Von Liebe und Gift
weit. „Wer ist Pascal?“
„Einer von den Models“, erklärte Francis gelassen. „Du hättest die Show sehen sollen …“
Neal hörte nicht mehr, was sie weiter von sich gab. Wie gehetzt drehte er sich um.
„Und da siehst du so einfach zu, wie die beiden …?“ Fassungslos schüttelte Neal den Kopf. Er ließ seine Schwester einfach stehen. Er drängelte sich durch die Schar von Gästen, bis er schließlich Gero erblickte. Und der unterhielt sich tatsächlich mit einem jungen Mann.
„Das muss ein harter Job sein, als Model, oder?“, hörte er seinen Freund fragen.
„Manchmal schon“, erwiderte Pascal. Er war ein braungebrannter Typ mit kastanienbraunen Haaren. Die hatte er nach hinten gekämmt. Er trug ein helles Hemd, welches bis zu seinem Bauchnabel aufgeknöpft war. Er hatte ein feines Gesicht und schneeweiße Zähne.
Ihr Gespräch endete abrupt, denn plötzlich kam Neal auf Gero zugestürmt, um ihn unsanft am Arm zu packen.
„Was soll das hier werden?“, fauchte er ungehalten. Wütend blickte er seinen Freund an.
Gero, der vor Schreck sein Glas fallen ließ, sah zuerst auf die Scherben und dann in Neals verärgertes Gesicht.
„Ich unterhalte mich“, gab er zu verstehen. „Was ist denn los?“
„Du kommst jetzt mit mir!“, schrie Neal. Er zerrte seinen Freund am Arm.
„Au! Du tust mir weh!“, schrie Gero zurück. Er versuchte sich aus Neals Griff zu befreien. Einige Gäste drehten sich zu ihnen um. Da gab Gero nach. Er wollte auf keinen Fall von allen angestarrt werden. Ohne weitere Worte ließ er sich von Neal zum Ausgang ziehen. Vor der Tür hielten sie an.
„Kaum lasse ich dich ein Mal alleine, machst du mit anderen Typen rum!“, fuhr Neal fort. Er war ganz aufgebracht. Er konnte nicht glauben, was er gesehen hatte. Ja, was hatte er denn gesehen?
„Aber ich habe mich doch nur unterhalten“, versuchte Gero sich zu verteidigen. Er verstand absolut nicht, was Neal so unzufrieden stimmte. „Es war doch gar nichts.“
Mit ehrlichen Augen sah er Neal an, doch es war zu spät. Die Wut in Neal hatte längst Überhand genommen. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder sah er Pascal vor sich - mit Gero, der seinen neuen dunklen Anzug trug und mit seiner ordentlichen Frisur und dem sommerlichen Teint im Gesicht selbst aussah wie ein Model. Das raubte Neal den Verstand.
„Ich habe die Schnauze voll!“, schrie Neal lauthals. Erneut griff er nach Gero und zerrte ihn zum Auto.
Wenig später trat Neal verbissen auf das Gaspedal. Er fuhr deutlich zu schnell, doch das war ihm egal.
„Was wolltest du von dem Kerl!?“, schrie er weiter. „Sah er so viel besser aus als ich?“
Er blickte kurz zu seinem Freund, der stillschweigend auf dem Beifahrersitz saß und ängstlich auf die Straße sah. Aber Neal drosselte das Tempo nicht.
„Na los!“, schrie er stattdessen. „Was wolltest du von ihm? Er ist jünger als ich, ja? Ist es das? Hast du deswegen mit ihm rumgemacht?“
„Ich habe nicht mit ihm rumgemacht!“, jammerte Gero. Er senkte den Blick. „Wir haben uns nur unterhalten. Mehr nicht.“
Er schüttelte den Kopf. „Wir haben nur etwas geredet. Deswegen musst du doch nicht ausflippen.“ Traurig sah er nach draußen. Er hatte sich den Abend anders vorgestellt. Er hatte sich gefreut, mal wieder unter Leute zu gehen. Dass der Abend so enden musste, konnte er kaum begreifen.
Als sie bei Neal zu Hause ankamen, sprachen sie kein Wort. Auch nicht, als Gero aus dem Bad kam, sich ins Bett legte und Neal betrachtete, der am offenen Fenster stand und rauchte.
Gero dachte eine ganze Zeit lang nach, was er am besten sagen sollte. Er wollte nicht, dass Neal wieder schrie. Er wollte keinen Streit. Es war doch gar nichts passiert. Gero seufzte, und schließlich konnte er den Mund öffnen.
„Falls es eine Art Eifersucht war, eben“, begann er sanft lächelnd, „dann schmeichelt es mir natürlich.“ Er schluckte trocken. Noch immer regte sich Neal nicht. „Aber ich denke, wir können so etwas in Zukunft anders regeln, oder?“ Geros Stimme war unsicher. Fragend sah er auf Neals hagere Statur, die sich nun umdrehte.
„In Zukunft, Freundchen, wirst du ohne mich nirgends mehr hingehen, klar?“
Geros Mund öffnete sich sprachlos, als er das hörte.
„Keine Party, nichts ohne mich. Haben wir uns verstanden?“
Neals Augen funkelten fremd, selbst seine Stimme klang ungewöhnlich derb. Gero senkte den Kopf und konnte nur still nicken.
Neal erwachte mit starken
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