Von Liebe stand nichts im Vertrag
ab. Sie brauchte nur mit den Fingern nach ihm zu schnippen. Warum fühlte er sich nicht wohl bei diesem Gespräch? Müsste er sich nicht freuen, wenn ihm diese wunderschöne Frau ein solches Angebot machte?
Ja. Aber er wusste nicht, ob es gut für Noelle war. Immerhin war sie die Freundin seines Bruders gewesen. Die Situation war schwierig.
Und wie sollte es danach weitergehen? Wenn sie miteinander schliefen? Die Frauen, die er bisher in seine Nähe gelassen hatte, kannten die Regeln: Kein „Auf immer und ewig“.
Noelle stand auf. „Ich sehe, du bist noch nicht dazu bereit. Wie du willst. Ich warte. Das Angebot bleibt bestehen.“
Dann ging sie aus dem Zimmer.
9. KAPITEL
Für Dev stand fest, dass es eine Liebesbeziehung zwischen ihm und Noelle nicht geben durfte, ganz gleich, wie leidenschaftlich er sie auch begehrte. Sie war von seinem Bruder schwanger und hatte weder das Temperament noch die Erfahrung seiner früheren Freundinnen. Zudem kannte sie wahrscheinlich auch nicht die Spielregeln.
Trotzdem wollte er sie. Je länger er sie kannte, und je besser er ihren Charakter kennenlernte, desto mehr begehrte, respektierte und bewunderte er sie.
Beinahe eine Woche nach ihrem denkwürdigen Gespräch kam er in die Küche. Wieder einmal war er gefasst auf ihre direkten Fragen. Stattdessen tanzte sie zu Countrysongs aus dem Radio vor dem Herd herum.
An den Abenden zuvor hatte sie sich nach klassischer Musik bewegt oder zum Bebop-Stil der Vierzigerjahre gehüpft. Noelle besaß viele Qualitäten – langweilig war sie nie.
„Hey!“, begrüßte sie ihn. „Das Essen ist in zehn Minuten fertig, falls du dich noch umziehen möchtest.“
Sie kam lächelnd auf ihn zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und küsste ihn. „Hähnchen in Marsalawein. Es ist das Lieblingsgericht meiner Mutter, einfach köstlich. Ich hoffe, du hast Appetit.“
Dieser Kuss.
Wenn Dev nicht alles täuschte, wurde er gerade von seiner eigenen Frau verführt …
„Hast du keine Hausaufgaben zu erledigen?“, fragte er, als sie nach dem Essen die Küche aufgeräumt hatten.
Noelle schüttelte den Kopf. „Alles fertig. Und du? Noch Büroarbeit?“
„Nein“, sagte Dev, wünschte aber, er hätte es nicht gesagt. Nun lag der Abend endlos vor ihnen …
„Es gibt etwas, was ich mit dir besprechen möchte.“
Mit diesen Worten ging sie ins Wohnzimmer voran. Am liebsten hätte Dev sich in sein Arbeitszimmer verzogen, aber er wollte auch nicht feige sein. Hauptsache, es ging nicht um Sex.
„Ich habe noch einmal über unsere Diskussion nachgedacht“, sagte Noelle und ließ sich auf das Sofa fallen.
Dev unterdrückte ein Stöhnen.
„Geht es um Jimmy? Weil ich mit ihm zusammen war?“
Sie lässt einfach nicht locker. Es gab nur eine Möglichkeit, die Diskussion zu beenden: miteinander ins Bett zu gehen.
„Ja. Ich sehe dich immer noch als Jimmys Freundin.“
Noelle nickte. „Das war einmal. Du glaubst, du verletzt das Andenken deines Bruders?“
Dev zögerte. „Das würde ich nicht so sagen. Aber trotzdem bleiben eine Menge Fragen.“
„Du weißt, ich habe ihn nicht richtig geliebt“, sagte Noelle.
Wenn Jimmy noch lebte, hätte Dev ihn gezwungen, Noelle zu heiraten. Aber er zweifelte, dass die Ehe von Dauer gewesen wäre.
Noelle seufzte. „Es muss sehr schwer für dich sein. Ich kannte Jimmy nur für ein paar Monate. Aber ihr habt zwanzig Jahre zusammengelebt. Du musst jetzt mit seinem Tod, mit meiner Schwangerschaft und mit mir zurechtkommen. Ich will dich nicht drängen, Dev, und möchte es dir nicht schwer machen. Trotz aller Probleme halten wir uns doch hervorragend.“
„Das finde ich auch. Und du machst es mir auch nicht zu schwer.“
Sie lächelte. „Gut zu wissen. Aber eines darfst du nicht vergessen. Das Baby wird immer größer, und wir wollen es doch nicht noch komplizierter machen.“
Verflixt, er wusste nicht, was er sagen sollte. Selbst als sie vor Verlegenheit rot wurde, sah sie ihm direkt in die Augen.
Natürlich war ihm gar nicht wohl bei dem Gedanken an ein zweijähriges Zölibat – erst recht nicht, wenn er mit einer so verführerischen jungen Frau unter einem Dach lebte – mit der er auch noch verheiratet war! Aber er hatte Rücksicht zu nehmen. Auf ihre Unerfahrenheit und die Umstände. Und trotzdem … sein Verstand setzte aus, und die Vernunft ließ ihn langsam aber sicher im Stich.
„Komplikationen gibt es schon genug.“ Dev räusperte sich. „Du musst mir einfach vertrauen. Und jetzt
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