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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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holländische Mitbewerber gestoßen ist und diese in die Tiefe stoßen musste, denn die deutsche Brandstättenverordnung ist so wehrhaft wie die Burgmauern unserer Ahnen: Wer seit dem Aufkreuzen Luthers und dem Jahr 2012 einen Schornstein sein Eigen nennt, muss diesen Monopolisten regelmäßig zur sogenannten Feuerstättenschau empfangen. Klingt nach neuester Mode, ist aber ein sehr alter schwarzer Hut. Meist genügt ein Blick in den Keller, bei der Zentralheizung macht ein Messgerät kurz
Piep
– und wieder kann eine dicke Rechnung geschrieben werden. Aber eben nicht von jedem, denn nur der vom Papst vereidigte Bezirksschornsteinfegermeister verfügt über die Instrumentarien, um Dämonen aus der Therme zu verjagen. Der Ärger über die teuren Zwangsbesuche ist so groß, dass schon Autos von Schornsteinfegern demoliert wurden. Auf der Internetseite www.kontra-schornsteinfeger.de hinterlassen geschröpfte Opfer Wutkommentare und organisieren ihren Widerstand.
    Apothekerzunft, Brandstättenverordnung, Handwerkerrolle – im Mittelalter entstand vieles, das bis in die Gegenwart Gültigkeit besitzt und an dem hartnäckig festgehalten wird. Insgesamt gibt es aber wenig Erinnerungswertes aus diesen Jahren. Zugegeben, so ganz ohne Fortschritt ging es selbst in diese Zeit nicht ab: Es entstanden noch heute bekannte, wichtige Schriften, u.a. vom Kirchentheoretiker Thomas von Aquin oder dem Philosophen Meister Eckhart, und auch die eine oder andere Erfindung wurde gemacht: So kann der Müller endlich die Mühle bedienen, und mit der Erfindung des Trittwebstuhls können sich die Schwaben in ihrem Häusle dranmachen, an dem Wohlstand zu arbeiten, von dem sie noch heute profitieren. Aber vieles, was das Leben in dieser Zeit leichter gemacht hat, war schon lange im Vorfeld erfunden worden, allein, es war bis dahin nichts in unsere Gefilde vorgedrungen, wie eben die Mühle, die die alten Römer mit Wasserkraft-Antrieb und sogar als Kettenanlage von fast industriemäßigen Ausmaßen gebaut hatten. Festzuhalten bleibt: Gemessen an dem, was vorher und nachher erfunden, entdeckt und errungen wurde und vor allem in welchen Zeiträumen, bekommt diese Epoche schlechte Noten. Das Mittelalter wird nicht versetzt.
    Wenden wir uns also lieber einer Zeit zu, in der die Sonne überraschend aufging. Sie hat viel Neues gebracht auf unserem guten alten Kontinent und wird deshalb Neuzeit genannt.
    Eines ist dabei sehr entscheidend: die Frage nach Glauben und Zweifel. Wer in seinem Glauben gefestigt ist, ob nun an Gott oder den Segen der Markwirtschaft, für den stellen sich keine weiteren Fragen. Wer allerdings zweifelt, Dinge hinterfragt, kommt ihnen auf die Spur: Sind wir allein auf diesem Planeten, oder gibt es noch weitere Kontinente mit anderen Menschen? Die Wichtigkeit des Zweifelns hat der französische Schriftsteller André Gide in einem schönen Satz aufgezeigt: «Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.»

von 1500 bis heute
NEUZEIT
    Aufbruchstimmung bei Deutschen, Italienern, Portugiesen und Wikingern

Zweifeln statt Glauben
    O Jahrhundert, o Wissenschaften!
    Es ist eine Lust zu leben. Die Studien
    regen sich, die Geister blühen auf.
    Du aber, Barbarei, nimm einen Strick
    und erwarte deine Verbannung.
    Ulrich von Hutten, Dichter, Humanist, nebenberuflich Ritter
    Jetzt ging es los, mit der Frühen Neuzeit wurde alles neu! Endlich brach Europa auf. Christoph Kolumbus entdeckte Amerika. Okay, genau genommen waren die Wikinger schon fünfhundert Jahre früher dort. Und sie sind nicht gesegelt, sondern die gesamte Strecke über den Atlantik gerudert! Kolumbus hätten sie wahrscheinlich entgegengehalten: «Segeln? Das ist doch was für Weicheier!» Es spricht nicht gerade für Amerika, dass sich die Wikinger dort nur kurze Zeit aufhielten, um dann die komplette Strecke zurückzurudern. Das Essen bei McDonald’s musste eine Enttäuschung gewesen sein.
    Aber was waren das eigentlich für Typen? Keinesfalls darf man Wikinger und Germanen in einen Topf werfen, auch wenn beide Gruppen oftmals als kulturlose Wüstlinge abgestempelt werden. Grobiane waren Germanen wie Wikinger, das stimmt, aber die Wikinger hatten für ihre Zeit hochentwickelte Schiffe, mit denen sie aus ihrer Heimat im Norden, auf dem Gebiet der heutigen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden, starteten, um Europa unsicher zu machen.
    Die organische, schnittige Form ihrer Langboote einfach so mit der Axt aus Bäumen zu schlagen, war

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