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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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Historiker trotzdem immer wieder, dass auch Personen der Geschichte am Ende ihres Lebens nachlassen, schrullig werden, dem Leben abgewandt sind und nicht mehr an ihre alten Erfolge anknüpfen können. Auch Friedrich der Große sah am Ende seines Lebens mit Bitterkeit auf die Menschen herab und zog den Umgang mit seinen Hunden vor. Diese hätten, so sagte er einmal, alle gute Eigenschaften des Menschen, ohne über seine schlechten zu verfügen.
    Kurz vor seinem Tod hat Friedrichs Kauzigkeit den Zenit erreicht. Sein letzter Wunsch: Neben seinen geliebten Vierbeinern begraben zu werden.
    Die Schweinekrone
    König ist eine besonders gemütliche Beschreibung für «Diktator», es sei denn, das Volk hat ihm alle Macht genommen und behält ihn nur noch aus Nostalgiegründen, wie wir es heute von Spanien, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien oder auch Schweden kennen. Solange es ein Parlament gibt und die Königsfamilie nur für den Nachschub an debilen Skandalgeschichten zuständig ist, hat das seinen Reiz. Ob Schwedens Carl  XVI . Gustaf im Rotlichtmilieu Party macht, Spaniens Juan Carlos  I . auf Elefantenjagd geht, während sein Land am Rand des Bankrotts steht und einen Sturz im Bad zum Jagdunfall stilisiert, Englands Prinz Harry behauptet, er sei deshalb ein guter Schütze im Afghanistaneinsatz, weil er oft Videospiele gespielt habe, oder ob er im Karneval als Nazi auftaucht – ohne diese Truppe hätten wir doch nur halb so viel Spaß.
    Zu Zeiten Friedrichs des Großen jedoch waren Könige Despoten, daran änderte auch sein Modernisierungswille nichts. Auch in den anderen deutschsprachigen Königreichen herrschten Tyrannen ohne Kontrolle, und das auch noch 1848 . Über drei Jahrhunderte nach den Bauernaufständen hatte der gemeine Deutsche immer noch nichts zu melden, andere Völker hatten ihre Könige längst zum Teufel gejagt. Die Briten schon 1688 in ihrer
Glorious Revolution
. Gut, die Engländer sind höflich, weggejagt ist übertrieben, aber immerhin mischte seitdem ein Parlament mit.
    Dann, 1776 , schafften es die Amerikaner, aus dem Empire auszusteigen. Kronkolonie wollten sie nicht mehr sein. Einen König brauchten sie nie wieder, höchstens einen King of Pop.
    1789 brachen die Franzosen ihre Revolution vom Zaun, und die hatte wirklich Pfeffer. Gut, die Freude währte nur kurz, und in wenigen Jahren war die gewonnene Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit einem derartigen Terrorregime gewichen, dass die Franzosen sich geradezu freuten, als wieder ein Diktator mit lustigem Hut namens Napoleon das Ruder übernahm.
    1848 , das Jahr, mit dem wir uns jetzt beschäftigen wollen, legten die Franzosen im Februar ihre nächste Revolution aufs Parkett und riefen die Zweite Republik aus.
    Und wir Deutschen? Es war ja nicht so, dass unsere Vorfahren damals nicht auch protestierten, die Stimmung in Berlin 1848 konnte in eine Revolution münden, das spürte man. In Wien, so war zu hören, war die Revolution in vollem Gange, das trieb die Berliner besonders um. Sollten die ansonsten lahmen Österreicher etwa mehr Schneid haben als man selber?
    Nachdem tagelang kleinere Krawalle stattgefunden hatten (vergleichbar vielleicht mit denen bei uns am 1 . Mai in Berlin oder Hamburg) und angesichts der revolutionären Nachrichten aus Frankreich und Österreich ließ der König, der mal wieder Friedrich Wilhelm hieß (diesmal der IV .), die Nachricht verbreiten, er werde Reformen einleiten. Ein Satz, mit dem Despoten bis heute versuchen, die Massen zu beruhigen – zuletzt der syrische Diktator Assad.
    Friedrich Wilhelm gelang es, die Delegationen des Volkes zu beschwichtigen und ließ sich dann überreden, auf dem Schlossbalkon vor die Menschen zu treten. Das war ein Fehler: In unruhigen Zeiten sollte man besser ein Versammlungsverbot verhängen.
    Die Massen strömten auf den Platz. Als Friedrich sah, wie viele gekommen waren, wurde ihm unheimlich zumute. In einer solchen Situation sollte später auch der rumänische Diktator Ceauşescu vom Thron geschubst werden: Bei einer großen, als Jubelveranstaltung geplanten Rede vor dem Volk musste er feststellen, dass man auch Oberrumänen ausbuhen kann. Das letzte Kapitel seiner Herrschaft war eingeläutet.
    In Berlin 1848 bekam Friedrich Panik angesichts der Menschenmassen und rief die Wasserwerfer. Zugegeben, die gab es damals noch nicht. Aber dafür die Gardedragoner, eine Eliteeinheit, die mit ihren Pferden auf den Platz ritt, sich zu einer Reihe formierte und dann im

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