Von Liebe stand nichts im Vertrag
wenigen Stunden würde sie Mrs. Hunter sein.
Verheiratet. Konnte das wahr sein? Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien, doch Dev ging schon auf den Chauffeur zu.
„Da sind wir“, sagte er und deutete auf das Schild.
„Mr. Hunter.“ Der Fahrer lächelte. „Mein Name ist Johnson. Haben Sie Gepäck?“
Dev zeigte auf die kleinen Bordkoffer, die sie bei sich hatten. „Das ist alles.“
Johnson nahm die Koffer und führte sie zu einer weißen Stretchlimousine. Dev öffnete eine Tür und forderte Noelle auf, hinten einzusteigen.
Kreidebleich vor Aufregung saß sie dann auf der ledernen Sitzbank und kämpfte gegen eine Ohnmacht an.
Dev sah sie an und nahm ihre Hand. „Vergiss nicht zu atmen.“
„Das sagst du so oft“, murmelte sie. Wieder war sie sich der Wärme seiner Hand bewusst. Sie fühlte sich in seiner Nähe unendlich geborgen.
„Du gerätst in letzter Zeit häufig in Panik. Alles wird gut. Wir bringen es heute hinter uns, und dann ist das Schlimmste geschafft.“
„So etwas habe ich noch nie getan.“
Dev lächelte. „Was? Weglaufen und heiraten? Für mich ist es auch das erste Mal.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Es ist nicht allein das Weglaufen. Das Ganze …“
„Ach was. Tu einfach so, als sei es ein ganz normales Wochenende. Wir sind hier, um uns zu amüsieren.“
„Ein normales Wochenende?“ Noelles Stimme überschlug sich beinahe. „Wir kennen uns kaum, und wir heiraten, weil ich ein Baby von deinem verstorbenen Bruder bekomme. Ich weiß nicht, was daran normal sein soll.“
Dev beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Du schaffst das schon.“
Aber Noelle blieb skeptisch. Dev hielt ihre Hand, bis sie den Haupteingang des Bellagio erreichten. Noelle erkannte den zauberhaften See vor dem prächtigen Hotel wieder, den sie im Fernsehen und in Filmen gesehen hatte.
„Ich bin noch nie hier gewesen“, flüsterte sie beeindruckt.
„Im Bellagio oder in Las Vegas?“
„Sowohl als auch.“
„Ich glaube, es wird dir gefallen.“
Fasziniert musterte sie die hohe Glasdecke der Eingangshalle. Wo sie auch hinschaute, überall funkelten Glasblumen in allen Regenbogenfarben. Von der Halle aus führte Dev sie durch einen Wintergarten, der für die Feiern des bevorstehenden 4. Juli dekoriert war.
„Das gefällt mir“, freute sich Noelle. „Einfach hinreißend.“
„Sie wissen, wie man die Menschen beeindruckt“, sagte Dev. „Komm mit.“
Sie durchquerten einen Teil des Casinos, in dem meilenweit Spieltische und Spielautomaten aneinandergereiht standen.
Noelle war überrascht, was für einen ungeheuren Lärm diese Geräte machten. „Unglaublich viele Menschen spielen hier“, staunte sie. „Woher haben sie bloß das Geld?“ Sie hatte zehn Dollar mitgebracht, aber damit würde sie wohl nicht weit kommen.
An der VIP-Rezeption zeigte Dev seine Kreditkarte vor und unterschrieb ein Formular. Während der Mann in Uniform die Zimmerschlüssel heraussuchte, wandte er sich an Noelle.
„Diese Karte wollte ich dir eigentlich schon vor der Abreise geben“, sagte er und reichte ihr eine Kreditkarte mit ihrem Namen. „Wenn du nicht gerade ein teures Auto kaufst, wirst du das Limit wohl kaum erreichen.“
„Ich brauche die Karte nicht“, sagte sie auf dem Weg zum Lift.
„Doch, du brauchst sie. Womit willst du Lebensmittel, Benzin oder andere Dinge für das Haus einkaufen? Wenn du nun ein neues Kleid, Schuhe oder einen kleinen Hund haben möchtest …?“
Noelle warf ihm einen kurzen Blick zu. „Im Moment könnte ich auf einen Hund verzichten.“
„Ich weiß.“ Er nahm ihre Hand. „Noelle, wir heiraten. Eine Kreditkarte gehört dazu – wie der Ehering.“
Sie wusste nicht, ob sie sich je daran gewöhnen würde, sein Geld auszugeben. „Ich glaube nicht, dass mir das gefällt.“
„Du hast doch den Vertrag gelesen. Ich habe versprochen, dich zu unterstützen.“
„Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe.“
Inzwischen waren sie in ihrem Stockwerk angekommen. Noelle hatte nicht auf die Zimmernummer geachtet und wusste nicht, nach welcher Seite sie sich wenden sollte. Glücklicherweise hielt Dev ihre Hand, sodass sie ihm einfach nur über den breiten Flur folgen musste.
Ihr Zimmer hatte Doppeltüren. Zuerst gelangten sie in ein Wohnzimmer, das dieselbe Größe wie die ganze obere Etage ihres Elternhauses hatte. Die Einrichtung bestand aus einem runden Tisch, der Platz für sechs Personen bot, einer Bar, zwei Sitzgruppen und einem Fernseher, so groß
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