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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Schnoy
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einheimischen Nachbarn und fühlte sich für alle Situationen gewappnet. Bis zu dem Tag, an dem er sich von einem dieser Nachbarn eine Schaufel leihen wollte. Was zur Hölle hieß Schaufel auf Italienisch? Es ist zwar toll, wenn man in einer Fremdsprache sagen kann: «Es freute mich sehr, wenn Sie mir ein Schaufel liehen» und dabei zweimal den korrekten Konjunktiv benutzt, wenn Sie allerdings nur den korrekten Konjunktiv parat haben, Ihnen aber das Wort Schaufel fehlt, ist alles für die Katz. Dagegen ist es ohne weiteres möglich, einfach zum Nachbarn zu gehen und mit freundlicher Miene zu fragen:
«Pala?»
Schaufel? Der Nachbar wird nicken, eine Schaufel aus dem Schuppen hervorkramen, und dann radebrecht man halt übers Wetter. Warum sollten wir es nicht schaffen, Französisch oder Italienisch zu lernen? Was Schaufel heißt, wissen wir jetzt schon mal. Wenn wir die Sprachen nicht knacken, können wir die anderen nie richtig kennenlernen. Und wenn wir uns nicht aufmachen, unsere europäischen Nachbarn kennenzulernen, werden wir nie Verständnis für sie aufbringen können.
    Gerne möchte ich jemanden zu Wort kommen lassen, der zu diesem Thema schon vor langer Zeit auch heute noch Taufrisches gesagt hat. Auf unser Leben in Europa bezogen könnte man es nicht besser auf den Punkt bringen:
    Viel zu spät begreifen viele
    Die versäumten Lebensziele:
    Freude, Schönheit, die Natur,
    Gesundheit, Reisen und Kultur.
    Darum Mensch sei zeitig weise!
    Höchste Zeit ist’s! Reise, reise, reise!
    WILHELM BUSCH
    Alles wird gut mit Mut
    Das ist ja alles schön und gut – aber warum sollten wir eigentlich versuchen, ein besseres Europa zu bauen? Wir Deutschen sterben doch eh bald aus. Bei anhaltender Geburtenrate (genau genommen heißt die Zahl Fruchtbarkeitsrate) von durchschnittlich 1 , 4  Kindern pro Frau in unserem Land schrumpft jede Generation um fünfundzwanzig Prozent. Wissenschaftler haben schon mal eifrig ausgerechnet, dass der letzte Deutsche in zweihundertachtundachtzig Jahren das Licht ausmachen muss, wenn man mal davon ausgeht, dass es keine Zugereisten geben wird. Hoffen wir also, dieser letzte Deutsche ist Hausmeister von Beruf, dann kann er überall noch mal nach dem Rechten sehen, alle Türen abschließen und das große Schlüsselbund mit ins Grab nehmen.
    Tatsächlich sind die niedrigen Geburtenraten nicht nur bei uns, sondern im Großteil Europas ein Problem. Idealerweise müssten sie bei zwei Kindern oder etwas mehr liegen, dann bliebe die Bevölkerung in etwa gleich groß. Aber das schafft in der EU kaum ein Land.
    Deswegen zerbrechen sich die Politiker den Kopf, wie man die Menschen animieren kann, Kinder zu bekommen, nicht ohne in den Diskussionen darüber darauf zu verweisen, dass die Geburtenrate 1964 noch bei 2 , 5  Kindern lag.
    Dafür gibt es viele Gründe, einer der wichtigsten ist sicherlich die großflächige Einführung der Antibabypille nach 1964 , die den Frauen erstmals die Möglichkeit gab, Schwangerschaften selbst zu steuern. Vorher kamen häufig Kinder zur Welt, die so eigentlich nicht geplant waren, selbst wenn sie später geliebt wurden, Goldmedaillen gewannen oder Ministerin werden konnten.
    Eigentlich eine tolle Nachricht, wenn heute fast jedes Kind quasi ein Wunschkind ist. Leider stehen Kinder heutzutage nicht so oft auf dem Wunschzettel wie es nötig wäre, damit Europa nicht schrumpft wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht.
    Was also tun? Was machen vergleichbare Länder mit vorbildlichen Geburtenraten anders? Die Amerikaner bekommen im Schnitt über zwei Kinder. Und das bei weit weniger Förderung, als wir sie aus Deutschland kennen. Die Antwort klingt ungewohnt für deutsche Ohren: Die Amerikaner blicken optimistischer und hoffnungsfroher in die Zukunft und mögen das Leben mit Kindern.
    Von Amerika einmal abgesehen befinden sich überwiegend zerrüttete Staaten unter den Staaten mit den höchsten Geburtenraten – Gegenden, die sich im Bürgerkrieg befinden, bettelarm sind oder beides. Sicher ließe sich die Geburtenrate mit einem totalen Zusammenbruch Europas steigern: Wenn die Rentenkasse dichtmacht und die Riesterfonds geschlossen werden, bleiben nur noch die eigenen Kinder, die einen durchfüttern können.
    Eine andere Möglichkeit wäre, wieder eine Diktatur einzuführen: Hitler verbot 1943 Abtreibungen und ahndete sie mit der Todesstrafe, gleichzeitig forcierte er ein Mütterideal und ehrte die besonders Kinderreichen unten ihnen. Ceauşescu verbot später in

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