen, die durch brückenartige Gänge miteinander verbunden waren. Es sah tatsächlich aus wie ein Bahnhof. Allerdings fehlten jegliche Schienen, weshalb die Züge wohl auch Krallen anstelle von Rädern besaßen. Tunnel konnte ich ebenfalls keine entdecken. Die dreieckig angeordneten Bohrer an den Köpfen der Wüstenwürmer legten jedoch die Vermutung nahe, dass sie darauf auch gar nicht angewiesen waren.
    „Das ist der C-25!“, beendete Agerian meine Begutachtung der Bahnhofshalle und zeigte auf den zweiten Wüstenwurm von rechts.
    Geduckt liefen wir hinüber. Die Oberfläche der Züge war glatt und glänzte schwarz. Ein Begriff aus dem Biologie-Unterricht stolperte in mein Bewusstsein: Chitin-Panzer. Kurze Zwischenstücke verbanden die Waggons miteinander. Türen waren nirgends zu sehen, genauso wenig wie Fenster oder Beschriftungen. Erst beim fünften Waggon entdeckte Agerian eine Vertiefung in Form und Größe einer seitlich umgestürzten Schrankwand.
    „Das muss die Tür sein“, sagte ich.
    „Und wo ist der Griff?“, fragte Agerian.
    Wir tasteten jeden Quadratzentimeter ab. Agerian nahm mich auf seine Schultern, so dass ich den oberen Rand untersuchen konnte.
    „Das kann doch nicht sein!“, sagte ich, als ich wieder neben Agerian stand. „Irgendwie muss man die doch öffnen können! Wer baut denn solche Türen? Das ergibt doch keinen Sinn!“
    Ich war gerade dabei, mich richtig schön in diese ungerechte Sinnlosigkeit hineinzusteigern, als Agerian sagte: „Vielleicht durch ein Funksignal.“
    Ich stoppte, sah ihn an, ließ den Kopf sinken und schwieg. Einen Moment lang war es still.
    Ein Schnarren erklang, gefolgt von einem Quieken.
    „Was

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