Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Liebe und Gift

Von Liebe und Gift

Titel: Von Liebe und Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
Vom Netzwerk:
Nein, da war etwas ganz anderes in seinen Augen.
    „Ich will nicht, dass du draufgehst!“, sagte Dirk. „Nicht wegen Drogen, verstehst du? Nicht wegen Drogen!“
    Neal wischte sich über sein sandiges Gesicht. Mit ebenfalls verschmutzten Händen fuhr er sich über die Augen.
    „Warum machst du das alles?“, fragte er leise, verstört. „Ich kann dir doch egal sein.“
    „Bist du aber nicht!“, erwiderte Dirk energisch. „Ich liebe dich… noch immer… und das weißt du auch!“
    Behutsam strich er durch Neals Haar, küsste ihn sanft auf die Stirn und half ihm dann wieder aufzustehen.
     
     

X.
     
    Es war schon spät, als Gero vom Dienst kam. Inzwischen hatte er sich an die langen Tage im Krankenhaus gewöhnt. Dass er an der Uni weniger vorankam, bedrückte ihn nicht mehr so stark. Man konnte es derzeit nicht mehr ändern.
    Als er die WG betrat, war alles dunkel. Auch in seinem Zimmer brannte wie erwartet kein Licht, jedoch in dem kleinen Badezimmer, welches sich an seinen Raum anschloss. Hatte er das Licht am Morgen vergessen auszumachen? Er trat näher und erblickte unerwartet Neal, der mit freiem Oberkörper auf dem Badewannenrand saß. Er atmete angestrengt, hatte den Kopf gesenkt und fuhr sich permanent über die Arme.
    Für einen kurzen Moment wurde Gero an eine Szene des Filmes „The sixth sense“ erinnert, in der der drogenabhängige Vincent Gray in das Haus seines Therapeuten einbricht und dann zitternd und heulend in dessen Bad die Pistole auf ihn richtet.
    Doch Neal hatte keine Waffe bei sich.
    „Neal? Was machst du hier?“, fragte Gero zaghaft und kam näher. „Alles okay?“
    Da hob sein Freund den Kopf. Seine Haare fielen in dicken Strähnen in sein Gesicht, das sich wie unter Zwang zu einem Lächeln verzog.
    „Da bist du ja endlich“, begann er mit aufgeregter Stimme. „Ich warte schon so lange…“
    Gero erkannte sofort, in welcher deprimierten Gemütslage sich Neal befand. Er bemerkte dessen Nervosität und Aufgewühltheit.
    „Was ist denn los?“, fragte Gero demzufolge sofort. Vorbei die Vorstellung von einem entspannten Feierabend. „Du bist ja ganz durcheinander.“
    „Es ist so eine verdammte Scheiße, sag ich dir“, begann Neal. Die Worte strömten nur so aus ihm heraus, als hätte er tatsächlich schon lange gewartet, um sie endlich los zu werden.
    Verstört schüttelte Gero den Kopf und kam noch ein wenig näher. „Was ist denn?“, fragte er noch einmal, woraufhin sich Neal über das Gesicht fuhr und erklärte: „Ich finde keine Vene mehr.“ Er deutete auf seine Arme, die sich noch immer in einem beunruhigenden Zustand befanden. „Keine Einzige! Ich werde noch verrückt!“
    Er sah zu Boden, als würde er tatsächlich resignieren.
    Gero zuckte mit den Schultern. Schon wieder ging es um Drogen. Davon wollte er doch eigentlich nichts wissen. „Was soll ich da machen?“, fragte er, und es klang fast gelangweilt.  
    Neal hob seinen Kopf. Sein Blick war hilflos und zugleich ängstlich. „Du musst mir helfen“, sagte er. „Du bist doch Arzt!“
    Als Gero das hörte, nahm er sofort Abstand. „Ich bin noch kein Arzt“, sagte er, aber Neal kümmerte diese Äußerung recht wenig. Wie besessen sah er seinen Freund an.
    „Du musst mir trotzdem helfen!“, flehte er. Erneut deutete er auf seine geschundenen Arme. „Ich finde nichts mehr, nichts!“
    „Dann lass es sein!“, erwiderte Gero. Er wandte sich ab. Diese Drogensache machte ihm allmählich Angst. Musste ihn Neal damit denn ständig belästigen?
    „Aber ich brauch was!“, konterte Neal sofort. In seiner Stimme spiegelte sich nicht nur die Furcht wieder, sondern die nackte Verzweiflung. „Ich krieg sonst ’ne Krise!“
    Gero atmete tief durch. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich deine Sucht nicht unterstütze. Ich hatte dir einen Therapieplatz besorgt. Wenn du es wichtiger findest, dich weiterhin zu zerstören, dann weiß ich auch keinen Rat mehr.“  
    Er verließ das Bad, um seine Tasche im Zimmer auszupacken. Er bemerkte nicht, dass Neal ihm auf leisen Sohlen folgte, erst, als er dessen weitere Worte vernahm:
    „Du sollst ja auch nur mal gucken“, bat Neal mit sanfter Stimme. „Du siehst bestimmt noch irgendwo eine Vene, die was taugt.“
    „Das kann ich nicht“, sagte Gero sofort. Allein die Vorstellung daran bereitete ihm Unbehagen.
    „Bitte, ich flehe dich an, du musst mir helfen!“, sagte Neal eindringlich. Er zitterte am ganzen Körper, seine Hände hielten nicht still und

Weitere Kostenlose Bücher