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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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nahm sie an sich und legte bedächtig seine Patience aus – sieben Karten, darüber sechs und darauf fünf.
    »Ich weiß, was du meinst«, bemerkte Whit. »Nein, bis jetz noch nich. Curley is heimlich eifersüchtig, aber das is bis jetz alles. Jedesmal, wenn die Burschen in der Nähe sind, spielt sie sich auf. Sie sucht Curley, oder sie hat was liegen lassen und muß es suchen. Kann’s scheint’s nich lassen, wenn irgendwelche Kerle in der Nähe sind. Und Curley kribbelt’s in den Hosen wie Ameisen, aber bis jetz is noch nichts passiert.«
    George sagte: »’s gibt sicher Ärger mit ihr. Großen Ärger sogar. Sie is ’n Köder – zum Abschuß bereit. Der Cur-57
    ley wird mit der noch was erleben, ’ne Farm mit ’ner Hor-de Männer is kein Ort für ’n Mädel, und besonders so eine wie die.«
    »Wenn du ’ne Anregung möchtest, sollteste morgen abend mit uns zur Stadt kommen«, schlug Whit vor.
    »Warum? Was is los?«
    »Bloß das übliche. Wir gehn in das Lokal der alten Susy.
    Verteufelt nette Bude. Bei der geht’s immer lustig zu –
    reißt immerfort Witze. Neulich, als wir Samstag abend vorne rein kommen, macht se die Tür auf und schreit zu-rück über die Schulter: ›Mädels, zieht eure Röcke an, hier kommt der Sheriff.‹ Sie macht aber nie schmutzige Witze.
    Hat fünf Mädels dort.«
    »Was kostet der Spaß?« fragte George.
    »Zweieinhalb. Kannst aber auch ’ne kleine Zeche für zwei Silberstücke bekommen. Susy hat auch hübsche Stühle zum Sitzen. Wenn einer nich aus sich raus gehn möchte, na dann kann er ruhig auf ’m Stuhl sitzen und ’n paar Glas trinken und Susy läßt ihn in Frieden. Sie peitscht die Burschen nich durch und schmeißt se nich raus, wenn se nich anbeißen wollen.«
    »Könnte ja gehn un mir den Braten mal ansehen«, meinte George.
    »Ja sicher, komm mit. ’s gibt verteufelt viel Spaß – ihr Witzereißen die ganze Zeit. So sagt se mal, sagt se: ›Hab Leute gekannt, wenn die ’n Flickenteppich auf ’m Fußboden und ’ne Zelluloidlampe auf ’m Grammophon haben, dann bilden se sich ein, sie hätten ’n Salon.‹ Damit meint se Klaras Haus. Und Susy sagt: ›Ich weiß, was de Burschen brauchen‹, sagte se. ›Meine Mädels sind sauber‹, sagte se, ›un kein Wasser nich in mein’ Whisky. Wenn einer von euch Burschen gern ’ne Zelluloid-Puppenlampe anguckt un es riskieren will zu verbrennen, na dann wißt ihr, wohin gehn.‹ Und se sagt: ›’s gibt Burschen hierzu-58
    land, die gehn mit O-Beinen rum, weil se gern ’ne Zelluloid-Puppenlampe sehn.‹«
    George fragte: »Klara hat ’n andres Lokal, ja?«
    »Ja«, antwortete Whit. »Wir gehn aber nie hin. Klara nimmt drei Dollar für den ganzen Spaß und fünfunddrei-
    ßig Cent für die kleine Zeche, und se reißt keine Witze.
    Aber Susys Bude is sauber und hat hübsche Stühle. Läßt auch keine Vagabunden rein.«
    »Lennie und ich woll’n was auf die hohe Kante legen«, sagte George. »Könnte ja reingehn und mir ’ne kleine Zeche leisten, aber zwei ’n halb wende ich nich dran.«
    »Na ja, man muß doch manchmal seinen Spaß haben«, meinte Whit.
    Die Tür ging auf, und Lennie und Carlson kamen zusammen herein. Lennie kroch zu seiner Schlafstelle und schien möglichst unbemerkt bleiben zu wollen. Carlson griff unter die Bank und holte seinen Reisesack hervor. Er sah den alten Candy nicht an, der immer noch mit dem Gesicht gegen die Wand dalag. Carlson fand ein Stäbchen zum Reinmachen in seinen Sachen, und ein Kännchen Öl. Er legte beides aufs Bett, nahm die Pistole heraus, holte die Zeitung und klopfte die Ladung aus der Kammer heraus. Dann fing er an, das Rohr mit dem Stäbchen zu reinigen. Als der Hahn schnappte, drehte sich Candy um und sah einen Augenblick auf die Waffe, ehe er sich wieder der Wand zukehrte. Carlson fragte so nebenbei: »Curley schon hier gewesen?«
    »Nein«, sagte Whit. »Was ist mit Curley?«
    Carlson kniff die Augen zu, um in das Pistolenrohr zu sehen. »Sucht seine Alte. Hab ihn draußen rumrasen sehn.«
    Whit bemerkte spöttisch: »Verbringt seine halbe Zeit mit Suchen nach ihr, und in der übrigen Zeit sucht sie ihn.«
    Gleich darauf platzte Curley erregt in die Stube. »Hat jemand von euch Burschen meine Frau gesehn?« fragte er.

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    »Is nich hier gewesen«, antwortete Whit.
    Curley blickte drohend im Zimmer umher. »Wo zum Teufel is Slim?«
    »Ging raus in die Scheune«, sagte George. »Wollte etwas Teer auf einen rissigen Huf tun.«
    Curleys Schultern hoben sich und

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