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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Ich darf doch mal…? Es fängt gerade ein bißchen an zu tröpfeln.»
    «Na ja, dann kommse ma kurz rein», sagte Czapalla.
    «Das ist nett, danke sehr…»
    Czapalla schloß die Tür hinter ihm. «Gehnse ma da die Treppe rauf, nachher kommt meine Frau, da oben harn wa am meisten Ruhe. Vorsicht, is ‘n bißchen steil geraten…» Das Hochdeutsch welkte dahin.
    Klatt stieg die Treppe hinauf. «Aber das ist doch gerade das Reizvolle. Schön haben Sie’s hier. Alles selber gemacht?»
    «Das meiste, ja.»
    Klatt war oben angekommen und blieb stehen. «Ich sag Ihnen ja, Herr Czapalla, Sie sind der geborene Meister. Verantwortung tragen, selbständig arbeiten, mehr verdienen! Ich komme ja mit vielen Menschen zusammen, glauben Sie mir: Wenn einer die Voraussetzungen dafür mitbringt, dann bringen Sie sie mit.»
    Czapalla wehrt ab. «Sie wolln mir bloß um ‘n Bart gehen, damit ick nachher unterschreibe.»
    «Nein, wirklich, Herr Czapalla!»
    «Dann nehmse erst ma drüben auf’m Stuhl da Platz – passense auf, das Sägemehl da, die Bohrmaschine!»
    Klatt nahm vorsichtig Platz. «Ah, Sie bauen sich gerade neue Regale für Ihr Zimmer. Spätschicht heute?»
    «Nee, ich bin noch imma krankgeschrieben.»
    «Doch nichts Schlimmes?» erkundigte sich Klatt.
    «Meine Bandscheibe wieda.»
    Klatt nutzte das sofort für seine Argumentation. «Na sehen Sie, Herr Czapalla – noch ein Grund mehr, von der Maschine wegzukommen!»
    «Als Einrichter muß ich im Augenblick nich dauernd…»
    «Trotzdem! Ich darf doch mal meine Unterlagen hier…?» Klatt zog einen mehrere Zentimeter hohen Papierstapel aus seiner Aktentasche.
    «Ja, schiebense ruhig den janzen Krempel da beiseite», sagte Czapalla.
    Klatt schob die Sachen zusammen. «Danke, ja. Ah, ich sehe gerade die Werkzeitschrift – bei der EUROMAG sind Sie also?»
    «Seit acht Jahren bin ich da, ja; bald is det erste kleine Jubiläum fällig.»
    Klatt sah ihn aufmerksam an. «Ich schätze Sie so um die Fünfzig rum – wird Zeit, daß Sie’s bald noch mal so richtig packen.»
    «Ich weiß», sagte Czapalla. «Aba ich hab hier jetzt zuviel Zeit mit Gewerkschaft und Betriebsrat verplempert.»
    «Gewerkschaft und Betriebsrat… Bringt denn das was?» fragte Klatt.
    «Das bringt schon was – man muß nur auf dem richtigen Dampfer sitzen. Aber darum geht’s ja gar nicht…»
    Klatt spielte seine Vertreterrolle ausgezeichnet. «Rauchen Sie eine mit, darf ich Ihnen eine anbieten?»
    «Danke, ja.»
    Klatt ließ sein Feuerzeug aufschnappen. «Feuer – bitte sehr!»
    «Danke, danke.» Czapalla war nikotinsüchtig – die vielen Sitzungen.
    Klatt zündete sich selber eine Zigarette an. «Aber als Betriebsrat, da kann man doch freigestellt werden und bis in den Aufsichtsrat kommen – oder?»
    «Ja, schon – wenn’s die Kollegen wollen, aber ich bin denen immer ‘n Stück zu links gewesen.»
    «Ich verstehe: DKP, SEW und so?» Klatt schien ihn aushorchen zu wollen.
    «Nee, nee, nur so; ‘n paar Flugblätter, ‘n wilder Streik mal, ‘ne kurze Arbeitsniederlegung, weil die EUROMAG ihr ältestes Werk hier in Berlin dichtmachen will. Die andern, das sind doch alles Leisetreter… Aba das is ja nich Ihr Bier. Komm wa ma zur Sache, wenn’s recht ist.»
    «Aber natürlich, Herr Czapalla, natürlich… Lehrgang Industrie, Eisen- und Metallberufe. Sie kennen ja unsere bewährte Methode: Sie bekommen das Lehrmaterial ins Haus geschickt und können sich dann in aller Ruhe Schritt für Schritt den Wissensstoff aneignen. Da es sich bei uns im wesentlichen um programmierte Unterweisungen handelt, müssen Sie nur ganz einfach aktiv an die Sache herangehen und haben dann sofort Ihre Erfolgserlebnisse, die Sie dann weiter motivieren.»
    «Ah, ja…» Czapalla nickte.
    «Selbstverständlich steht Ihnen auch ein bewährter GFL-Lehrer zum persönlichen Gespräch und zur Korrektur Ihrer Arbeiten zur Verfügung, ja? Und dann haben wir natürlich in regelmäßigen Abständen unsere Wochenendseminare, unseren mündlichen Gruppenunterricht, wo wir…» Unten klingelte das Telefon, und Klatt kam ein wenig aus dem Konzept: «… wo wir, äh, wo wir dann alle Lehrgangsteilnehmer zusammenfassen und…»
    Czapalla stand auf. «Entschuldigen Sie bitte – das Telefon. Ich muß ma schnell in die Diele runta.»
    «Aber bitte, hetzen Sie nur nicht!»
    Czapalla lief die Treppe hinunter, nahm den Hörer ab und meldete sich. Es war einer seiner Kollegen, Rudi.
    «Mahlzeit, Czappi – ich bin’s!»
    «Wat is ‘n, von

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