Von Liebe und Gift
war, hat er es nicht getan.“
Francis atmete auf. Bei der ganzen Geschichte war ihr schon ganz heiß geworden.
„Du denkst an Gero, nicht wahr?“ Dirks Blick war prüfend, so dass sie nur still nickte.
„Ich weiß, dass er Neals Freund ist“, sprach Dirk weiter. „Und nur deswegen hat er nicht mit mir geschlafen. Er liebt ihn - nicht mich. Das in London, kann man nicht als Betrügen bezeichnen. Es war ein Zeitvertreib für Neal! Ein Vergnügen spät in der Nacht nach einem langen Arbeitstag.“ Dirks Stimme wurde energisch. „Für mich nicht. Für mich war es viel mehr.“
Allmählich konnte Francis die Situation verstehen. Und auch dunkel konnte sie sich an Dirk - Neals damaligen Schulfreund - erinnern.
„Du bist ihm deswegen nachgereist?“, hakte sie nach.
Dirk nickte. „Ich wollte einfach noch mal mit ihm reden. Er ist abgereist ohne sich zu verabschieden. Okay, die Arbeit an dem Album war zu Ende, aber er hätte die Situation mit mir vorher klären müssen …“
Seine Forderung klang einleuchtend, so dass Francis ihm sein Verhalten nicht verübeln konnte.
„Du hast recht. Das ist wirklich unfair und eigentlich gar nicht Neals Art.“
Sie überlegte. Krampfhaft versuchte sie sich in die Lage ihres Bruders hineinzuversetzen. Wieso hatte er von all dem nichts erzählt? Wieso wollte er das Ganze vertuschen? Warum hatte er sich überhaupt erneut auf Dirk eingelassen?
„Neal hat sich geändert“, unterbrachen Dirks Worte ihre Gedanken. „Ich mache mir Sorgen. Auch deshalb bin ich ihm nach Deutschland gefolgt und werde länger bleiben.“
„Du machst dir Sorgen?“, wiederholte Francis, als wäre sie ahnungslos, doch innerlich spürte sie, was Dirk bewegte, und der sprach es auch sofort aus:
„Neal hat ein Drogenproblem, weißt du das?“
Da senkte Francis den Kopf, als würde sie sich für diese Tatsache schämen. „Ja“, sagte sie leise. „Er kam aus London zurück und tat so, als wäre alles in Ordnung, dabei war gar nichts in Ordnung.“ Sie schluckte verkrampft. „Ein Mal hat er versucht von dem Kokain los zu kommen, ein einziges Mal … und nun kokst er weiter. Ich will nicht wissen, wie viel und wie oft er das Zeug konsumiert. Und Gero …“ Sie schluckte erneut. Tränen schossen ihr in die Augen. „Der weiß von nichts! Und ich …“
Sie schluchzte, konnte nicht weiterreden. Schließlich erhob sie sich und hielt verkrampft die Hand vor ihren Bauch.
„Wo ist dein Bad?“, fragte sie verzweifelt. Sie war kreidebleich geworden.
„Dort drüben!“ Dirk zeigte ihr den Weg, und schnell war Francis in diese Richtung verschwunden. Nach einiger Zeit kam sie wieder, sah aber genauso betrübt aus wie vorher.
„War dir schlecht?“, fragte Dirk besorgt.
„Ich bin schwanger“, berichtete Francis daraufhin. Unglücklich sah sie in Dirks weite Augen. „Irgendwie kommt momentan alles auf einmal.“
Dirk nickte verständnisvoll, und trotzdem schien ihn diese Neuigkeit zu überraschen.
„Ich wusste nicht, dass du schwanger bist. Neal hat davon gar nichts erwähnt.“
Francis schüttelte den Kopf. „Es ist nach London passiert.“
Dirk zögerte kurz, als würde er überlegen, ob weitere Fragen zu indiskret wären, aber dann entschied er sich dafür, das Gespräch ganz offen weiterzuführen.
„Dann bekommst du wieder ein Kind von ihm?“ Seine Stimme klang gefasst, und doch konnte sie ihm ansehen, wie ihn diese Nachricht schockierte.
Francis nickte. Sie machte sich keine Umstände mehr, um die Liebe zu ihrem Bruder zu erklären, vielleicht auch zu verteidigen. Dirk schien über diesen Zustand bestens im Bilde zu sein. Er fragte nicht weiter, sondern runzelte nur nachdenklich die Stirn.
„Wenn er bloß mit den Drogen aufhören würde“, fügte sie hinzu. Ihre Augen waren voller Hoffnung, dass in diesem Falle alle restlichen Probleme leicht zu bewältigen wären.
„Genau das ist mein Gedanke“, unterstützten sie Dirks Worte. „Er muss damit aufhören. - Aber alleine wird er es nicht schaffen.“ Mit ehrlichen Augen sah er Francis an. „Ich verspreche dir, ich werde euch helfen, aus dem ganzen Dilemma herauszukommen.“
Nach dem Besuch bei Dirk machte sich Francis sofort auf den Weg zu ihrem Bruder. Die ganze Angelegenheit lag ihr noch immer im Magen, und sie wollte unbedingt Einzelheiten über Dirk erfahren. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum Neal nie etwas von ihm erzählt hatte.
Als sie in Neals Wohnzimmer trat, lag der auf einem
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