Von Moerdern und anderen Menschen
so ‘n elastischen.»
«Wenn ich wieder in die Werkstatt fahre, morgen…»
«Was will er denn mit Markulla?» fragte Yvonne.
«Was will er denn mit Markulla?» wiederholte Rocky. «Dumme Frage! Den braucht er dringend, sagt er doch. Oder? Der ist schließlich gelernter Buchhalter, bilanzsicher. Studiert hat er auch, Wirtschaftsrecht und so ‘n Scheiß. Der Markulla ist Gold wert für uns.»
«Wie lange war ‘n der jetzt im Bau?»
Rocky überlegte. «Fünf Jahre, glaub ich. Falschgeld, Diebstahl, Zuhälterei, schwere Körperverletzung… So einer wie Markulla, der läßt sich auch von Giuseppes Leuten nicht einschüchtern, der macht Ketchup aus denen.»
«Hör auf, ich weiß noch, wie er die Mona damals in die Mangel genommen hat…»
«… als die den Autohändler da als Stammfreier hatte und sich selbständig machen wollte», fügte Rocky hinzu.
«Die linke Augenbraue mußte genäht werden.»
Rocky lachte. «Das hat die doch weggesteckt wie nichts, das fand die doch prima – seitdem: große Liebe.»
«Als ich den Markulla zuerst gesehen habe, dachte ich, das ist ‘n Bruder von dir – die Ähnlichkeit…»
Rocky besah sich im Rückspiegel. «Ähnlichkeit? Ja… Ja, kannste recht haben.»
«Paß auf, die Schranke da vorne is runter!» sagte Yvonne.
«Denkste, ich hab das für ‘n Handballer gehalten? Ich kenn doch die Strecke.»
«Du fährst wieder wie…»
Da schrie Rocky auf. «Die Bremsen, mein Gott!»
«Was is denn!?»
«Nichts mehr – kaputt…!»
«Rocky – Rocky!» Yvonne riß die Arme nach oben.
«Scheiße!»
«Nach rechts, nach rechts! In den Zaun rein!»
«Ja…» keuchte Rocky. «Ja…»
Der Wagen durchbrach den Zaun, die Latten flogen meterweit.
«Was ist? Wo sind wir denn?» Yvonne hatte einen leichten Schock davongetragen.
Rocky sah sich um. «Mitten auf den Schienen… Der Zug! Los, raus – raus hier!» Er klickte seinen Gurt aus und stieß die Tür auf.
Yvonne geriet in Panik. «Mein Gurt geht nicht auf! Rocky, Hilfe! Hilf mir… Hilf mir doch!»
«Der Zug!» schrie Rocky.
Die dröhnende Masse raste heran, das Brüllen des Signalhorns wurde immer heftiger.
«Der klemmt hier!» schrie Yvonne.
Rocky fingerte am Verschluß herum. «Ich krieg ihn auch nicht ab.»
«Hol mich raus hier! Rocky!»
«Der Zug…» Rocky hatte kurz hochgesehen.
Die Lok war fast heran. Weinrot und beige, ein TEE.
Todesangst. «Hier, reiß ihn durch, reiß ihn doch durch!» Yvonne bäumte sich in ihren Fesseln.
«Geht nicht… Zu fest… Ich muß…»
Rocky sprang ins Freie.
Yvonnes Stimme überschlug sich. «Das könnt ihr doch nicht… nein! Nei…»
In dieser Sekunde hatte die Lokomotive den Wagen erfaßt.
Markulla schlenderte durch die große Bahnhofshalle und wartete auf Mona.
Was wäre zu Markulla und Mona zu sagen?
Er hieß mit Vornamen Manfred, war achtunddreißig Jahre alt und von Beruf Industriekaufmann. Zuletzt hatte er fünf Jahre abzusitzen gehabt – seine dritte Haftstrafe insgesamt. Im Strafregister waren unter seinem Namen Verbreitung von Falschgeld, Zuhälterei, Notzucht, schwere Körperverletzung, Diebstahl, Sachhehlerei und gewerbsmäßiger Kreditwucher vermerkt. Markulla galt als ebenso intelligent wie brutal. Wer ihn von früher her kannte, der rechnete auch diesmal mit einem Rückfall; seine gute Führung und seine Sanftheit während der letzten Haft wurden allgemein nur als gängiger Trick gewertet.
Doch er hatte sich fest vorgenommen, anständig zu bleiben und ein bürgerliches Leben zu führen. Gründe dafür gab es mehrere: die Überzeugungsarbeit eines engagierten Sozialarbeiters, die Angst vor einem weiteren Gefängnisaufenthalt, die Sehnsucht nach Ruhe und Gleichmaß – schließlich ging er auf die Vierzig zu – und wohl auch eine gewisse Resignation in Anbetracht einer dreimal gescheiterten Verbrecherlaufbahn. Der gewichtigste Grund aber hieß Mona.
Sie hieß eigentlich Monika Marotzke und war früher einmal, infolge einer gewissen Hörigkeit, für ihn auf die Straße gegangen. Doch nach einem gewaltigen Krach und während seiner Haftzeit hatte sie sich von ihm gelöst und selbständig gemacht. Jetzt, sie war inzwischen fünfunddreißig Jahre alt geworden und ziemlich mollig, gehörten ihr ein Frisiersalon und eine Drogerie, und sie galt als eine ausnehmend tüchtige Geschäftsfrau, die überall anerkannt wurde, auch in einem solchen Nobelviertel wie dem Erlengrund. Sie wohnte hier in einem zweistöckigen Haus und galt als Nichte des
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