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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ihr eben, verstehen Sie, sie kann mich zwar verschenken, wenn sie Lust dazu hat, aber ich kann nicht von mir aus gehen. Sie kann Judo, sie schießt auf Tontauben; wenn sie erfahren hätte, daß Isy und ich…»
    «Und Isy hat Ihnen gedroht?»
    «Ja… Hören Sie sich’s mal an…» Moderegger stand auf.
    Piesarczik war verwundert. «Was denn – hat sie’s auf Band gesprochen?»
    «Ich hab’s heimlich mitgeschnitten. Warten Sie…» Moderegger öffnete ein weißes Sideboard und suchte nach der richtigen Spule. «Ich muß es hier versteckt haben.»
    «War Isy denn hier?» fragte Piesarczik.
    «Zweimal nur, nachts; meine Frau war zum Reitturnier in Berlin… Hier, das ist das Band.» Moderegger zeigte es Piesarczik und legte es dann auf, was mit einer Hand – in der anderen hielt er noch immer die Pistole – nicht ganz einfach war. «Gleich muß es kommen… Ich wollte das Band gerade löschen, als Sie vorhin… Aber vielleicht sollte ich – es entlastet mich ja auch…» Isy: Wie sieht’s denn aus, Mister M.? Moderegger: Was? Isy: Mensch, Little Mo, du bist doch sonst nicht so schwer von Kapee.
    Moderegger: Kannst du dich nicht mal ‘n bißchen klarer ausdrücken? Isy: Noch klarer? Moderegger: Ja, bitte! Isy: Du hast doch eben gesagt, daß wir uns in Zukunft nicht mehr so oft sehen könnten, es war dir zu gefährlich. Das heißt doch im Klartext: Schluß, aus, Finis! Oder heißt es das nicht? Moderegger: Isy! Isy: Mister M.! Drei Monate, achtzehn Tage, im ganzen fünfzehnmal – ich hab mitgezählt. Der Appetit läßt nach, langsam müßte mal ‘ne andere her, ich hab meine Schuldigkeit getan. Moderegger: Sag bloß, dir hat’s keinen Spaß gemacht. Isy: Ungeheuer viel! Moderegger: Tu doch nicht so. Isy: Na, bestimmt nicht so viel wie dir. Moderegger: Ich brauch dich doch. Isy: Und ich brauch dich auch. Moderegger: Mein Gott, ich kann doch nicht tun und lassen, was ich will!
    Isy: Schrei doch nicht so – von Heirat hat ja gar keiner was gesagt.
    Moderegger: Was willst du denn?
    Isy: Piesarczik ist krank; Piesarczik muß sich aus dem Geschäft zurückziehen, sonst geht er ganz vor die Hunde.
    Moderegger: Der denkt doch gar nicht dran!
    Isy: Seine Mutter wird ihn schon dazu bringen, und zwar bald, da kannst du dich drauf verlassen. Bis jetzt hat er immer tun müssen, was sie will. Und diesmal hat sie auch noch recht: sein Herz ist wirklich nicht mehr das beste. Er wird so ‘ne Art Aufsichtsrat spielen, mit ihr zusammen natürlich, das ist beschlossene Sache. Und weißt du, wer dann der Boss wird? Du!
    Moderegger: Das ist doch Unsinn!
    Isy: Nein, das ist Personalpolitik. Und du wirst dann dafür sorgen, daß ich aus diesem verdammten Schreibzimmer rauskomme. Ich spiel dann nicht länger Tippse für dich, ich spiel dann ‘ne Hauptrolle: Chefsekretärin.
    Moderegger: Mensch, du…
    Isy: Ich war mal auf der Höheren Handelsschule, ich kann das.
    Moderegger: Höhere Handelsschule – zwei Wochen, ja. Das gibt doch ‘nen Riesenaufstand, da sind doch andere lange vor dir dran. Ein Riesentheater. Da weiß doch dann jeder, was los ist – Rita am ehesten.
    Isy: Mit deiner Frau mußt du schon selber fertig werden.
    Moderegger: Das geht auf gar keinen Fall.
    Isy: Natürlich geht das. Wenn wir Frauen nur Karriere machen dürfen, indem wir durch die Betten gehen – bitte! Ich kenn da nichts. Jeder nutzt seine Begabung auf seine Weise.
    Moderegger: Das Rezept haste wohl von deinem komischen Bruder da, was?
    Isy: Von dem? Nee. Auf so was kommt man von selber. Ich geb dir ‘ne Woche Zeit. Als erstes holst du mich aus dem Schreibzimmer raus und steckst mich in den Einkauf, dann ist der Sprung später nicht mehr ganz so groß.
    Moderegger: Isy – bitte! Hab ich mich denn so in dir getäuscht?
    Isy: Ja, hast du. Ich will mein Teil vom Leben, so ‘n Teil, wie du ‘n schon lange hast. Wie soll ich denn sonst zu was kommen; mit 845 Mark im Monat vielleicht? Netto.
    Moderegger: Du machst doch mein Leben kaputt, wenn du Rita…
    Isy: Das liegt jetzt an dir.
    Moderegger: Ich bin doch nicht Piesarczik.
    Isy: Bald bist du’s.
    Moderegger: Ich kann dir Geld geben, ich kann doch bei ‘ner anderen Firma…
    Isy: Nein! Ich will da was werden, wo ich am meisten gelitten habe. Moderegger: Du bist ja verrückt. Isy: Sicher! Und du wirst mich dann mitnehmen von einer Konferenz zur anderen. Heute London, morgen Rom, übermorgen Paris, überallhin, wo was los ist, wo ich Leute kennenlerne. Solange, bis ich’s geschafft habe und auch

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