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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Male wirkte es sehr gekünstelt. «Hier lang…» Sie überquerten die Diele. «Hier in das große Zimmer rein… Da steht ‘n Stuhl.» Er machte mit einer raschen Bewegung den Fernseher aus.
    «Danke, ja.» Mannhardt setzte sich.
    Czapalla ging auf seinen Hochschrank zu. «Was zu trinken? Darf ich Ihnen…?»
    «Danke; absolutes Alkoholverbot bei uns im Dienst.»
    «War doch schon imma so: Dienst is Dienst – Schnaps is Schnaps», lachte Czapalla.
    «In der Theorie, ja. Sie können sich ruhig setzen, Herr Czapalla.»
    «Ick such bloß meine Zigaretten.» Er zog eine Schublade auf, dann die zweite. «Ah, hier. Wollen Sie auch eine?»
    «Danke, nein.»
    «Is das auch verboten?» fragte Czapalla.
    «Vom Polizeipräsidenten nicht, von meiner Frau – und das ist noch ‘n paar Grade schlimmer. Die müßten Sie doch eigentlich kennen, die ist doch seit ‘n paar Monaten auch bei der EUROMAG – im Einkauf.»
    «Mit denen im Büro harn wir nie was zu tun.»
    «Klar, ja. Aber die Schnüffelei überall, das ist doch wirklich ‘ne Schweinerei!» Mannhardt sah ihn aufmerksam an.
    Czapalla setzte sich und klopfte seine Hosentaschen nach Streichhölzern ab. «Wo wird denn heute nicht gelauscht und geschnüffelt, det is nu mal so. Und wenn man nischt zu verbergen hat, dann…»
    «Waren Sie nicht auch bei der Protestversammlung dabei?» wollte Mannhardt wissen.
    «Sicher, bei sowat, da bin ick immer dabei, aber trotzdem – wie singense imma: man darf das alles nicht so verbissen sehn.»
    Mannhardt lachte. «Ich weiß schon – aber bei mir brauchen Sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen, ich bin nicht vom Verfassungsschutz, ich bin von der Mordkommission. Ich bin wegen Klatt hier, einzig und allein wegen Klatt.»
    Czapalla bemühte sich, erstaunt auszusehen. «Ich denke, da is allet klar jetzt?»
    «Schön war’s. Da sind noch einige offene Fragen, die… Vielleicht können Sie uns da weiterhelfen. Um 11 Uhr 52 hat Klatt – oder Ulrich Schulz, ganz wie Sie wollen – den Mahnke vor die U-Bahn gestoßen und ist anschließend entkommen. Um 15 Uhr 12 – das steht ebenso exakt fest – ruft das Parkhaus Uhlandstraße an und meldet uns, daß Klatt seinen Wagen dort abgestellt hat. Das wird später von einigen Zeugen bestätigt, insbesondere von einer Ärztin aus Wannsee, mit der er fast zusammengeprallt wäre. Klatt geht uns durch die Lappen, wir finden aber seinen Wagen. Doch weder in diesem Wagen noch in seiner Wohnung findet sich ein Hinweis auf die Beute – die über hunderttausend Mark aus dem Raubüberfall in Dornrath.»
    «Das steht heute auch in der Zeitung», sagte Czapalla, «genauso steht das drin.» Endlich hatte er seine Streichhölzer gefunden.
    Mannhardt sah ihm zu, wie er seine Zigarette anbrannte. «Frage also: Was hat Klatt in der Zeit zwischen 11 Uhr 52 und 15 Uhr 12 alles gemacht?»
    «Na, die ganze Zeit üba war er nich bei mir hier», sagte Czapalla.
    «Wann war er denn bei Ihnen?» Mannhardt drückte auf seinen Kugelschreiber.
    «So genau kann ick das auch nich saren – wer kuckt schon uff die Uhr, wenn da eena kommt…»
    «Na, so in etwa?»
    Czapalla zog mit dem Daumennagel Rillen ins Tischtuch. «Halb zwei, würd ick saren.»
    «13 Uhr 30 also. Gut. Und ist Ihnen was an ihm aufgefallen?»
    «Aufgefallen?» Czapalla dachte nach. «Na, ‘n bißchen nervös war er schon, ‘n bißchen gehetzt, aber wer is det heute nich?»
    «Sie waren der letzte Ihrer Kollegen, bei denen ein Häkchen hinter dem Namen war. Wir haben nämlich Klatts Notizbuch im Auto gefunden. Wußten Sie eigentlich, in welchem Verdacht Klatt bei der EUROMAG stand?»
    Czapalla war offensichtlich auf Zeitgewinn aus. «In welchem Verdacht? Sie meinen, die Schnüffelei?»
    «Ja, daß er sich in den Wohnungen verdächtiger Arbeiter umsehen sollte.»
    «Nee, eijentlich nich…»
    Mannhardt zeigte sich gut informiert. «Aber Ihr Kollege, der… der Rudi Brennicke, der hat Sie doch deswegen angerufen – zwischen 13 Uhr 30 und 13 Uhr 40. Das muß doch genau die Zeit gewesen sein, wo Klatt hier war, bei Ihnen hier…?»
    «Ja, war’t ooch», bestätigte Czapalla.
    «Und gewarnt hat er Sie doch auch?» hakte Mannhardt nach.
    «Der Rudi, ja, aber ick hab das mehr für’n Scherz gehalten, für Hysterie; der Rudi wollte sich mal wieder wichtig machen.»
    Mannhardt ließ sich nicht ablenken. «Haben Sie denn Klatt deswegen angesprochen?»
    «Nein, hab ick nich, er hat ja auch wirklich nicht den Eindruck gemacht… Und als ich vom Telefon

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