Von Liebe steht nichts im Vertrag
sie gedacht hatte.
„Ich will dieses Kind“, sagte er mit einer Entschiedenheit, die ihn selbst überraschte. „Und ich möchte nicht, dass Sie während der Schwangerschaft ohne Geld dastehen.“
Aus dem Augenwinkel sah er, dass sie zitternd nickte. Doch es war ihre geseufzte Zustimmung, die ihn spüren ließ, was sie dachte, noch bevor sie es aussprach. „Ich bin so froh, dass Sie dieses Baby wollen.“
Warum ist es ihr so wichtig, was mit dem Kind geschieht? Und warum mir selbst auch? Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war er froh darüber, dass Carla kein Kind empfangen konnte. Er hatte es aufgegeben, sich eigene Kinder zu wünschen, weil er so wütend auf sie gewesen war und auf das, was sie sich selbst angetan hatte. Wütend, dass sie ein Kind ohne Mutter zurücklassen würde, weil sie sich selbst zerstörte.
Warum also jetzt diese starken Gefühle?
Weil es sein Kind war. Es existierte. Es gehörte zu ihm.
Und die Frau, die neben ihm saß, machte es möglich.
Gott, und er war so hart mit ihr umgesprungen. Aber er hatte doch herausfinden müssen, was für ein Mensch sie war. „Ich werde mit meinen Anwälten sprechen. Für so etwas muss es doch eine Art Präzedenzfall geben. Sie werden etwas Schriftliches ausarbeiten.“
Er hörte, wie sie tief einatmete, und fragte sich, ob sie ihm widersprechen werde. Dann stieß sie ein schwaches „Danke“ aus. „Vielleicht wäre das hilfreich.“
Ihr veränderter Tonfall machte ihn sofort wachsam. Neugierig wandte er sich ihr wieder zu. Soweit er sehen konnte, waren die Falten auf der Stirn verschwunden. Wenn ihn nicht alles täuschte, lag sogar der Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen.
Auch wenn er den Blick wieder auf die Straße richtete, blieb seine Aufmerksamkeit bei dem, was er eben gesehen hatte. Es war das erste Mal, dass er so etwas wie ein Lächeln auf ihrem Gesicht bemerkt hatte. Seine Vernunft sagte ihm, dass es nur die Aussicht auf das Geld war, die ihr ein Lächeln entlockte. Sein Gefühl jedoch sah das anders.
Egal, welchen Grund sie auch haben mochte – das Lächeln ließ sie um Jahre jünger wirken.
Noch einmal sah er sie an, nicht sicher, ob es nur Einbildung gewesen war. Als hätte sie seinen Blick gespürt, wandte sie sich ihm zu. Für einen Moment sahen sie einander an. Dann blinzelte sie verwirrt, und das Lächeln verblasste.
„Oh“, sagte sie, als sie merkte, wo sie waren. „Bei der nächsten Kreuzung müssen Sie rechts fahren.“ Dabei hatte er sich schon in die richtige Spur eingefädelt.
Was war nur los mit ihr? Angie rutschte auf ihrem Sitz zurück und atmete tief durch. Trotz der Klimaanlage im Wagen war ihr plötzlich viel zu warm. Wegen seiner Augen, wurde ihr bewusst.
Denn zum ersten Mal hatte keine Verachtung darin gelegen. Vielmehr schien er sie für einen Moment so gesehen zu haben, wie sie wirklich war.
„Wo genau wohnen Sie?“, fragte er, als die Ampel auf Grün schaltete.
Sie gab ihm die Adresse und erwartete, dass er sie nach der Richtung fragte. Es überraschte sie, dass er es nicht tat.
„Wir müssen uns noch einmal treffen, um eine Vereinbarung zu unterschreiben“, meinte er eine Weile später. Seine tiefe Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Angie hatte den Eindruck, er sei mit seinen Gedanken ganz woanders, als er jetzt zu ihr sagte: „Keine Sorge. Ihre Interessen werden dabei genauso berücksichtigt wie meine.“
Sie war nicht einmal sicher, welche Interessen sie haben könnte, doch aus einem seltsamen Grund vertraute sie ihm.
„Kann Ihr Mann Sie beim nächsten Mal begleiten?“
Shayne? Plötzlich wieder nervös, wandte sie den Blick ab. „Muss er denn dabei sein?“
„Natürlich. So wie ich das sehe, gehört das Kind von Rechts wegen Ihnen, egal, woher die Eizelle stammt. Und wenn Sie das Kind abgeben wollen, muss Shayne als Ihr Ehemann zweifellos sein Einverständnis mit einer Unterschrift bestätigen.“
Angie war völlig geknickt. Verdammt. Gerade hatte es so ausgesehen, als ob alles gut liefe, da wurde ihr wieder ein Strich durch die Rechnung gemacht. Wie sollte sie Shayne jemals davon überzeugen, ihr zu helfen? Schließlich war er doch gegen dieses Kind, seit er wusste, dass es nicht sein eigenes war.
Sie seufzte. Er würde nicht einmal ihren Anruf entgegennehmen. „Ich werde sehen, was ich machen kann.“
„Falls das ein Problem für Sie ist, kann ich Ihnen einen Wagen rausschicken, dann müssen Sie nicht den Zug nehmen.“
„Das ist nicht –“
„Nach dem, was
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