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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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Schlagworten zeigt, ist, dass der väterliche Soldatenkönig zwar Preußen zu einem militaristischen Staat machte, aber nie auch nur einen Krieg geführt hat. Die Armee wuchs, und ihre Kasernenhofkultur voller Befehle, Strafen, Zack-zack und «Achtung! Stillgestanden!» wurde auch auf dem Amt, in den Schulen und bis in die Familien hinein stilprägend. In der Rangliste der bevölkerungsreichsten Länder Europas kam Preußen auf Platz  13 , hatte aber die drittstärkste Armee. Für sie erfand der Soldatenkönig die Wehrpflicht. Bis dahin wurden junge Männer für gewöhnlich in Wirtshäusern von Werbern so lange zu Bier und Wein eingeladen, bis sie sich lallend auf einem Zettel verpflichteten. Dieses Vorgehen generierte horrende Bewirtungsspesen. Mit der Wehrpflicht wuchs die Armee schneller, sie wuchs und wuchs und nötigte den Nachbarn Respekt ab. Bald flossen 85  Prozent der Staatseinnahmen in diesen «Staat im Staate». Die berühmten «Langen Kerls» des 6. Regiments waren weder nur eine Ehrenkompanie noch eine Erfindung Friedrichs des Großen, schon sein Vater ließ ganz Europa nach Männern über 1 , 88  m durchkämmen. Die schaffen heute zwar schon viele Teenager, wenn sie 16 werden, doch in Relation zur Durchschnittsgröße der damaligen Menschen von geschätzten 167  Zentimetern nahmen sich die Riesen so aus, als träfen wir heute mit unseren durchschnittlichen 178  Zentimetern auf eine Garde voller knapp über zwei Meter großer Hünen.
    Weit über zweitausend Riesen kamen so zusammen, sie hätten manchen Vorgarten verwüsten können, aber auch sie wurden unter dem gefürchteten Vater nicht eingesetzt. Es blieb ein martialisches Riesenspiel, das allerdings den Boden bereitete für all jene Kriege, die der sensible Sohn des Soldatenkönigs führen wird: Als dieser 1740 stirbt, übernimmt der Dichter und ist bald so brutal wie jeder andere Herrscher auch.
     
    Als Friedrich zum «Großen» wurde, brachte er den Deutschen das, was andere Völker in Eigenregie erkämpft hatten, z.B. Grundrechte wie die Religionsfreiheit, die es zwar schon im Alten Rom gegeben hatte, aber danach 1700  Jahre lang nicht mehr.
    Viele Kriege waren wegen Religionen geführt worden, da klang Friedrichs berühmter Satz «Jeder soll nach seiner Fasson selig werden» geradezu revolutionär neu. Vielleicht machte er diesen geschickten Schachzug zur Befriedung des Religionskonflikts auch auf Anraten seines philosophischen Freundes Voltaire, von dem er sich nach wie vor beraten ließ. Präsidenten, die sich von Philosophen beraten lassen? Das gab es zuletzt in Frankreich, wo sich der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy vom Philosophen Bernard-Henri Lévy Ratschläge geben ließ. Uns würde es ungewöhnlich vorkommen, träfe sich Angela Merkel regelmäßig am Kaminfeuer zu Konsultationen mit, sagen wir, Peter Sloterdijk.
    Wie dem auch sei, Preußen wurde unter Friedrichs Ägide flott modernisiert. Es gab eine Schulpflicht, die Kartoffel wurde als neues Trendgemüse mit allem Nachdruck eingeführt, Moore wurden trocken gelegt, Deiche gebaut, Flüsse begradigt, fehlte eigentlich nur noch die Autobahn.
    Manche Neuerung hätte der reformfreudige Herrscher im Nachhinein wohl gerne zurückgenommen, so die Unabhängigkeit der Gerichte. Das Problem: Wenn man Leuten Rechte gewährt, Regeln einführt, die für alle gelten sollen, muss man damit rechnen, dass diese auch eingefordert werden. Man kennt das von zu Hause, wenn man Essen vor dem Fernseher verbietet und sich selbst mit einem Teller voll Schnittchen vor den Fernseher setzt. Plötzlich bauen sich junge und körperlich unterlegende Familienmitglieder vor einem auf und rufen lauthals: «Kein Essen vor dem Fernseher!»
    Trotzdem fiel Friedrich aus allen Wolken, als die von ihm erlassenen Gesetze auch für ihn gelten sollten. Beim Versuch, für die Erweiterung des Parks in seinem Lustschloss Sanssouci (sans souci, franz. für: ohne Sorge) einen Müller zu enteignen und seine Mühle abzureißen, stellte sich dieser quer. König hin oder her, er habe Grundrechte. Sein Privateigentum sei unverletzlich und das Berliner Gericht frei. Über so viel Selbstbewusstsein staunte der König nicht schlecht. Die Mühle blieb und überlebte ihn, ja, sie schaffte es sogar bis zum Zweiten Weltkrieg. Noch heute steht eine Rekonstruktion direkt hinter dem Schloss.
     
    Die meisten Menschen sind in ihren letzten Jahren nicht so dynamisch wie in ihrer Jugend. So natürlich dies ist, so überrascht sind

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