Von Liebe stand nichts im Vertrag
planen. Außerdem hat Dev gerade sehr viel in der Firma zu tun.“
„Das ist schade.“ Lily sah Noelle an. „Aber jetzt erzähl mir endlich alles.“
„Worüber …?“
„Du weißt schon.“ Lily senkte die Stimme. „Sex. Mom hat uns ja einiges erzählt, aber ich will Einzelheiten hören. Ist es abschreckend? Wundervoll? Wie in den Romanen? Siehst du Sterne, oder fühlst du dich wie auf Wolken?“
Noelle errötete. „Darüber rede ich nicht mit dir. Das finde ich unpassend.“
„Ich bin achtzehn und deine Schwester. Komm schon. Du willst doch sicher nicht, dass ich experimentiere, bis ich es selbst herausgefunden habe, oder?“
„Du willst mich erpressen. Vergiss es. Das ist zu privat.“
So privat war es nun auch wieder nicht. Noelle hatte nur nichts zu sagen. Ihre einzige Nacht mit Jimmy bestand aus nebelhaften Erinnerungen an Schmerz und Peinlichkeit. In den wenigen Stunden hatte Jimmy sie mehrmals genommen, doch bevor sie merkte, was er tat, oder was von ihr erwartet wurde, war schon alles vorbei. Sie wusste gar nicht, warum manche Menschen so viel Wert darauf legten …
Dev stand im Wohnzimmer, die Terrassentür war weit geöffnet. Er hatte hinausgehen und seine neue Schwägerin begrüßen wollen. Bei dem aktuellen Thema jedoch hielt er es für klüger, sich einen Moment zurückzuhalten.
„Erzähl mir wenigstens, ob es beim ersten Mal wehtut“, drängte Lily.
„Etwas“, gab Noelle zu. „Es war ein bisschen unangenehm. Aber Dev war sehr behutsam und … hat mich sogar zum Lachen gebracht. Er war wundervoll.“
Dev trat ins Haus zurück und schloss leise die Terrassentür. Mit Jimmy als typischem Zwanzigjährigen war das erste Mal für Noelle verständlicherweise kein Erlebnis, an das sie sich gern erinnerte. Er selbst wäre in Jimmys Alter auch nicht gerade ein toller Liebhaber gewesen. Am liebsten hätte er sich jetzt bei Noelle für jene Nacht mit Jimmy entschuldigt, obwohl er dafür nun ganz bestimmt nicht verantwortlich war.
Nachdem Lily gegangen war, ging Dev zu Noelle in die Küche. „War es schön mit deiner Schwester?“, fragte er. „Ich wollte zu euch in den Garten kommen, aber ich hörte, worüber ihr euch unterhalten habt.“
Noelle spürte, wie ihre Wangen sich röteten. „Ach, das meinst du.“
„Danke für dein Kompliment.“
Ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. „Irgendetwas musste ich ja sagen. Ich durfte doch nicht zugeben, dass ich mit Jimmy geschlafen hatte.“
„Oder dass es nicht so toll mit ihm war.“
Noelle sah ihn an. „Woher weißt du das?“ Sie klang geschockt. „Hat er etwa gesagt, dass ich nicht gut im Bett sei?“
„Kein Wort.“ Dev lehnte sich gegen den Tresen. „Die wenigsten Männer sind in ihrer Jugend gut im Bett. Sie lassen sich keine Zeit, sondern sind in dem Alter nur an ihrem eigenen Vergnügen interessiert.“
„Du eingeschlossen?“
„Ich war nicht immer so sanft.“
Noelle musste lachen. „Danke jedenfalls, dass du es mir gesagt hast. Ich war damals nicht sicher, was ich davon halten sollte. Es war so …“
„Schnell?“, fragte Dev.
„Das auch. Und es tat weh. Ich war verwirrt und traute mich nicht, ihn zu fragen.“
„Nächstes Mal wird es besser. Im Laufe der Zeit werden die Männer geschickter.“
„Was willst du damit sagen?“
Dev war nicht sicher, ob er sich mit Noelle auf dieses Thema einlassen wollte. Er fürchtete, wenn er jetzt so ganz unverbindlich über Sex redete, könnte es passieren, dass ihn ein unkontrolliertes Verlangen überfiel.
Leider spielte ihm sein Körper trotzdem einen Streich. „Das Ganze dauert länger.“
„Und das soll gut sein?“ Noelle zog eine Grimasse. „Ich möchte nichts Schlechtes über Jimmy sagen, aber die Nacht mit ihm war nicht gerade berauschend. Ich würde es nie wieder tun, es sei denn, es wäre anders …“
Devs Verlangen, ihr die verschiedenen Möglichkeiten zu beweisen, wuchs ins Unermessliche.
Hastig verließ er die Küche.
Im Handarbeitsunterricht musste Noelle ihren Freundinnen genau über ihr neues Leben berichten.
„Du bist jetzt verheiratet“, stellte Crissy fest und lächelte. „Wie läuft es denn, Noelle? Geht es dir gut? Hast du denn nichts Besonderes zu berichten?“
„Es ist schon eine vollkommen neue Situation. Dev ist wirklich lieb, aber wir kennen uns noch zu wenig. Ich weiß nie, was er von mir erwartet. Ja, ich weiß ja auch nicht, was ich von ihm erwarte. Bis jetzt gehen wir sehr höflich miteinander um.“
„Gute Manieren
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