Von Liebe stand nichts im Vertrag
brechen würde. Im nächsten Augenblick war die Zeremonie auch schon zu Ende.
„Geht es dir gut?“, fragte Dev, als er die Tür zu ihrer Suite öffnete.
„Ja, alles in Ordnung.“
Jetzt war sie verheiratet. Noelle fühlte sich als dieselbe Frau wie vor einer halben Stunde. Außer dem schmalen Platinring neben dem Verlobungsring hatte sich nichts geändert. Müsste sie jetzt nicht ein ganz anderer Mensch sein?
„Hast du gestern Abend etwas gegessen?“, fragte Dev.
Noelle sah den Mann an, den sie gerade geheiratet hatte. „Wie bitte?“
„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“
Noelle hatte weder essen noch schlafen können. „Am Donnerstag.“
„Das kann nicht gesund sein.“
Er führte sie zu dem großen Tisch. Erst jetzt sah Noelle all die Schüsseln und die Champagnerflasche in dem Eiskühler.
Nachdem Dev die Flasche entkorkt hatte, gab er etwas von dem schäumenden Getränk in zwei Gläser. „Ich weiß, du bist schwanger und erst neunzehn, aber ich denke, zu deiner Hochzeit möchtest du gern mit einem Schluck Champagner anstoßen.“
Noelle lächelte ihn an. „Ich bin übrigens schon zwanzig. Letzte Woche hatte ich Geburtstag.“
„Entschuldige bitte. Das habe ich ganz vergessen.“
Endlich ließ Noelles innere Spannung nach. Sie lachte. „Ich habe nicht erwartet, dass du daran denkst, Dev. Kein Problem.“
„Auf deinen Geburtstag. Und auf uns.“
Aber die sprudelnden Perlen schmeckten fad. Noelle glaubte nicht, dass es an dem Champagner lag. Im Moment schmeckte ihr wahrscheinlich gar nichts. Sie stellte das Glas ab und versuchte, das Zittern ihres Körpers zu verbergen. Ich bin so müde, dachte sie. Müde, verwirrt und nicht sicher, was er von mir erwartet …
Als sie leicht schwankte, ergriff Dev ihren Arm. „Ist dir nicht gut?“
„Doch, alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geschlafen.“ Die Erschöpfung spiegelte sich in ihren Augen wider.
„Möchtest du dich hinlegen?“
„Ich kann doch nicht schlafen.“
„Oh. Vielleicht täuschst du dich.“ Dev gab ihr einen leichten Schubs in Richtung ihres Schlafzimmers. „Geh nur.“
„Und was wird aus dem Abendessen? Du hast dir so viel Mühe gegeben.“
„Keine Sorge.“
Einen Moment war sie noch hin und hergerissen, ob sie tun durfte, was sie wollte, oder doch lieber, was sie sollte … Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste Dev auf die Wange.
Die Berührung war nur kurz, aber Dev verspürte auf einmal das Verlangen, den Kuss leidenschaftlich zu erwidern. Wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, wollte er noch viel mehr …
Stattdessen stand er nun allein in der Mitte des Hotelzimmers mit einer bereits geöffneten Flasche Champagner und einem romantischen Dinner für zwei.
Entschlossen ging er zur Minibar und entnahm ihr alles, was die Aufschrift „Scotch“ trug. Wirklich, eine tolle Hochzeitsnacht, dachte er, als er die erste Flasche öffnete und den Inhalt hinunterkippte.
6. KAPITEL
Auf dem ganzen Weg zu ihren Eltern drehte Noelle nervös an ihren Ringen. Ihr Magen war in Aufruhr wie nie zuvor. Zweifelnd sah sie Dev an. „Meinst du, wir haben es bald geschafft?“
„Wenn dieser Besuch hinter uns liegt, wird es einfacher werden“, versuchte Dev sie zu trösten.
„Aber ich muss ihnen noch erzählen, dass ich schwanger bin …“
„In ein paar Wochen.“
„Ich weiß. Am besten versuche ich, nicht daran zu denken.“
Inzwischen hatte sie gelernt, lästige Gedanken zu verdrängen und für den Augenblick zu leben. Am Abend nach der Hochzeitszeremonie hatte sie sich in ihrem weißen Kleid auf dem großen Bett ausgestreckt, in dem Glauben, keine Sekunde schlafen zu können.
Als sie das erste Mal aufwachte, war es kurz nach Mitternacht gewesen. Sie beschloss zu duschen, kroch wieder ins Bett und schlief tief und fest bis beinahe acht Uhr am nächsten Morgen.
In einem der Cafés hatten sie dann später in aller Ruhe ein Frühstück zu sich genommen, bevor sie am Nachmittag wieder nach Hause flogen.
Heute wollten sie Noelles Familie die Neuigkeit von ihrer Heirat beichten. Anschließend würde Noelle ein paar Koffer packen und in Devs Haus ziehen.
Keine große Sache, wenn sie nicht weiter über die Details nachdachte.
Bevor ihr ganz klar war, was sie ihren Eltern sagen sollte, parkte Dev schon vor ihrem Elternhaus. Im Gegensatz zum vergangenen Wochenende herrschte heute vollkommene Stille im Haus. Noelles Schwestern verbrachten den Tag bei ihren Freundinnen. Aber Noelle hatte
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