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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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gingen in die Breite.
    »Wie lang is es her, daß er gegangen is?«
    »Fünf – vielleicht zehn Minuten.«
    Curley stürzte zur Tür hinaus und schmiß sie krachend hinter sich zu.
    Whit stand auf. »Möchte das ganz gern mit ansehn«, sagte er. »Curley ist nicht bei Trost, sonst wär er nich hinter Slim her. Und Curley is handgreiflich, verdammt handgreiflich. Hat sich für den Endkampf um die ›Gold-nen Handschuhe‹ gemeldet. Hat Zeitungsausschnitte drü-
    ber.« – Er überlegte. »Wäre auf alle Fälle besser, er ließe Slim in Ruh. Niemand weiß, was Slim fertigkriegt.«
    »Denkt er, Slim sei mit seiner Frau zusammen?« fragte George.
    »Sieht so aus. Natürlich stimmt das nich. Jedenfalls glaube ich das nich. Möchte aber das Spektakel mitansehn, wenn’s losgeht.«
    George sagte: »Ich bleibe hier. Will mich in nix reinzie-hen lassen. Lennie und ich wollen was auf die hohe Kante legen.«
    Carlson war fertig mit dem Reinigen der Pistole, tat sie in den Reisesack und schob diesen wieder unter das Bett.
    »Ich glaube, ich geh raus und guck nach ihr«, sagte er.
    Candy lag still, und Lennie beobachtete George von seiner Schlafbank aus vorsichtig.
    Als Whit und Carlson gegangen waren und die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sich George zu Lennie.
    »Was haste auf’m Herzen?«

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    »Hab nix gemacht, George. Slim sagt, ich täte besser, die Jungen jetz ’ne Weile nich soviel zu streicheln. Es wär nich gut für sie. So bin ich hier reingekommen. Bin brav gewesen, George.«
    »Hätte ich dir auch sagen können«, bemerkte George.
    »Tja, habe ihnen aber nich weh getan. Hatte bloß meins aufm Schoß und streichelte es.«
    »Haste Slim draußen in der Scheune gesehn?« fragte George.
    »Aber gewiß. Er sagte mir, ich soll das Junge nich mehr streicheln.«
    »Haste die Frau gesehn?«
    »Meinste Curleys?«
    »Jawoll. Is se in de Scheune gekommen?«
    »Nein. Jedenfalls hab ich se nich gesehn.«
    »Haste nirgends Slim mit ihr reden sehn?«
    »I wo – se war ja gar nich in der Scheune.«
    »Also gut«, sagte George. »Ich denke, die Burschen werden keinen Kampf erleben. Wenn’s ’ne Rauferei gibt, Lennie, halt du dich fern davon.«
    »Will nix von Raufereien wissen«, sagte Lennie. Er stand von seiner Schlafstelle auf und setzte sich an den Tisch, George gegenüber. Fast automatisch mischte George die Karten und legte seine Patience aus. Er tat es mit wohlüberlegter, bedächtiger Langsamkeit.
    Lennie griff eine Figurenkarte heraus und studierte sie; dann wendete er sie, daß der Kopf nach unten kam, und studierte wieder. »Von beiden Seiten gleich«, sagte er.
    »George, warum is es von beiden Seiten gleich?«
    »Weiß nich«, sagte George. »Se machen se eben so. Was hat Slim in der Scheune gemacht, als du ihn gesehn hast?«
    »Slim?«
    »Ja, du hast ihn in der Scheune gesehn, und er hat dir gesagt, du sollst die Jungen nich soviel streicheln.«

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    »Ja doch. Er hatte eine Kanne mit Teer und einen Pinsel.
    Weiß nich, wofür.«
    »Biste sicher, daß die Frau nich reinkam, so wie heute hier?«
    »Nein, se is überhaupt nich reingekommen.«
    George seufzte. »Besser is gleich ’n richtiges Hurenhaus.
    Da kann ’n Bursche sich besaufen un alles wieder rauskot-zen, und niemand schert sich drum. Und er weiß, was er zu zahlen hat. Hier mit dieser Zuchthauspflanze steht man immer mit einem Bein im Kittchen.«
    Lennie folgte seinen Worten voll Bewunderung und bewegte seine Lippen, als wolle er sie sich einprägen.
    George fuhr fort: »Erinnerst du dich an Andy Cushmann, Lennie? Ging aufs Gymnasium, weißte noch?«
    »Der ’ne alte Dame hatte, die für die Kinder warme Kuchen gebacken hat?« fragte Lennie.
    »Jawoll, den mein ich. Du behältst alles, was mit Essen zu tun hat.«
    George betrachtete sorgsam seine Patience. Er legte ein As auf das Spielbrett und darauf Karo zwei, drei und vier.
    »Andy is zur Zeit im Gefängnis San Quentin wegen ’ner Dirne.«
    Lennie trommelte mit den Fingern auf dem Tisch.
    »George?«
    »Was?«
    »George – wie lang is es noch, bis wir das Stück Land kriegen und vom Fett der Erde leben und … und Kaninchen haben?«
    »Weiß nich«, sagte George. »Erst müssen wir noch mächtig was auf die hohe Kante legen. Ich kenn ein kleines Landgut, das billig zu haben wär, aber die Leute wollen’s noch nich hergeben.«
    Der alte Candy drehte sich langsam wieder um. Seine Augen waren weit geöffnet. Er beobachtete George scharf.

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    Lennie bettelte: »Erzähl mir von

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