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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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anderen starken Marken: Je erfolgreicher Sie sind, desto umstrittener sind Sie auch. Oder anders ausgedrückt: Leidenschaftliche Fans rufen auch immer leidenschaftliche Gegner auf den Plan. Erfolg hängt eben nicht davon ab, überall beliebt zu sein. Und Journalismus ist kein Beliebtheitswettbewerb.
    Pöppel: Ist das „Widerborstige“ nicht auch ein bisschen Teil Ihres Naturells?
    D iekmann: Ich mag es, gegen den Strich zu bürsten, und ich finde es auch viel spannender, Dinge mitunter anders zu sehen und anders zu machen. Aus Querdenken wächst Kreativität. Mainstream und Konformität haben mich noch nie wirklich interessiert. Deshalb lief ich als Jugendlicher auch mit einem „Pro-Franz-Josef-Strauß-Sticker“ herum. Das war damals, 1980, alles andere als normal, und mir hat es Spaß gemacht.
    Pöppel: Zur Kreativität reicht es aber nicht aus, immer nur dagegen zu sein. Man muss auch etwas aufbauen.
    Diekmann: Natürlich! Und das ist auch ein ganz entscheidender Teil von BILD. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen und Überraschungen für unsere Leser. Ein paar Beispiele: Vor zwei Jahren war BILD die erste Zeitung, die einen Tag komplett in 3D erschienen ist, im vergangenen Jahr brachten wir die größte BILD aller Zeiten heraus und kamen damit sogar ins „Guinness Buch der Rekorde“ und zum Jahrestag von 9/11 haben wir die Redaktion nach New York verlegt und eine monothematische Ausgabe gestaltet. Und die jüngste Idee zum 60. Geburtstag der Zeitung in diesem Jahr war es, eine Sonderausgabe an fast alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland zu verteilen. In Zeiten der Informationsflut und des Medienwandels reicht es uns schon lange nicht mehr aus, nur noch Zeitung zu sein. Wir haben eine journalistische multimediale Medienmarke geschaffen, die mit immer neuen Ideen überrascht und erfolgreich ist. Ich mag kein Mittelmaß, ich möchte immer nach den Sternen greifen.
    Pöppel: Der Eigentümer des Café Einstein Unter den Linden, Gerald Uhlig-Romero, erzählte mir, dass die ersten Gäste morgens, meist Politiker, immer sofort nach der BILD verlangen. Sie wollen wissen, was das Volk denkt, und das erfahren sie so am besten. BILD ist offenbar ein Leitmedium. Ist es das, was Sie bestärkt?
    Diekmann: BILD muss man lesen, wenn man mitreden will. BILD muss man lesen, wenn man wissen will, wie Deutschland tickt, was das Land bewegt. BILD versteht sich als Thermometer, das nicht nur die reale, sondern auch die gefühlte Temperatur im Land misst. Wir schreiben nicht nur das, was ist, sondern auch, wie es von den Menschen empfunden wird. DasBonner Institut Medien Tenor formuliert das so: BILD bestimmt die Problemwahrnehmung der Deutschen. Oder wie die Süddeutsche Zeitung schreibt: BILD ist der „Seismograph der deutschen Befindlichkeit“. Sich diesen Respekt erarbeitet zu haben, ist ein schönes und bestärkendes Ergebnis für unsere Redaktion.
    Pöppel: Was war die verrückteste Entscheidung, die Sie je für BILD treffen mussten?
    Diekmann: Wahrscheinlich war die Entscheidung, fast 100000 Euro auszugeben, um Lotto-Scheine für unsere Leser zu kaufen, als der Lotto-Jackpot die Rekordhöhe von 43 Millionen Euro erreichte, eine der außergewöhnlichsten Entscheidungen in meiner Zeit als BILD-Chefredakteur. Als ich dann den Anruf bekam, dass einer unserer Lotto-Scheine den Jackpot geknackt hat, war die Freude, dass sich dieser Einsatz gelohnt hat, natürlich überwältigend. Und meine Redaktion hielt mich sicherlich für komplett verrückt, als ich im Sommer 2007 den Umzug von BILD von Hamburg nach Berlin ankündigte. Ich bin davon überzeugt, dass der größte Teil der Redaktion heute froh darüber ist und die Entscheidung im Nachhinein als richtig und wichtig betrachtet.
    Pöppel: Über das Nichtkonforme haben auch wir uns kennengelernt. Ich hatte einen Aufsatz veröffentlicht, in dem ich schrieb, dass Lesen eine unnatürliche Tätigkeit des Gehirns sei. In Ihrem Blog griffen Sie meine Überlegungen auf, und so sind wir in Berührung miteinander gekommen. Jetzt unterhalten wir uns regelmäßig. So ist eine Verbindung zwischen zwei Menschen aus unterschiedlichen Bereichen entstanden. Ich sehe das symbolisch: Eine Zeitung übermittelt nicht nur Informationen, sondern bildet auch sozialen Klebstoff. Sie greifen die Themen auf, über die geredet wird.
    Diekmann: Absolut! BILD schafft eines der wenigen wirklichen Gemeinschaftserlebnisse in unserer Gesellschaft, seit sich die Medienlandschaft und vor allem

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