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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Junioren-Nationalspieler und so weiter?«
    » Können, harte Arbeit, die Erbanlagen.«
    » Das haben viele. Du unterscheidest dich aber– die Großen unterscheiden sich aber von den beinahe Großen– durch dieses Unbenennbare.«
    » Und was hat das mit Ali und mir zu tun?«
    » Ihr fehlt das einfach.«
    Ich hörte, wie im Hintergrund ein Baby zu schreien anfing. Hector, Esperanzas Sohn, war achtzehn Monate alt.
    » Er schläft nachts immer noch nicht durch«, sagte Esperanza. » Du kannst dir also vorstellen, wie begeistert ich über deinen Anruf bin.«
    » Tut mir leid.«
    » Ich kümmer mich um die Sachen. Pass auf dich auf. Sag Terese, sie soll am Ball bleiben. Wir kriegen schon raus, was da passiert ist.«
    Sie legte auf. Ungläubig starrte ich das Handy an. Normalerweise konnten Win und Esperanza es nicht ausstehen, wenn ich mich mit solchen Dingen beschäftigte. Und ganz plötzlich war diese Abneigung verschwunden. Ich fragte mich, was da wohl passiert war.
    Auf der anderen Straßenseite ging vollkommen unbesorgt ein Mann mit Sonnenbrille, schwarzen Chucks und einem grünen T-Shirt. Mein Spinnensinn meldete sich. Er hatte kurzgeschorene, dunkle Haare. Auch seine Haut war dunkel– man nennt das wohl semitisch, was ich häufig mit latino, arabisch, griechisch oder, was soll’s, auch italienisch verwechsele.
    Er ging um die Ecke und verschwand. Ich wartete ab, ob er zurückkam. Das tat er nicht. Ich sah mich um und überlegte, ob gerade jemand anderes aufgetaucht war. Es gingen noch ein paar andere Leute vorbei, der Spinnensinn reagierte aber auf keinen von ihnen.
    Als Terese zurückkam, hatte sie keine Tränen in den Augen.
    » Sollen wir ein Taxi nehmen?«, fragte sie.
    » Kennst du dich hier in der Gegend aus?«
    » Ja.«
    » Ist hier eine U-Bahn-Station in der Nähe?«
    Fast hatte ich Wins Stimme im Ohr, der mich korrigierte: ›Myron, in London sagen wir Tube oder Underground!‹«
    Sie nickte. Dann gingen wir los. Es waren nur zwei Blocks.
    » Ich weiß, dass es nach der dämlichsten Frage in der Geschichte der Menschheit klingt«, begann ich, » aber ist mit dir alles in Ordnung?«
    Terese nickte. Dann sagte sie: » Glaubst du an irgendwelche übernatürlichen Phänomene?«
    » Was meinst du damit?«
    » Gespenster, Geister, Übersinnliches oder so was?«
    » Nein, wieso? Glaubst du daran?«
    Sie antwortete nicht direkt auf die Frage. » Ich war erst zum zweiten Mal an Miriams Grab«, sagte sie.
    Ich steckte meine Kreditkarte in den Fahrkartenautomaten und überließ es Terese, die richtigen Knöpfe zu drücken.
    » Ich gehe da sehr ungern hin. Nicht weil es mich traurig macht, sondern weil ich überhaupt nichts spüre. Man sollte doch meinen, dass nach der ganzen Trübsal, die dort herrscht, nach den vielen Tränen, die dort vergossen wurden … Hast du je darüber nachgedacht, als du auf einem Friedhof warst? Wie viele Menschen da geweint haben? Wie viele Menschen da den letzten Abschied von ihren Geliebten genommen haben? Man sollte meinen, dass – ich weiß nicht – dass diese Ansammlung menschlichen Leids kondensiert und die kleinen Teilchen mit jedem Besucher immer wieder aufgewirbelt werden und eine Wolke bilden, die negative kosmische Stimmung ausstrahlt, die man als Besucher dann als eine Art Kribbeln in den Knochen verspürt oder die einen erschauern lässt oder so was.«
    » Du hast das auf einem Friedhof aber nie gespürt?«, fragte ich.
    » Nicht ein einziges Mal. Diese ganze komische Idee, die Toten zu begraben und eine Steintafel auf ihre sterblichen Überreste zu stellen… für mich ist das nur Platzverschwendung… etwas, das man aus einer abergläubischen Ära in unsere Zeit übernommen hat.«
    » Und trotzdem«, sagte ich, » wolltest du heute noch einmal hingehen.«
    » Nicht um ihr die Ehre zu erweisen.«
    » Sondern?«
    » Das klingt verrückt.«
    » Probier’s.«
    » Ich wollte zurückkommen, um festzustellen, ob sich das in den vergangenen zehn Jahren vielleicht verändert hat. Ich wollte wissen, ob ich dieses Mal vielleicht etwas fühle.«
    » So verrückt finde ich das gar nicht.«
    » Nicht › fühlen‹ in dem Sinne. Ich kann das nicht richtig ausdrücken. Ich dachte, es könnte uns vielleicht weiterbringen, wenn wir hierher zurückkommen.«
    » Inwiefern?«
    Terese ging weiter. » Na ja. Jetzt kommt’s. Ich dachte…« Sie blieb stehen und schluckte.
    » Was?«, sagte ich.
    Sie sah blinzelnd in die Sonne. » Ich glaube auch nicht an übernatürliche Dinge– aber

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