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Von Menschen und Monstern

Von Menschen und Monstern

Titel: Von Menschen und Monstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Tenn
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einzige Hoffnung war sein Onkel. Irgendwie mußte er ihn wachrütteln, sich ihm verständlich machen. Er wälzte sich dicht an ihn heran und preßte den Mund an das Ohr des Fallensprengers.
    »Onkel Thomas? Was sagst du zu Franklin? Das kann er mit uns doch nicht machen, Onkel Thomas, wie? Du willst doch sicher fliehen? Dich an Franklin und Ottilie für den Tod deiner Frauen rächen! Fliehen, Onkel! Fliehen! «
    Das Delirium seines Onkels war wie eine unüberwindbare Wand.
    Völlig ratlos senkte Eric den Kopf und biß seinen Onkel in die verletzte Schulter.
    Nichts. Nur pausenloses Gestammel.
    »Ich habe Arthur den Organisator gesehen. Angeblich kennt er dich schon seit langem. Wann bist du ihm begegnet, Onkel Thomas? Wann hast du Arthur den Organisator zum erstenmal getroffen?«
    Der Kopf sank tiefer, die Schultern beugten sich weiter nach vorn.
    »Erzähl mir alles über den Fremdglauben. Wie ist der Fremdglaube?« In seiner verzweifelten Anstrengung, das Bewußtsein seines Onkels zu erreichen, redete Eric beinahe selbst so wirr wie er. »Spielen Arthur der Organisator und Walter der Waffenforscher eine wichtige Rolle im Fremdglauben? Sind sie Häuptlinge? Sie sprachen auch vom Aaronvolk. Wer ist das Aaronvolk? Kennst du ...«
    Das wirkte. Er hatte den Schlüssel gefunden.
    Schwankend hob Thomas der Fallensprenger den Kopf und starrte ihn trüben Blickes an. »Das Aaronvolk. Komisch, daß du nach dem Aaronvolk fragst. Ausgerechnet du.«
    »Warum? Was ist mit ihnen?« Nur jetzt nicht den Faden abreißen lassen. »Warum soll ich nicht nach ihnen fragen?«
    »Deine Großmutter war vom Aaronvolk. Man hat darüber getuschelt, als ich noch klein war.« Thomas nickte bekräftigend. »Die Truppe deines Großvaters unternahm eine lange Reise. Die längste, die es je gab. Und sie raubten deine Großmutter und brachten sie mit.«
    »Meine Großmutter?« Für kurze Zeit vergaß Eric, was draußen für sie vorbereitet wurde. Er hatte immer gewußt, daß seine Großmutter von einem Geheimnis umwittert gewesen war. Die Menschheit hatte kaum je von ihr gesprochen.
    »Deborah die Traumsängerin.« Thomas' Kopf pendelte haltlos hin und her. »Weißt du, warum deine Großmutter die Traumsängerin hieß, Eric? Weil die Weiber sagten, daß sie Dinge erzählte, die nur in Träumen vorkommen und daß sie nicht vernünftig reden konnte wie andere Leute. Sie konnte nur von ihren Träumen singen. Aber dein Vater hat viel von ihr gelernt. Er war ihr sehr ähnlich. Die Weiber haben sich immer gescheut, sich mit ihm zu paaren. Meine Schwester hat es als erste riskiert. Und alle sagten, sie hätte ihr Schicksal redlich verdient.«
    Eric bemerkte plötzlich, daß sich die Geräusche vor der Grotte veränderten. Es war stiller geworden. Holten sie ihn schon ab?
    »Hör zu, Onkel Thomas! Ich habe eine Idee. Jene Ausländer – Walter, Arthur der Organisator –, sie haben mir ein Bestiensouvenir mitgegeben. Ich weiß nicht, wozu es taugt, aber ich kann es nicht erreichen. Ich drehe mich jetzt um. Versuche, mit den Fingerspitzen in meinen Tornister zu greifen und ...«
    Der Fallensprenger hörte nicht auf ihn. »Sie war eine Fremdgläubige«, setzte er sein Selbstgespräch fort. »Dein Großvater war der erste Fremdgläubige der Menschheit. Im Aaronvolk dürften sie wohl alle fremdgläubig gewesen sein – ein ganzes Volk von Fremdgläubigen!«
    Eric stöhnte. Dieser halbtote, phantasierende Mensch war sein einziger Hoffnungsschimmer. Und dieses blutige Wrack war einmal der stolzeste, erfolgreichste Truppenführer der Menschheit gewesen.
    Er sah sich nochmal nach dem Posten um. Der Mann starrte nach wie vor in die Haupthöhle. Draußen herrschte beklemmende Ruhe, als glühten Dutzende von Augen in freudiger Erwartung. Und wurden da nicht Schritte laut? Er mußte seinen Onkel aus der Lethargie reißen.
    »Thomas der Fallensprenger!« schnarrte er. »Aufgepaßt! Das ist ein Befehl! In meinem Tornister steckt ein klebriges kleines Kügelchen. Wir setzen uns jetzt Rücken an Rücken und du greifst in meinen Tornister und reißt ein Stück von dem Kügelchen ab. Verstanden? Das ist ein Befehl! Ein militärischer Befehl!«
    Sein Onkel nickte willfährig. »Bin schon seit mehr als zwanzig guten alten Zeiten Krieger«, murmelte er und drehte sich um.
    »Los!« befahl Eric. Er drehte Thomas den Rücken zu und duckte sich, damit der Tornister genau unter die gefesselten Arme seines Onkels zu stehen kam. »Greif hinein! Zieh das klebrige Zeug 'raus. Es liegt

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