Von Liebe stand nichts im Vertrag
„Das darfst du nicht“, sagte er rau. „Ich bin es nicht wert.“
Noelle blickte ihm traurig in die Augen. „Dann scheine ich es ja auch nicht zu sein.“
Am Samstagmorgen gab Dev vor, in seinem Arbeitszimmer zu arbeiten, aber in Wahrheit starrte er nur auf seinen Bildschirm. Vom Pool drang das Lachen und Kreischen von Tiffany und ihren fünfzehnjährigen Freundinnen zu ihm.
Einerseits wollte er bei Noelle sein, andererseits einfach nur weglaufen. Noelles Nähe zu ertragen, war ihm in letzter Zeit immer schwerergefallen.
Sie machte ihm keine Vorwürfe, schimpfte nie oder zeigte schlechte Laune. Aber er fühlte ihre Blicke und wusste, dass sie sich fragte, warum er sie nicht lieben konnte.
Und wenn sie recht hatte? Wenn sie nie aufhören würde, ihn zu lieben?
Er stellte sich im Wohnzimmer ans Fenster, von wo aus er Noelle beobachten konnte. Sie saß am Wasser. Spielte sie nicht mit den anderen, weil sie keine Lust dazu hatte, oder wollte sie sich nicht im Badeanzug zeigen, um ihr Geheimnis nicht preiszugeben?
Alle Menschen, die sie liebt, hat sie meinetwegen angelogen, dachte er bitter. Sie hatte ihren Eltern die Wahrheit sagen wollen, aber er wollte die Situation bestimmen. Er wollte teilhaben am Leben des Babys, um das Unrecht wiedergutzumachen, das er Jimmy angetan hatte.
In diesem Moment läutete es an der Tür. Dev war dankbar für die Abwechslung, aber als er die Tür öffnete, wurde ihm klar, dass man für alles seinen Preis bezahlen muss …
Vor ihm stand ein Mann. Vierzehn Jahre hatte Dev ihn nicht mehr gesehen, aber er erkannte ihn sofort.
Sein Vater lächelte verlegen. „Hallo, Sohn.“
12. KAPITEL
Als Noelle ins Haus ging, sah sie Dev mit einem gut aussehenden älteren Mann zusammenstehen. Die frostige Atmosphäre, die zwischen ihnen herrschte, war nicht zu übersehen.
„Noelle“, murmelte Dev zwischen den Zähnen. „Ich möchte dir meinen Vater, Jackson Hunter, vorstellen.“
Vater? Noelle starrte den älteren Mann an. Der Vater, der seine beiden Söhne wenige Tage nach dem Tod der Mutter verlassen hatte? Der Vater , der zu Dev gesagt hatte, er müsste gehen, damit Dev nicht genauso wie er werden würde?
„Guten Tag, Mr. Hunter.“ Noelles Stimme klang eisig. „Was für eine Überraschung!“
Der ältere Mann lächelte sie an. „Ich weiß, meine Liebe. Sie haben jedes Recht, wütend auf mich zu sein. Ich hoffe nur, Sie verstehen, dass ein alter Mann nach Hause kommt, um sich mit seiner Familie zu versöhnen.“ In seinen braunen Augen spiegelte sich unendlicher Schmerz wider.
„Es ist lange her“, sagte Noelle.
„Viel zu lange. Ich wollte früher zurückkommen, aber ich wusste nicht, wie.“
„Auf dem üblichen Weg“, sagte Dev lakonisch. „Mit dem Flugzeug, Auto – und falls der Weg nicht zu weit wäre, mit dem Boot.“
Jackson Hunter zuckte zurück.
Aber das schien Dev nicht zu bemerken. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich habe viel zu tun.“ Mit diesen Worten ließ er seinen Vater und Noelle stehen.
Noelle wollte ihn zurückrufen, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. In diesen Tagen hatten sie kaum miteinander geredet.
„Ist schon in Ordnung“, sagte Devs Vater. „Ich war nie ein sehr guter Vater, und dass ich dann auch noch meine Familie im Stich gelassen habe, hat mein Ansehen natürlich nicht gerade verbessert.“
„Dev erzählte mir, Sie wären fortgegangen, damit er nicht würde wie Sie“, platzte Noelle heraus.
Jackson runzelte die Stirn. „So. Habe ich das? Das glaube ich nicht. Es stimmt, ich wollte Dev nicht in seiner Schaffenskraft behindern. Ich dachte, wenn ich nicht mehr im Weg bin, könnte er seine Ziele erreichen. Das Ganze war die Idee meines Vaters. Er wollte die Jungen erziehen, und ich …“ Der alte Mann zuckte die Schultern. „Ich entschied mich für den einfacheren Weg und ging. Das war ein folgenschwerer Fehler, wie mir erst viel später klar wurde. Aber man kann nichts ungeschehen machen, oder?“
Noelle zögerte. Dev hatte die Geschichte anders erzählt, und da er keinen Grund hatte zu lügen, konnte sie nur vermuten, dass er es nicht besser wusste.
Die Idee, die Kinder zu verlassen, sollte von Devs Großvaters gekommen sein?
„Dev ist mein einziger Angehöriger“, fuhr Jackson fort. „Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, als ich von Jimmys Tod hörte.“
Unwillkürlich legte Noelle eine Hand auf ihren Bauch. Es gab ja noch das Baby …
„Ihr Verlust tut mir sehr leid“, sagte
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