Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Don Corleones Männern. «Die Mona! Angefangen hatse in Berlin in der Potsdamer Straße, dann holterdiepolter die Leiter rauf bis zum Kudamm. Und da ‘nen Stammfreier aufgegabelt, ‘nen Rechtsanwalt. Nerz und ‘ne eigene Wohnung. Als der dann den Schwanz nich mehr hochgekriegt hat, isse höher gekommen und hat auf feine Dame gemacht. Und prompt war ‘n Witwer da, der se aufgerissen hat, ‘n Friseurmeister, Bahnhofstraße, hier schräg gegenüber, wenn de mal aus’m Fenster siehst…»
    «Ah ja, da drüben. Toller Laden!» sagte Markulla, scheinbar gelassen.
    «Tu doch nich so! Oder hatse dir nich erzählt, daß der Alte sie gleich mithergebracht hat? Die hatte doch mal Friseuse gelernt, oder?»
    «Kann sein.»
    Rocky hatte heute Quasselwasser gesoffen. «Siehste! Und der Alte hat nie gemerkt, was se mal gemacht hat. Keiner hier, nich mal die Bullen. Vielleicht hat’s der Alte auch spitzgekriegt und alles vertuscht, wer weiß… Die hätten sogar geheiratet, wenn der Glatzenschaber nich vorher abgekratzt wär… Ja, die Mona, die versteht’s… Wenigstens hatse noch den Laden hier geerbt, den Ia-Damensalon, und die Villa draußen im Erlengrund. Klasse!»
    «Was erzählsten mir den ganzen Quatsch?» fragte Markulla.
    Rocky versuchte Ringe zu blasen. «Schließlich wohnste jetzt bei Mona, und Zitzner kennt die Mona von Berlin her. Der könnte ihr ganz schön die Hölle heiß machen. Meinste denn, Frau Stadtrat könnte sich bei Mona noch die Haare machen lassen, wenn die alle wüßten, an welchen Haaren die Mona früher ihre Finger dran hatte?»
    «Zitzner soll sich mal nicht seine Finger verbrennen», sagte Markulla.
    «Er will ja bloß, daß du in anständiger Umgebung groß wirst…»
    Markulla faltete seine Zeitung zusammen. «Hau jetzt endlich ab!»
    Rocky stand auf. «Wie der Herr wollen. Sag der Mona, daß ich ‘n netter Mensch bin – und steck ‘nen schönen Gruß mit rein.»
    Mona war doch noch angekommen, und sie waren, die kleinen Finger ineinandergehakt, zum nahebei geparkten Wagen gegangen.
    Markulla sah sie an. «Willst du erst noch ins Geschäft fahren oder gleich nach Hause? Heh, Mona – sag doch mal was!»
    Mona hatte den abfahrenden Straßenbahnen nachgesehen. «Mit wem hast du ‘n da eben gesprochen?»
    Markulla wich ihr aus. «Mit keinem, ich… Gleich nach Hause?»
    «Ja, fahr gleich zum Erlengrund durch», sagte sie und fügte dann nach einer kleinen Weile hinzu. «Du lügst ja schon wieder, Manfred…»
    Markulla gab Gas. «‘ne Notlüge, entschuldige.»
    «Also einer aus’m Knast?»
    «Nein, keiner aus’m Knast.»
    «Du hast mir x-mal geschworen, daß du…»
    Ihr Ton war so weinerlich-vorwurfsvoll geworden, daß Markulla sie anschrie: «Mein Gott, ich bleib jetzt sauber – ja!»
    «Wer war’s denn?» fragte sie unerbittlich.
    «Ich möchte’s dir lieber nich sagen.»
    Sie legte ihm die Hand aufs Knie. «Nun komm schon! Mich wirft so schnell nichts mehr um.»
    «Auf deine Verantwortung…»
    «Ja doch!»
    Markulla starrte auf die Straße vor sich. «Ich hab mit Rocky gesprochen. Das heißt, der ist mir nachgelaufen und hat mich angesprochen.»
    «Rocky…?» Mona versuchte sich zu erinnern.
    «Kennste noch nich?»
    «Nee.»
    «Is auch kein großer Verlust», sagte Markulla.
    «Und was wollte der von dir?» Sie ließ nicht locker.
    «Der arbeitet für einen, so ‘ne Art Gorilla ist der jetzt…»
    Mona kurbelte ihr Fenster herunter. «Mach schon! Für wen genau?»
    «Für einen, für den du auch schon mal gearbeitet hast», sagte Markulla.
    Sie sah ihn an. «Wo denn?»
    «In Berlin.»
    Sie holte tief Luft. «Ich werd verrückt… Zitzner?»
    «Du sagst es.»
    Ihr Gesicht war krebsrot geworden. «Hat denn noch immer keiner dieses Schwein abgestochen!?»
    Markulla kam auf ein Stückchen Schnellstraße und fuhr über hundert. «Im Gegenteil. Der Zellennachbar, den ich zuletzt hatte, der hat mir erzählt, daß der Zitzner hier groß rauskommen will. Rauschgift und Pelze, und als zweites Bein oder als Tarnung – ganz wie du willst – so Kreditgeschäfte und Sachen, mit denen man die EG-Behörden in Brüssel übers Ohr hauen kann. Das bringt manchmal Millionen.»
    «Der will wohl auch nach oben.»
    Markulla nickte. «Und ‘n Lokal hat er sich auch schon gekauft, so als Anlaufstelle, die Puszta-Stuben in der Bahnhof Straße.»
    «Was denn – bei mir gegenüber?»
    «Hm… Wie das Leben so spielt.»
    «Bei mir hat er sich noch nie sehen lassen.»
    «Keine Angst, das kommt noch»,

Weitere Kostenlose Bücher