Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Von Lichtwiese nach Dunkelstadt

Titel: Von Lichtwiese nach Dunkelstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
Vom Netzwerk:
kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf hin und her. Es half.
    „Sei kein Langweiler!“, sagte Elenor und zerrte an meinem Arm. „Ich will was unternehmen!“
    „Wahrscheinlich steht sie noch unter Schock“, flüsterte Agerian.
    „Ja, wahrscheinlich ...“
    Elenor ließ von mir ab und begann, abwechselnd auf einem Bein zu hüpfen und dabei „Öde, öde, öde“ zu rufen.
    Ich hockte mich hin und lehnte den Kopf gegen die Waggonwand. Wir hatten Elenor gerettet und waren aus San Platino entkommen. Jetzt war ich einfach nur noch müde. Ich schloss meine Augen. Ich hörte, wie der Wüstenwurm sich durch die Erde bohrte – und wie Elenor Furzgeräusche mit ihrem Mund machte. Irgendwann schlief ich ein.

    Hätte ich damals gewusst, dass wir in eine ganz gemeine Falle getappt waren, die uns der Chef mit Hilfe von Herrn Langlöffler gestellt hatte, wäre ich natürlich niemals in den Sandwurm eingestiegen. Und hätte ich auch nur geahnt, dass wir gar nicht meine kleine süße Elenor gerettet hatten, sondern einen fiesen Elenor-Klon, dann hätte ich diesen Roboter selbstverständlich niemals geküsst. Bäh!
    Hätte, hätte, Herrentoilette.

Band 5
    Dodos Spiel

Ankunft in Las Voltas

    Die Fahrt mit dem Wüstenwurm dauerte den Rest der Nacht, den nächsten Tag und noch eine Nacht lang an. Es kam mir irgendwie länger vor.
    Wenn Elenor nicht damit beschäftigt war, Agerian und mich lauthals als „Langweiler, Langweiler, Langweiler“ zu betiteln, sang sie die Refrains ihrer hundert Lieblingslieder. Ich weiß das, weil ich mitgezählt habe. In den Pausen versuchte ich, sie dazu zu überreden, nur die Melodien zu summen. Später setzte ich meine Bemühungen auch während der Gesangspassagen fort und verlegte mich darauf, Elenor fürs Versteckspielen zu begeistern.
    Agerian unterstütze mich nach Kräften, doch es war zwecklos. Elenor wurde nicht müde, nicht heiser und auch nicht taub von ihrem eigenen Gesang.
    „Zug fahren ist so öde“, verkündete sie jedes Mal, wenn ich lang genug auf sie eingeredet hatte. „Vor allem, wenn man nicht mal rausgucken kann!“
    Danach sang sie wieder.
    Sie hatte ihre Playlist gerade ein drittes Mal beendet, als es uns gelang, sie davon zu überzeugen, dass es im hinteren Teil des Zugs einen Huppa-Duppa-Cola-Automaten gäbe.
    „Echt jetzt?“, fragte sie und sah uns nacheinander mit großen Augen an.
    Wir nickten eifrig. Zarte Sprossen der Hoffnung keimten auf.
    „Da steht ein riesiger Automat“, beteuerte Agerian.
    „Riesig!“
    „Den kannst du gar nicht verfehlen“, fügte ich hinzu.
    „Haben die auch Kirsche-Sahne-Zitrone?“, fragte Elenor.
    „Die haben alle Sorten!“, versicherte Agerian.
    „Bringst du uns welche mit?“, wagte ich den entscheidenden Schritt.
    „Klar!“ Elenor strahlte.
    Es war geschafft. Ich schlief ein, noch bevor das Quietschen ihrer Gummistiefel verklungen war.
    Die Ruhe hielt gefühlte 14 Sekunden. Um genau zu sein, bis zu dem Moment, als Elenor uns wachrüttelte und mitteilte, dass sie ja gar kein Kleingeld dabei habe und sowieso auf Diät sei. Den Rest der Fahrt verbrachte sie wieder mit Singen und „Öde, öde, öde!“-Ausrufen.
    Das Knacken der Lautsprecher kam einer Erlösung gleich. Selbst wenn der Pilot verkündet hätte, dass unsere garantiert tödliche Entgleisung kurz bevorstünde, so hätte er mit dieser Mitteilung doch wenigstens für einige Sekunden Elenor übertönt. Es kam allerdings noch besser.
    „Liebe Gäste des Wüstenwurms C-25“, begrüßte uns eine hohe Stimme. „In wenigen Sekunden erreichen wir unseren nächsten Halt: Las Voltas. Wir hoffen, dass Ihnen die Fahrt gefallen hat. Ihr Team des C-25 bedankt sich für Ihre Aufmerksamkeit und überlässt Sie nun Ihrem Schicksal.“
    Ein zweites Knacken beendete die Durchsage.
    Der Wüstenwurm wurde irritiert schnell langsamer und hielt schließlich an. Die Schiebetüren glitten zur Seite, als wäre nichts geschehen. Als wären wir nicht für über 36 Stunden ihre Gefangenen gewesen. Ich trat hinaus, bevor sie es sich anders überlegen konnten. Jubelschreie und Applaus peitschten uns entgegen, irgendwo dazwischen spielte ein Spielmannszug. Meine Augen – gewöhnt an die Lichtverhältnisse einer abgedunkelten Konservendose – waren mit dem grellen Sonnenlicht hoffnungslos überfordert. Ich erblindete schlagartig, was dazu führte, dass ich den Tumult um mich herum nur noch deutlicher wahrnahm. Neben mir fragte Agerian: „Was ist hier denn los?“
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher