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Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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dem kleinen Landgut, George!«
    »Hab dir doch erst eben davon erzählt, gestern abend erst.«
    »Weiter, George – noch mal!«
    »Also, es is etwa zehn Acker groß«, sagte George. »Hat
    ’ne kleine Windmühle, ’n kleinen Weideplatz dabei, und
    ’n Auslauf für die Hühner. Hat ’ne Küche, Obstgarten, Kirschen, Äpfel, Pfirsiche, Aprikosen, Nüsse, ein paar Beerensträucher. Auch ’n Kleefeld is da und reichlich Wasser dafür. Auch ’ne Röhrenleitung …«
    »Un Kaninchen, George!«
    »’s is noch kein Platz für Kaninchen da, aber es war leicht, ein paar kleine Ställe zu bauen, und du könntest den Kaninchen Klee verfüttern.«
    »Verdammt, ja; hast verflixt recht, daß ich das könnte.«
    George hörte auf, seine Hände mit den Karten spielen zu lassen. Seine Stimme bekam einen wärmeren Klang. »Und wir könnten ’n paar Schweine haben. Ich könnte eine Rauchkammer bauen, wie mein Großvater eine hatte, und wenn wir ’n Schwein schlachten, können wir Speck und Schinken räuchern und Wurst machen und so was. Und wenn die Lachse den Fluß raufziehn, können wir so um die hundert fangen und einpökeln oder räuchern. Die könnten wir zum Frühstück essen. Gibt nix Feineres als geräucherten Lachs. Wenn die Früchte reif sind, können wir sie einmachen. Zum Beispiel Tomaten. Sind sehr leicht einzumachen. Jeden Sonntag schlachten wir ein Huhn oder ein Kaninchen. Kann sein, daß wir auch ’ne Kuh oder ’ne Ziege haben können, und der Rahm is so verdammt dick, daß man ihn mit dem Messer schneiden un mit dem Löffel rausnehmen muß.«
    Lennie sog alles mit weitgeöffneten Augen ein, und auch Candy spitzte die Ohren. Lennie sagte verträumt: »Wir könnten vom Fett der Erde leben.«

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    »Sicher«, sagte George. »Alle möglichen Gemüse im Garten, un wenn wir Lust auf ’n bißchen Whisky haben, dann können wir ’n paar Eier oder so was verkaufen, oder Milch. Wir würden eben dort leben. Würden dort hingehö-
    ren. Brauchten nicht mehr im Land herumzutippeln und zu essen, was ein japanischer Koch gekocht hat. Nein, wir würden unser eignes Stück Land haben, wo wir hingehö-
    ren, und in kein’ Schlafsaal nich schlafen.«
    »Erzähl vom Haus, George«, bat Lennie.
    »Aber ja, wir würden also ’n Häuschen für uns allein haben und eine Stube für uns. ’n kleiner runder eiserner Ofen drin, un im Winter lassen wir das Feuer nich ausgehn. Es is nich so viel Land, daß wir hart arbeiten müßten. Vielleicht sechs, oder auch sieben Stunden am Tag. Brauchten nich mehr elf Stunden am Tag Gerste zu laden. Und wenn wir was säen, siehste, dann wär’n wir auch da, um es zu ernten. Wir wüßten, was rauskommt, wenn wir gepflanzt haben.«
    »Und Kaninchen«, fiel Lennie begeistert ein. »Und ich versorg se. Wahrhaftig, George, das tu ich.«
    »Sicher, du würdest mit ’m Sack zum Kleefeld gehn und Futter holen und es hinters Kaninchengitter tun.«
    »Sie würden knabbern und knabbern, so wie se das machen. Kann se sehn!«
    »Alle sechs Wochen oder so«, fuhr George fort, »würden se Junge werfen, so daß wir reichlich Kaninchen zum Essen und zum Verkaufen hätten. Und wir würden uns ’n paar Tauben halten, die würden um die Windmühle rum-fliegen – so wie damals, als ich ’n Kind war.« Er sah verzückt nach der Wand hinter Lennies Kopf. »Und es wäre unsers, und keiner könnt uns rausschmeißen. Und wenn wir jemanden nich mögen, dann können wir sagen ›Zum Teufel mit dir‹, und bei Gott, er muß sich wegmachen.
    Und wenn ein Freund zu uns käme, dann hätten wir ’ne 64
    extra Schlafstelle, und würden sagen: ›Warum bleibste nich die Nacht bei uns?‹, und weiß Gott, er bliebe. Wir hätten ’n Spürhund und ’n paar gestreifte Katzen, aber du mußt aufpassen, daß die Katzen den Kaninchen nix tun.«
    Lennie atmete schwer. »Die sollen’s bloß probieren! An die Kaninchen gehn! Denen brech ich das gottverdammte Genick. Ich zerschmeiß se mit ’n Stock.« Er brach ab und brummelte in sich hinein, den künftigen Katzen drohend, wenn sie es wagen würden, die künftigen Kaninchen zu stören.
    George saß da, versunken in sein eignes Wunschbild.
    Als dann plötzlich Candy sprach, fuhren sie beide hoch, als seien sie bei etwas Verbotenem ertappt worden. Candy sagte: »Wißt ihr, wo ’s so was gibt?«
    George war sofort argwöhnisch. »Und wenn schon – was sagt dir das?«
    »Brauchst mir ja nich zu sagen, wo es liegt. Kann überall sein.«
    »Sicher«, sagte George. »Du könntest

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