Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Rechtsanwaltes, der es ihr in Dankbarkeit für ihre treuen Dienste nach seinem Tode vermacht hatte.
    Das weitere klingt nun wie ein Märchen: Als Markulla nach seiner Entlassung durch die Stadt irrt und nicht weiß, wohin er soll, sagt ihm in seiner alten Kneipe jemand, die Mona, die hat sicherlich auch jetzt noch ein Bett für dich frei – mußte mal versuchen. Er fährt zu ihr hinaus – und sie nimmt ihn tatsächlich bei sich auf…
    Doch es war kein Märchen.
    Mona kam und kam nicht, und Markulla kannte die in der Bahnhofshalle herumhängenden Plakate schon auswendig. Schließlich wandte er sich an einen der Aufsichtsbeamten.
    «Sagen Sie, um 11 Uhr 21 sollte der TEE aus Essen hier sein…?»
    Der Mann muffelte ihn an. «Um 11 Uhr 21 kommt kein TEE hier an.»
    «Ich hab doch aber vorige Woche…»
    «Das is ‘n Intercity-Zug – und zwar der…» Der Beamte blätterte in seinem Kursbuch. «Ja – und zwar der…»
    In diesem Augenblick schoß, hinter einer Fahrplantafel hervorkommend, Rocky auf Markulla zu. «Hallo – Markulla! Markulla!»
    Markulla ließ den Bahnbeamten stehen und lief auf den Ausgang zu. «Schon gut – danke!»
    «… ‘ne Viertelstunde Verspätung – Gleis 6!» schrie ihm der Eisenbahner noch hinterher.
    «Markulla – heh, Markulla!» Rocky lief im Slalom durch die Bahnhofshalle, und draußen am Taxenstand hatte er Markulla eingeholt.
    «Hau ab, ich hab keine Lust, mit dir zu reden», sagte Markulla und wollte weiter.
    Rocky verstellte ihm den Weg. «Lust hin, Lust her… Aber ‘n Bier wirste doch mittem alten Kumpel noch trinken?»
    «Nein!»
    «Wo wir wie zwei Zwillingsbrüder aussehen… Zitzner findet’s immer zu schön, wenn er uns zusammen hat.»
    «Zitzner?» Markulla horchte auf.
    Rocky geriet ins Schwärmen. «Der will jetzt groß rauskommen. Der is weg von Berlin und hat hier billig ‘ne Firma auf gekauft – für ‘n Appel und ‘n Ei. Zentrale Lage, mitten drin. Schönet Sprungbrett.»
    «So…?»
    Rocky spuckte seinen Kaugummi aus. «Der hat ‘n Narren an dir gefressen, der steht noch immer uff Markulla. Ich sollt dich suchen…»
    «Suchen? Warum sollteste mich suchen?» Markulla besah sich seine Fingernägel.
    «Er wollt mal mit dir sprechen.»
    «Ich bin nicht mehr zu sprechen», sagte Markulla.
    Rocky trat einen Schritt zurück. «Ach, der feine Herr is nich mehr zu sprechen? Weil de jetzt wohl Angestellter bist… Wie heißt die Spedition noch mal, wo de jetzt arbeitest?»
    «Woher wißt ihr denn das?» fragte Markulla.
    «Wir wissen alles.»
    «Ach nee!»
    «Ach jee: Kranold & Co. heißt der Laden, internationale Spedition. Da kontrollierte die Fahrtenbücher und teilst die Kutscher ein.» Rocky sah ihn triumphierend an.
    «Na und?»
    Rocky legte ihm den Arm um die Schulter. «Komm – trinken wir ‘n Bier?»
    Markulla machte sich los. «Ich hab doch gesagt, nein!»
    «Oder woll ‘n wir zu dir nach Hause fahrn?»
    «Nein, wolln wir auch nich. Ich kann dir auch genau sagen, was ich will: Mich hier auf die Bank setzen, Zeitung lesen und warten.» Er setzte sich und entfaltete seine Zeitung.
    Schon saß Rocky neben ihm. «Alles Wirtschaft! Toll! Willste wieder weiter studiern?»
    Markulla übersah ihn und führte Selbstgespräche. «Sieh an, die Aktien… Siemens ist schon bei 274 angelangt…»
    «Spritzte imma noch? Zitze kann dir billig Stoff verschaffen. Von Hasch bis Heroin, alles…»
    «Danke, kein Bedarf mehr», sagte Markulla.
    «Als geheilt entlassen», grinste Rocky.
    «Ja.»
    «Gratuliere! Aber du bist ja schon immer unser Wunderkind gewesen.»
    Markulla überhörte es. «Ha, sieh da: Die letzte Bundesanleihe konnten sie kaum unterbringen.»
    «Danke für’t Stichwort: unterbringen. Sag mal, wo bisten jetzt eigentlich untergebracht?»
    «In dem Heim da noch…» antwortete Markulla.
    «Haha! Da habense dich wohl aus Versehen aus der Liste gestrichen?» Rocky steckte sich ein Zigarillo an.
    «Ja, muß wohl so sein…»
    «Und auf wen warteste jetzt?» fragte Rocky.
    «Ich wart überhaupt nicht, ich genieß die Atmosphäre hier. So ‘n Bahnhof… Fünf Jahre nichts, was…»
    «Ich dachte, du wartest hier auf Mona.» Rocky sah Markulla prüfend an.
    «Mona…?»
    «Ja, Mona – hörste schwer? Der haste doch vom Bau aus geschrieben. Sie dir auch, ‘nen Haufen Kassiber. Meinste denn, Zitze hat da keinen, der die mitliest?» Rocky schlug die Beine übereinander.
    «Na und?»
    Rocky, der den ‹Paten› mehrmals gesehen hatte, spielte weiter einen von

Weitere Kostenlose Bücher