Von Liebe stand nichts im Vertrag
sollte.
Ihre Eltern waren normalerweise gemeinsam nach Hause gekommen. Kamen sie einmal getrennt, umarmte und küsste ihre Mutter ihren Vater. Aber das erschien Noelle in ihrem Fall unpassend. Dev anzulächeln und zu fragen, wie sein Tag verlaufen sei, kam ihr auch merkwürdig vor – wie in einem Theaterstück.
„Das Essen ist in zehn Minuten fertig“, sagte sie. „Ziehst du zu Hause normalerweise etwas Bequemeres an?“
„Ich ziehe mich später um.“ Dev stellte seine Aktentasche auf den Fußboden. „Hast du dich schon ein bisschen eingelebt?“
Noelle nickte. Er sieht gut aus, dachte sie, als er sein Jackett ablegte und die Ärmel seines Hemdes aufkrempelte. Müde wirkte er, aber sehr attraktiv.
„Die meisten lebensnotwendigen Dinge habe ich gefunden.“
„Und wie fühlst du dich?“
Wie sollte sie sich fühlen? „Oh, du meinst, wegen des Babys?“ Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. „Ehrlich gesagt spüre ich gar nichts. Ich weiß nicht, wann man die ersten Symptome bemerken sollte. Meine Mutter kann ich danach schon gar nicht fragen. Aber ich habe einen Termin beim Arzt abgemacht.“
„Gut. Wann? Ich begleite dich. Ich möchte bei allem für dich dabei sein.“
Seine Worte taten ihr gut. „Das wäre schön. Ich gebe zu, ich hatte Angst – weil es das erste Mal für mich ist.“
„Für mich auch.“
Während des Essens erzählte Dev ihr von den Ereignissen des Tages. Als er fertig war, sagte sie: „Ich habe mich für den Sommerkurs angemeldet. Mathematik gehört zwar nicht zu meinen Stärken, aber das Fach ist nun einmal Pflicht. Also habe ich beschlossen, Mathe so schnell wie möglich hinter mich zu bringen in einem schrecklichen Crashkurs von sechs Wochen. Drei Stunden am Tag, vier Tage in der Woche. Und am Montag fange ich gleich an.“
„Ausgezeichnet.“ Dev nahm sich noch mehr vom Hackbraten. „Ich bin total begeistert von deiner Kochkunst, Noelle. Wenn du aber zum Kochen keine Zeit hast, sobald du in der Schule bist, mach dir keine Sorgen. Deine Ausbildung sollte an erster Stelle stehen.“
„Und das Baby.“
„Das Baby kommt doch erst im nächsten Jahr.“
Noelle nickte. „Ich glaube Anfang März.“
„Du kannst also dieses Herbstsemester besuchen, das Frühjahrssemester lässt du aus, und deinen Abschluss machst du dann im darauffolgenden Januar.“
So weit hatte Noelle noch nicht gedacht. „Toll. Das Baby wäre dann etwa sechs Monate alt, wenn ich wieder aufs College ginge. Unsere kirchliche Kindertagesstätte hat einen hervorragenden Ruf. Außerdem wird meine Mutter glücklich sein, ihr erstes Enkelkind zu sehen, sooft sie möchte.“
Das Thema war doch ziemlich anstrengend. „Da ich gerade von meiner Mutter spreche: Sie will noch immer ein großes Fest geben, aber dafür braucht sie Zeit. Vorher möchte sie für uns wenigstens eine kleine Party veranstalten. Wahrscheinlich nur für meine Freundinnen, falls du nichts dagegen hast.“
„Finde ich gut. Da wünsche ich dir viel Spaß.“
Typisch Mann, dachte Noelle lächelnd. „Aber wir brauchen eine Wunschliste. Die Leute wollen uns Geschenke machen. In der Küche ist alles Notwendige vorhanden. Es gibt allerdings nur ein Tafelgeschirr. Vielleicht könnten wir uns ein Service für besondere Gelegenheiten wünschen?“
„Das interessiert mich nicht sonderlich. Bitte such nach deinem Geschmack aus, was du haben möchtest. Dann kannst du es auch mitnehmen, wenn dies alles vorbei ist.“
Mit „dies“ meinte er ihre Ehe. „Das interessiert dich nicht?“ Noelle war überrascht, wie enttäuscht sie darüber war.
„Du hast doch sicher Freude daran, Wäsche und Geschirr auszusuchen, oder?“
Nicht allein, dachte Noelle niedergeschlagen. Vielleicht halfen ihr ja Rachel oder Crissy. Was natürlich etwas ganz anderes war, als in Devs Begleitung einkaufen zu gehen. Schließlich wollte er auch von den Tellern essen.
„Ich wollte dich noch etwas fragen“, begann Dev und sah sie an. „Eigentlich hätte ich es schon früher ansprechen sollen. Möchtest du dich mal mit einem Trauerpsychologen über Jimmy unterhalten?“
Er wollte kein Geschirr auswählen, bot ihr aber eine Therapie an. „Es geht mir doch gut“, antwortete sie. „Ich weiß, Jimmy und ich waren eine Zeit lang zusammen. Er sprach vom Heiraten, aber …“ Noelle räusperte sich. „Ich glaube nicht, dass es wirkliche Liebe war.“
Dev richtete sich starr in seinem Stuhl auf. „Wir müssen nicht darüber sprechen“, wehrte er schroff
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