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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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zurückgekommen bin, da hat er gerade meinen Sohn vorgehabt: Umschulung.»
    «Wann ist er denn wieder weggefahren von hier?»
    «Das muß so um halb drei gewesen sein.»
    Mannhardt vervollständigte seine Notizen. «14 Uhr 30 also – dann war er rund ‘ne Stunde bei Ihnen?»
    «Ja, kann sein.»
    Mannhardt überlegte. «Von Heiligensee bis zur Uhlandstraße, bis zum Parkhaus in gut vierzig Minuten – ja, das könnte hinhauen.»
    «Als er weg war, nachmittags, da haben sie denn noch mal angerufen von der EUROMAG: Protestversammlung», fügte Czapalla hinzu. «Sie hatten herausgekricht, daß Klatt und Dr. Horlach befreundet waren, beide im gleichen Verein.»
    «Horlach behauptet steif und fest, Klatt wäre ohne sein Wissen an die Namen herangekommen», sagte Mannhardt.
    «So janz glauben tu ick’s imma noch nich, aba untaschrieben haben wir bei Klatt nich – mein Sohn nich und ick nich.» Czapalla drückte seine Zigarette aus.
    Mannhardt blätterte in einer herumliegenden Programmzeitschrift. «Eine Stunde lang war er bei Ihnen – Sie müssen doch ‘ne ganze Menge mit ihm geredet haben, so über dieses und jenes…?»
    «Ja, harn wa auch», gab Czapalla zu.
    «Und ist Ihnen da nichts aufgefallen, so eine Bemerkung vielleicht, die…?» Mannhardt fand die Seite mit den neuesten Bademoden.
    «Nee. Außer daß er so nervös war.»
    Mannhardt riß sich von den Mannequins los und kam zur Rätselseite. «Wir sind ganz sicher, daß Klatt noch hier in Berlin ist. Er wird erst mal ‘n Weilchen auf Tauchstation gehen und sich dann erneut falsche Papiere verschaffen. Wo ist er also hin, nachdem er uns in der Uhlandstraße entkommen ist?»
    «Mit soviel Geld, da kommt man schon irgendwo unter», sagte Czapalla.
    «Eben. Insbesondere bei denen, die keins haben.»
    «Da gibt’s ‘ne Menge von!»
    Mannhardt schlug die Programmzeitschrift zu und stand auf. «Ja, Herr Czapalla, das wär’s dann wohl. Und wenn Sie ein reicher Mann werden wollen – vielleicht fällt Ihnen doch noch was ein, was uns dann weiterbringen könnte – Sie sind schließlich der letzte, mit dem Klatt des längeren geredet hat, ehe er ins Parkhaus gefahren ist. Hier, meine Telefonnummer.»
    Czapalla ging schon zur Tür und klinkte sie auf. «Wieso soll ich’n davon reich werden?»
    Mannhardt blieb neben ihm stehen. «Ach so, eh ich’s vergesse – gestern abend ruft mich noch mein Kollege an: der Filialleiter in Dornrath, den Klatt im Frühjahr erschossen hat, das war gar kein gewöhnlicher Filialleiter, das war der Sohn eines großen Bankmenschen, alte ruhmreiche Familie, der hat da sein Volontariat gemacht. Nun haben sie 50000 Mark Belohnung ausgesetzt für die Ergreifung des Mannes, der ihren Sohn ermordet hat. So nach dem Motto: wir wollen Klatt – tot oder lebendig. Das ist jetzt alles wieder hochgekommen; es wird wohl auch ‘ne Anzeige deswegen geben, aber trotzdem…»
    Czapalla schluckte. «50000 Mark, ganz schön…»
    «Mit den anderen Belohnungen und dem, was die Versicherung ausgesetzt hat, kommt bald noch mal soviel zusammen. Also, Herr Czapalla, Augen auf – Sie kennen ihn ja ziemlich genau. Irgendwann wird er schon mal wieder auftauchen…»
     
     
    Rudi hatte auch heute wieder seinen Stammplatz am alten Steg bezogen. Er hörte Czapalla kommen und drehte sich um.
    «Hallo, Rudi, Petri Heil!» rief Czapalla.
    «Ah, Czapalla, Deutschland! Willste zum Frühschoppen?»
    «Nee, ick fahr bloß ‘n bißchen mittem Rad spaziern», antwortete Czapalla.
    «Wat macht die Bandscheibe?» fragte Rudi.
    «Danke, det jeht wieda, wenigstens so lala. Und du? Haste schon wat jefangen heute?»
    «Nich allzu ville.» Rudi zeigte auf seinen grünen Plastikeimer.
    «Ick sach ja imma: det is Scheiße am Stech hier – dauernd kommt eena.» Czapalla blickte ihn mitfühlend an.
    «Ick sitz jetz schon drei Jahre hier – ach weeßte…»
    Czapalla kam zur Sache. «Willste nich den Kahn von mein’m Schwaja koofen, mit Außenbordmotor? Fünfhundert Mark willa nur für ham, det is fast jeschenkt – da könnteste dann imma rausfahren uff’n See…»
    «Und wo krieg ick ‘n Liegeplatz her?» fragte Rudi.
    «Besorg ick dir ooch noch, ick hab doch hier überall ‘n Draht hin», sagte Czapalla mit aller Überzeugungskraft.
    Doch Rudi wollte nicht. «Nee, laß man. Ick weeß nich, ick häng irjendwie an dem Stech hier – bis jetzt hatter mir imma Jlück jebracht.»

 
    Lieber fremdes Blut am eigenen Messer…
     
     
     
    Verschiedentlich läßt die

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