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Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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Dirk gar nicht vorstellen“, sagte sie.
    „Doch! Dirk hat Neal völlig fertig gemacht. Und Neal ist trotzdem mit ins Auto gestiegen und ist mitgefahren - ohne ein Wort.“
    Francis überlegte laut. „Das ist doch nicht Dirks Art. So kenne ich ihn gar nicht.“
    „Oh, eine fiese Art ist das!“, entgegnete Gero. „Eine ganz fiese.“
    Dabei wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass Neals Benehmen derzeit nicht viel besser war.  
     
    Dirk hatte seinen silbernen Mercedes direkt am See geparkt. Es herrschte herbstliches Wetter. Nur wenige Leute gingen durch den Park.
    „Steig aus!“, forderte Dirk, während er selbst die Autotür öffnete und ins Freie trat.
    „Wieso?“, erwiderte Neal. Er saß mit vor dem Bauch verschränkten Armen auf dem Beifahrersitz und machte keine Anstalten aufzustehen.
    Da wurde Dirk energischer. Er riss die Beifahrertür auf und griff Neal fest am Arm.
    „Raus jetzt! Wird’s bald!“ Er zerrte Neal aus dem Wagen.
    „Nicht so doll!“, flehte der. Er versuchte sich loszureißen, doch Dirks Griff war hart.
    „Ich kann noch viel doller!“ Dirks Worte klangen wütend. Trotzdem lockerte er seinen Griff.
    „Und? Was wollen wir hier?“, fragte Neal. Es klang gelangweilt. Er sah sich um. „Ist doch öde hier.“
    Als Dirk das hörte, brodelte weitere Wut in ihm auf.
    „Öde?“, wiederholte er gereizt. „Habe ich öde gehört?  
    Er deutete hinter sich. „Und was ist mit dem wunderschönen See da? Mit den Enten und Schwänen, die darauf schwimmen? Was ist mit den Bäumen?“ Dirk klopfte demonstrativ mit der Hand auf eine dicke Weide, die am Ufer stand. „Ist das etwa öde?“
    Neal hielt sich die Hände vor das Gesicht und lehnte sich erschöpft gegen das Auto.
    „Bitte, hör auf so zu schreien“, bat er.
    „Nein, werde ich nicht!“, erwiderte Dirk. „Und nimm die Hände vom Gesicht!“
    Neal nahm die Hände herunter, doch war sein Blick immer noch fragend, als wüsste er absolut nicht, was die ganze Aktion zu bedeuten hatte.
    „Sieh dir das alles an!“, forderte Dirk, und er begann aufzuzählen: „Den See, die Bäume und die Tiere. Das ist nicht öde. Das ist Leben! Leben ist das!“
    Da verzog sich Neals schmales Gesicht zu einem verkrampften Lächeln. „Leben, ja, tolles Leben“, sagte er schnippisch. „Das Leben ist doch Scheiße.“
    „Ja, und wieso?“, fragte Dirk provokativ, „wieso? Weil du Scheiße daraus machst! Es ist ein Scheißleben, weil du dich selbst kaputt machst! Deswegen!“
    „Ja, ja!“ Neal winkte ab. Stur sah er an Dirk vorbei, als würden ihn dessen Worte gar nicht interessieren.
    „Nicht ja, ja!“, konterte Dirk daraufhin. Er kam näher. „Niemand kann dir vorschreiben, was du aus deinem Leben machst. Keiner! Das ist allein deine Entscheidung! Doch wenn du denkst, ich sehe zu, wie du dich selbst ruinierst, dann irrst du dich! Ich lasse das nicht zu, niemals! Hörst du? Niemals!“
    Dirk fasste Neal am Kragen seines dunklen Hemdes und begann ihn zu schütteln.
    „Au! Du tust mir weh!“, schrie Neal daraufhin.
    „Ja, warum tut es weh?“ Dirk war außer sich, doch er ließ Neal los und begutachtete ihn genau. „Weil du kaputt bist! Merkst du das denn selbst nicht? Sieh’  dich an, wie fertig du bist! Da hast du recht, du siehst nicht aus wie Leben!“
    Schlagartig wurde Neal hellhörig. „Was willst du damit sagen?“, fragte er.
    „Ich will damit sagen, dass, wenn du nicht bald aufhörst den großen Mann zu spielen, es irgendwann aus ist mit dir!“
    Als Neal das hörte, schüttelte er verstört den Kopf, doch Dirk sprach weiter:
    „Dann ist das Leben wirklich öde. Weil es dann kein Leben mehr gibt! Dann kannst du dir die Radieschen von unten ansehen!“ Wieder wurde Dirks Stimme lauter, und schließlich riss er Neal ohne Vorankündigung an sich, um ihn kurz darauf auf den Boden zu schleudern.
    Neal schrie erneut auf und krümmte sich schmerzgeplagt auf der Erde.
    „Was machst du denn mit mir?“, jammerte er, aber Dirk ließ sich nicht von seinen Handlungen abbringen. Er beugte sich zu Neal hinunter, und drückte dessen Gesicht auf den Boden.
    „Hier sieh es dir an!“, schrie er währenddessen. „Das ist öde, dunkel und kalt. So wird dein Leben bald aussehen. Schwarz und tot!“
    Neal versuchte, sich von Dirk loszureißen. „Du bist ja verrückt!“, schrie er dabei. Konnte das vielleicht sein? Hatte Dirk etwa wieder eine seiner schizophrenen Phasen? Neal drehte sein Gesicht, um seinen Peiniger genau betrachten zu können.

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