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Von Moerdern und anderen Menschen

Titel: Von Moerdern und anderen Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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prophezeite Markulla.
    «Wieso?» Mona stand der Schweiß auf der Stirn; ihr Make-up begann sich aufzulösen. «Was will er denn von mir?»
    «Von dir will er nichts mehr, aber von mir.»
    «Sollste wieder mitmachen?» fragte Mona.
    «Scheint so, ja.»
    «Kommt nich in Frage!» rief sie.
    Markulla trat unwillkürlich auf die Bremse. «Ich hab dir doch gesagt, ich bleib jetzt sauber. Dreimal Tegel und nie wieder!»
    «Warum issern bloß so hinter dir her?»
    «Weiß ich nich. Vielleicht weiß ich zuviel von ihm, wir warn ja schließlich mal ‘ne dufte Truppe, damals in Berlin…» Markulla lächelte.
    «Haste ihm denn versprochen, wieder mitzumachen?» wollte sie wissen.
    «Was heißt versprochen…»
    «Ja oder nein?»
    Markulla wand sich. «Nachdem sie mich geschnappt hatten – ja. Aber nur wegen der Zeugenaussagen. Später hab ich immer wieder gesagt, ich mach nich mehr mit!»
    Mona nahm die Hand von seinem Knie. «Ihr seid doch auch mal ins Hauptzollamt eingestiegen; da haste doch noch die leeren Formulare versteckt, nich?»
    «Die Blankoformulare…»
    «Verbrenn sie!» riet sie ihm. «Sonst hängste gleich wieder mit drin.»
    «Ja, mach ich», versprach er. «Aber deswegen ist doch Zitzner nicht hinter mir her, deswegen nich. Der hat doch auch ‘ne neue Firma aufgemacht beziehungsweise aufgekauft: die ITF…»
    «ITF?» fragte Mona.
    «Ja – die Inter Trade and Finance – Kredite, Ost-West-Geschäfte und verschiedenes andere noch… Da braucht er doch ‘n Spezialisten für, einen, der all die Tricks da kennt.»
    Mona war anderer Meinung. «Ich glaub eher, der ist beleidigt, weil du nich mehr mitspielen willst; so was kränkt den mächtig. Ich weiß ja, was der für ‘n Zirkus gemacht hat, als ich abgesprungen bin, damals… Die Narbe kannste heute noch sehen. Und wär nich Yvonne dazwischengegangen, hätt er mich glatt erwürgt. Das is bei dem wie bei der Mafia; wenn er einem seine Freundschaft anbietet, und der will nicht, dann ist das gleich sein Todfeind.»
    «Ist mir doch egal», sagte Markulla. «Ich bin jetzt ein freier Mann – und keiner kann mich zu was zwingen, was ich nicht will. Ich verdien jetzt mein Geld auf ehrliche Art und Weise, und…»
    Mona griff unwillkürlich ins Steuer. «Du, wir sind da, brems mal ‘n bißchen.»
    Markulla ließ den Wagen ausrollen. «Ja, is ja gut. Aber dabei soll man sich nich aufregen…» Er hielt.
    «Haste eigentlich alles eingekauft? Heute ist kein langer Sonnabend.»
    «Ja, hab ich.»
    Mona stieg aus. «Na prima.»
    Markulla guckte in den Kofferraum. «Soll ich das Paket hier rausnehmen?»
    «Ja, das sind die Lampen, die ich aus Düsseldorf mitgebracht habe; hier gibt’s ja so was nich.»
    «Okay», sagte Markulla, «dann laß ich den Wagen erst mal hier stehen und…»
    Mona schloß das Gartentor auf. «Ja, ja, komm erst mal rein und mach die Lampen an. Haste schon nach Post gesehen?»
    «Ja, ich hab vorhin schon alles aus dem Briefkasten rausgenommen.»
    «Da ist doch noch was drin.» Sie zeigte auf den Briefkasten.
    «Irgend ‘ne Reklame wahrscheinlich.»
    Sie ging ein Stückchen zurück. «Sieht nich so aus… Ich schließ mal auf.»
    Markulla schlug die Autotür zu. «Is ja ein Riesenpaket…»
    Mona hatte einen zusammengefalteten Zettel gefunden und schnell überflogen. «Scheiße! Auch das noch…»
    «Was is denn, was liest ‘n da?» Markulla kam auf sie zu.
    «Sieh dir das mal an.»
    Markulla nahm ihr den Zettel aus der Hand. «Zeig mal…»
    «Anonym», sagte Mona.
    «Is doch nur ‘n zusammengekniffter Bogen.»
    «Hier, lies mal…»
    Markulla tat es.
    WIR DULDEN HIER KEINE ZUCHTHÄUSLER! DER KERL, DER BEI IHNEN WOHNT, MUSS SCHLEUNIGST WIEDER VERSCHWINDEN, SONST HELFEN WIR MAL EIN BISSCHEN NACH. EINER FÜR VIELE. DENN UNSER ERLENGRUND MUSS SAUBER BLEIBEN.
    «Alles Buchstaben aus der Zeitung ausgeschnitten…» murmelte Mona.
    «Was soll denn das?» Markulla sah plötzlich krank aus.
    «Das hab ich schon lange befürchtet», sagte Mona; «das ist der dicke Raupach mit seiner Scheißbürgerwehr – Bürgerwehr Erlengrund. Ich mußte auch schon fünfzig Mark zahlen, für Waffen oder was weiß ich.»
    «Raupach? Das halbe Schloß da hinten am Wald?»
    «Ja, der Raupach mit seinen Scheißsammlungen – Münzen, Vasen, Bilder… Der mit den fünf Restaurants hier; kennste nich seine Devise: Raupach, aber herzlich!»
     
     
    Eigentum verpflichtet, und so war der kleine Saal des Schützenhauses bis auf den letzten Platz gefüllt, als Hans-Jürgen

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