Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Von Mäusen und Menschen

Von Mäusen und Menschen

Titel: Von Mäusen und Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
Vom Netzwerk:
Hundejungen. Jetz wird er keine Lust mehr haben, hierherzu-kommen, wo er sein Junges hat.«
    Slim sagte zu Candy: »Du kannst haben, welches du willst von den jungen Hunden.«

    54
    Candy gab keine Antwort. Wieder legte sich Stille über den Raum. Sie kam aus der Nacht und nahm Besitz von der Stube. Nach einer Weile fragte George: »Hat jemand Lust zu einer kleinen Whist-Partie?«
    »Ich will ein bißchen mit dir spielen«, sagte Whit.
    Sie nahmen einander gegenüber an dem Tisch unter der Lampe Platz, aber George mischte die Karten nicht. Er ließ nervös den Rand der oberen Karte springen, und das knipsende Geräusch zog die Blicke aller Anwesenden auf ihn, so daß er damit aufhörte. Abermals war es völlig still in der Stube. Eine Minute um die andere verstrich. Candy lag reglos, an die Decke starrend. Slim schaute ihn einen Augenblick an, dann blickte er an seinen Händen hinunter.
    Er legte eine über die andere und ließ sie herabhängen. Ein leises nagendes Geräusch wurde unter dem Fußboden vernehmlich, und alle sahen dankbar hin.
    »Klingt, als ob da unten eine Ratte wäre«, sagte George.
    »Wir sollten eine Falle aufstellen.«
    Whit platzte heraus: »Was zum Teufel fackelt er so lange? Leg ein paar Karten aus, heda! Wir kriegen keinen Whist zustande, wenn auf die Art gespielt wird.«
    George nahm die Karten ordentlich zusammen und betrachtete sie von der Rückseite. Wiederum kroch Stille in die Stube. In der Ferne knallte ein Schuß. Sofort blickten die Männer zu Candy; alle Köpfe hatten sich nach ihm umgedreht. Einen Augenblick starrte er weiter an die Decke.
    Dann wälzte er sich herum, der Wand zu, und lag ganz still.
    Nun mischte George die Karten geräuschvoll und teilte sie aus. Whit stellte ein Markierbrett auf und setzte die Pflöcke ein. Dann sagte er: »Ihr Burschen seid scheint’s wirklich zur Arbeit hergekommen.«
    »Wie meinste das?« fragte George.
    Whit lachte. »Na, ihr seid am Freitag gekommen. Habt zwei Tage zu arbeiten bis Sonntag.«

    55
    »Ich versteh nich, was du da rechnest«, sagte George.
    Whit lachte wieder. »Würdst es schon verstehen, wenn du viel auf den großen Farmen hier herumgekommen wä-
    rest, ’n Bursche, der sich eine Farm mal angucken will, kommt am Samstagnachmittag. Kriegt am Samstag ein Nachtessen und drei Mahlzeiten am Sonntag, und Montag früh kann er nach dem Frühstück abschieben, ohne die Hand gerührt zu haben. Aber ihr tretet Freitag mittag zur Arbeit an. Anderthalb Tage müßt ihr mitmachen, was ihr auch sonst plant.«
    George sah ihn ruhig an. »Wir haben vor, ’ne Weile hier zu bleiben«, sagte er. »Lennie un ich woll’n zusammen was auf die hohe Kante legen.«
    Leise öffnete sich die Tür, und der Stallknecht trat herein; ein magerer Negerkopf, von Schmerz umsäumt, aus dessen Augen Geduld sprach. »Mr. Slim.«
    Slim hob den Blick von Candy. »Hallo! Ach, Crooks.
    Was is los?«
    »Sie sagten mir, ich solle Teer anwärmen für den Fuß des Maulesels. Ich hab ihn warm gemacht.«
    »O, gut, Crooks. Ich komm gleich raus und schmier ihn auf.«
    »Ich kann es machen, wenn Sie wollen, Mr. Slim.«
    »Nein, ich komm und mach es selber.«
    »Mr. Slim«, sagte Crooks.
    »Nun?«
    »Der große neue Bursche macht sich da draußen in der Scheune mit Ihren Hundejungen zu schaffen.«
    »Schon gut, er stellt nix mit ihnen an. Hab ihm eins ge-schenkt.«
    »Dachte, es wär besser, es Ihnen zu sagen. Er nimmt sie aus dem Nest raus und hat se in der Hand. Tut ihnen nich gut.«
    »Wird ihnen auch nich schaden. Ich komm jetz raus mit dir.«

    56
    »Wenn der verrückte Bastard zu viel dummes Zeug macht, so schmeiß ihn raus, Slim«, sagte George aufblik-kend.
    Slim folgte dem Stallknecht aus der Stube.
    George teilte die Karten aus, und Whit nahm seine in die Hand und betrachtete sie. »Haste schon die Kleine gesehen?« fragte er.
    »Was für ’ne Kleine?« gab George zurück.
    »Na, Curleys junge Frau.«
    »Ja, hab se gesehn.«
    »Und?«
    »Viel hab ich nich von ihr gesehn.«
    Whit legte seine Karten bedeutungsvoll nieder. »Na, guck dich um und halt die Augen offen. Dann wirste viel sehn. Sie verbirgt nix. Hab noch nie so jemand gesehn.
    Macht immerfort allen schöne Augen. Würde mich nich wundern, wenn sie sogar dem Stallknecht welche machte.
    Weiß zum Teufel nich, was se eigentlich will.«
    George fragte beiläufig: »Hat es Ärger gegeben, seit sie da is?«
    Es war klar, daß Whit sich nicht für seine Karten interes-sierte. Er legte sie nieder, und George

Weitere Kostenlose Bücher