Von Moerdern und anderen Menschen
Betätigung, krankfeiern und so. Und der hieß meiner Meinung nach auch Klatt.»
Mannhardt nickte. «Kann schon sein; unser Klatt hatte ja hier ‘ne Firma gegründet: Klaus-Dieter Klatt KG – Vertretungen aller Art. Er selber, eine Sekretärin und noch ein Mitarbeiter für den Außendienst. Die sind jeden Tag rumgezogen und haben versucht, alles mögliche an den Mann zu bringen: Versicherungen, Fernlehrgänge, Beteiligungen an Abschreibungsobjekten, Barkredite und so weiter und so weiter. Muß ganz gut funktioniert haben. Und weißt du, warum Klatt das getan hat? Um später die Herkunft seines Geldes erklären zu können.»
«Die hunderttausend Mark aus der Beute?»
«Ja. Vorher war er ‘n popliger Verkaufsfahrer.»
Lilo steckte sich eine Zigarette an. «Und der Mahnke ist dann dahintergekommen?»
«Ja, muß er wohl. Jedenfalls kannten die sich von früher her. Mahnke ist damals in Dornrath auch ‘ne Weile verhört worden – Klatt ist ja im Nu identifiziert gewesen; natürlich nicht als Klatt, sondern als Schulz, Ulrich Schulz. Doch dann ist er blitzschnell untergetaucht und hat hier in Berlin ‘n neues Leben angefangen – mit falschen Papieren, als Klaus-Dieter Klatt.» Mannhardt fischte sich eine eingelegte Gurke aus dem Glas.
Lilo hatte noch Schwierigkeiten, das Ganze zu durchschauen. «Und Mahnke? Wie ist Mahnke denn dahintergekommen?»
Mannhardt dozierte mit einigem Wohlbehagen. «Ganz einfach, das haben wir inzwischen auch herausbekommen. Mahnke war im Rauschgiftgeschäft drin, so ‘n mittlerer Dealer. Und wahrscheinlich hat er gewußt, daß sein Freund Ulrich Schulz das Ding in Dornrath gedreht hatte; vielleicht hatten Sie’s auch gemeinsam geplant. Jedenfalls war er scharf auf seinen Anteil an der Beute. Und was macht er, clever, wie er ist? Er sucht nach einem, der mit falschen Papieren handelt. Den findet er auch, in Düsseldorf – ‘n Graphiker, der fixt. Den haben wir inzwischen. U-Haft und Entziehungskur.»
Ihr Gesicht hellte sich auf. «Kann ich mir schon denken: Mahnke verschafft dem Mann keinen Stoff mehr und liefert erst wieder, als der ihm sagt, daß Schulz jetzt Klaus-Dieter Klatt heißt.»
Mannhardt nickte. «Genau. Mahnke findet Klatt – und Klatt stößt Mahnke vor die U-Bahn. Wenn wir Klatt jetzt hätten – hätten wir ‘ne Goldmedaille verdient; aber wir haben ihn nicht. Wer weiß, wo der wieder untergetaucht ist.»
«Dann wird das doch der Klatt gewesen sein, der bei uns geschnüffelt haben soll», sagte Lilo. «Eben im Fernsehen, da hat die Geschäftsleitung zwar alles abgestritten, aber die von der Gewerkschaft, die behaupten das weiterhin steif und fest.»
«Das bringt uns jetzt auch nicht weiter», sagte Mannhardt.
«Und das Geld, das habt ihr doch auch noch nicht gefunden?» wollte Lilo wissen.
«Nein – wie denn, wo denn, was denn? In seiner Wohnung ist es jedenfalls nicht.»
«Wo war er denn nach dem Mord an Mahnke?»
«Keine Ahnung, müssen wir mal sehen…» Mannhardt wurde langsam unwirsch. «Ich esse jetzt!» Das Telefon schrillte. «Auch das noch!»
«Bleib mal sitzen, ich geh schon ran.» Sie lief hin und nahm ab. «Mannhardt… Ja, Herr Koch, der ist schon da, der ißt gerade – Momentchen mal…» Sie hielt den Hörer hoch. «Dein lieber Kollege.»
Mannhardt warf sein Messer auf den Teller. «Verdammt noch mal, was will denn der schon wieder! Die sollten mich doch nur zu Hause anrufen, wenn sie ihn haben oder wenn sich ‘ne Spur ergibt, die uns heut nacht noch weiterbringt…» Er nahm Lilo den Hörer aus der Hand. «Ja, was ist…»
Die Atmosphäre im nächtlichen Heiligensee war mit zwei Worten zu beschreiben: wie ausgestorben. Hätten nicht ab und an Hunde gebellt, wäre wirklich zu bezweifeln gewesen, daß dieser Ortsteil der Millionenstadt noch immer bewohnt war. Aber Ausnahmen, das wußten auch Czapalla und sein Sohn, gab es auch hier: Da waren welche krank, da feierten sie bis zum frühen Morgen durch, da kamen andere aus der Stadt nach Hause. Weniger Angst hatten sie, wie sie gerade feststellten, vor den Streifenwagen der Polizei; die tauchten hier nicht öfter auf als Kometen am Himmel.
«Aba wissen kann man’t nie», meinte Czapalla. «Wenn de Pech hast, valierste det Wassa aus de Kiepe.»
«So isset…» Wolfgang, der am Steuer saß, teilte diese Meinung.
Sie fuhren nicht mehr als 30. Es gab da eine Menge schmale Straßen, oft ohne Bürgersteige, zuweilen nur mit Verbundsteinen ausgelegt. Silberhammer Weg, Mattenhuder
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