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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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ebenfalls vorstellen, wie hilflos sich Ralph fühlen musste.
    „Sie können mir glauben“, versicherte Dirk, „wir versuchen derzeit alles Mögliche, um Neal wieder auf die richtige Bahn zu lenken.“
     
    Als Dirk in den Keller ging, war sein Entschluss, mit Neal noch einmal Klartext zu reden, größer denn je.
    Die Musik war wirklich laut, was zum größten Teil daran lag, dass Neal die Türen nicht geschlossen hatte.
    Grell dröhnten Neals Worte durch die Räume:
    „I can’t give it up, can’t give it up, can’t give it u-up!”
    Sein Gesicht war dabei verzerrt. Als Dirk das Tonstudio betrat, stockte er sofort, drehte sich zur Anlage, um die Musik leiser zu stellen.  
    „Hast du kein fröhlicheres Lied, was du zum Besten geben kannst?“, fragte Dirk direkt, ohne zu grüßen. Er setzte sich vor das Mischpult und beobachtete Neal, der im separaten Proberaum stand.
    Neal schluckte verkrampft. Er antwortete nicht, wirkte eher apathisch. Sein Gesicht war blass, seine Augen rot. Er stand unsicher auf den Beinen, was Dirk sofort signalisierte, dass Neal noch immer unter Drogen stand. Aber er sagte vorerst nichts, wollte nicht sofort wieder den Moralapostel spielen. Und so ließ er zu, dass sich Neal wieder der Anlage zuwandte und ein anderes Lied abspielte. Es klang gedämpfter, melodischer. Dirk nickte zufrieden.
     „Das klingt doch schon viel besser“, sagte er in Hinblick auf die etwas ruhigeren Töne, die erklangen, doch er erhaschte nur Neals finsteren Blick, der die Textzeilen wie unter Zwang vortrug.
    „If only thoughts would come and go, is this the nothingness I know?”
    Es klang verbittert. Dirk hätte seine lobenden Worte am liebsten zurückgenommen, als er den Text hörte, den Neal zur Musik sang:
    „Read my mind.
    Come on if you read my mind.
    Come on if you see inside.
    You won't see nothing.”
    Dirk erhob sich wieder und machte ein paar Schritte auf den Proberaum zu. Er wusste nicht, wie er beginnen sollte, doch er wusste, dass er Neal stoppen musste, denn der steigerte sich zunehmend in das Lied hinein. Er umklammerte das Mikro, sein Gesicht war verzerrt, die Zeilen, die aus seinem Mund kamen, klangen verbissen, aber auch ehrlich.
    „If only friends would call again
    If only people knew my name.”
    „Du solltest aufhören!”, rief Dirk ihm entgegen, denn der Geräuschpegel war enorm. Doch Neal hörte nicht. Er sah Dirk vorwurfsvoll an und sang weiter:
    „If only things would never change,
    it's like cement inside my brain”
    Neal fasste sich an den Kopf, betonte damit den Inhalt des Liedes. Die Zigarette in seiner anderen Hand war schon längst verglimmt. Er ließ sie kraftlos zu Boden fallen. Da schritt Dirk ein.
„Mach Schluss!“, forderte er. Aber als er den Proberaum betreten wollte, schlug Neal ihm die Tür vor der Nase zu und schloss einfach ab. Mit dem Fuß trat er gegen einen Stuhl, der ihm im Wege stand, dann stellte er die Anlage noch lauter und sang unerschütterlich weiter:
    „Read my mind
    Come on if you read my mind
    Come on if you see inside
    You won't see nothing.”
    „Mach  wieder auf!”, schrie Dirk daraufhin. Er klopfte demonstrativ gegen die Tür, doch Neal dachte gar nicht daran, aufzuhören.
    Da betrat Ralph, alarmiert von dem Krach, das Studio. Mit betroffenem Gesicht hielt er sich die Hände an die Ohren.
    „Holen Sie einen Schraubenschlüssel oder so was!“, rief Dirk ihm entgegen. Ralph nickte, und verschwand daraufhin in einem der Nebenräume. Es war offensichtlich, was Dirk vorhatte, und als Ralph wieder kam, war der nicht erstaunt, als Dirk versuchte, die Tür aufzubrechen. Neal sang derweilen weiter. Er hatte die Augen geschlossen und schrie den Text aus sich heraus. Seine Kraft ließ dabei nach, und er hielt sich krampfhaft am Mikrofonständer fest.
    „Come on and read my mind.
    Come on and see inside.
    You won't see nothing.“
    Die letzten Zeilen des Liedes waren erreicht. Dirk hatte die Tür inzwischen aufgebrochen und kam gerade noch rechtzeitig, um Neal zu stützen, der kraftlos in die Knie ging. Dirk zerrte ihn auf das kleine Sofa, welches im Vorraum stand.
    „Holen Sie bitte etwas Wasser!“, bat er Ralph, dann setzte auch er sich.
    „Was sollte das?“, fragte er ganz außer Puste, dabei sah er Neal durchdringend an. „Was sollte diese Nummer? Meinst du, das Selbstmitleid etwas ändert?“
    Neal drehte sich weg und schloss müde die Augen. „Du hast doch gar keine Ahnung, wie es in mir aussieht.“
    Da schüttelte Dirk energisch

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