Von Liebe stand nichts im Vertrag
ab.
Offenbar war ihm das Gespräch peinlich. Warum? Weil sie die Beziehung mit seinem Bruder realistisch sah? Wäre es ihm lieber, wenn sie total verliebt ineinander gewesen wären? Oder missbilligte er, dass sie sich einem Mann hingegeben hatte, den sie nicht wirklich liebte?
„Das Essen war köstlich.“ Dev trug seinen Teller zum Tresen. „Ich habe mir Arbeit mit nach Hause gebracht. Bitte entschuldige mich.“
Heute Abend würde Noelle ihn also kaum wiedersehen. Wir werden getrennte Wege gehen, schloss sie daraus. Sie fühlte sich unbeschreiblich einsam, verloren in diesem wunderschönen großen Haus, an der Seite eines Mannes, der nicht viel mit ihr zu tun haben wollte.
Einsam und verloren – was konnte sie dagegen tun?
7. KAPITEL
Am nächsten Abend kam Dev beinahe zwei Stunden früher nach Hause. Laute Musik dröhnte durch das Haus. Noelle lag ausgestreckt auf dem Sofa im Wohnzimmer und blätterte in einem dicken Lehrbuch.
Statt der konservativen Kleidung vom Abend zuvor trug seine Frau – seit knapp einer Woche Mrs. Hunter – Shorts und ein Top. Sie war barfuß, hatte das Haar hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und kaute Kaugummi. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie hinreißend und begehrenswert sie war – eine echte Traumfrau. Aber er durfte nicht von ihr träumen.
Er zwang sich, seine erotischen Träume zu verdrängen. Ihre Beziehung war eine aus Vernunftgründen geschlossene Ehe, die nur auf dem Papier bestand, basta. Außerdem hatte er sich gestern Abend abscheulich benommen. Er hatte nur herausfinden wollen, ob sie noch um Jimmy trauerte oder nicht. Zu wissen, dass sie der Verlust nicht allzu sehr erschütterte, machte sie irgendwie erreichbarer für ihn. Verdammte Heuchelei. Vielleicht war er ja derjenige, der eine Psychotherapie brauchte.
Entschlossen stellte er den CD-Player leiser. Noelle zuckte zusammen und sprang auf. Das Lehrbuch fiel auf den Boden.
„Dev!“, rief sie. „Du kommst aber früh.“ Verlegen fuhr sie sich durchs Haar und zupfte an ihrem Top herum. „Ich bin noch gar nicht fertig.“
„Du wohnst hier“, erinnerte Dev sie. „Da gibt es keine Zwänge.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich wollte mich doch noch umziehen.“
„Für mich brauchst du das nicht zu tun. Ich finde, so siehst du wunderschön aus.“
Noelles Versuch zu lächeln misslang. Sie streifte das Band aus ihrem Haar und ließ die Locken weich über ihre Schultern fallen.
Was für ein aufreizender Anblick, dachte Dev. Trotz der kühlenden Klimaanlage war ihm auf einmal heiß. Er hatte das Gefühl, seinen Kragenknopf aufreißen und die Krawatte ablegen zu müssen.
Stattdessen ging er zu dem großen Paket, das er an der Tür zum Wohnzimmer abgestellt hatte, und hob es auf. „Ich habe dir etwas mitgebracht, Noelle.“
„Mir? Wirklich?“ Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
„Es tat mir so leid, dass ich deinen Geburtstag vergessen habe“, erklärte Dev. Er wollte sich für sein Verhalten am Abend zuvor entschuldigen, überlegte es sich dann aber doch anders. Vielleicht war es besser, heute nicht noch einmal alles wieder aufzuwärmen.
„Du brauchst mir doch nichts zu schenken“, sagte Noelle höflich, obgleich sie beinahe vor Neugier zitterte.
„Du kannst dich aber nicht gut verstellen“, lachte Dev. „Ich sehe dir doch an, dass du das Päckchen am liebsten sofort aufreißen möchtest.“
„Ich liebe Überraschungen. Am Weihnachtsmorgen war ich früher immer als Erste auf den Beinen.“
„Und warum wartest du jetzt so lange?“
Noelle ließ sich vor dem Sofatisch auf die Knie nieder und zupfte an der Verpackung. In null Komma nichts hatte sie das Paket ausgepackt und blickte staunend auf den silbernen Laptop, den Dev für sie gekauft hatte.
Dev hockte auf der Kante des weichen Sessels. „Er ist schön leicht und arbeitet drahtlos. Du kannst ihn mit in den Unterricht nehmen und überall online gehen, wo du bist. Sogar draußen am Pool.“
Noelle öffnete den Laptop und fuhr sanft mit den Fingern über die Tasten. „Wie schön. Schließlich will ich ja auch allen möglichen Leuten vom Pool aus E-Mails schicken.“ Sie sah Dev an. „Das ist wirklich sehr lieb von dir, Dev. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
Er zuckte die Schultern. „Weil ich dachte, dass du noch keinen hast.“
„Stimmt. Einfach toll. Ich danke dir.“
„Okay. Dann können wir später vielleicht online gehen und eine Wunschliste für die Hochzeitsgeschenke
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