Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
der Kippe!
»Einen Ausweg gibt es immer, selbst wenn es mal keine Abkürzung sein sollte!«
Robert informierte also erneut seinen türkischen Geschäftspartner, und der alarmierte umgehend seine sämtlichen Verwandten, die er in Köln und Umgebung hatte. Und was fast noch beeindruckender war: Binnen eines Tages organisierte er auch noch jede Menge Verstärkung aus der Türkei, die er umgehend einfliegen ließ. Nach gerade mal vierundzwanzig Stunden hatten wir eine wahre Armee aus guten zwei Dutzend Onkels und Tanten, Cousins und Cousinen oder Großneffen und Großnichten zur Verfügung, die mit uns zusammen von unzähligen verpfuschten T-Shirts, Pullovern und Jacken die Schilder abmachten, sie mit neuen und diesmal garantiert rostfreien Nieten versahen und wieder aufnähten. Nach dieser irren Aktion, die uns mehrere schlaflose Nächte und jede Menge Nerven kostete, konnte Robert die Sachen doch noch wie geplant verkaufen. Schlussendlich kam es, wie er vorausgesagt hatte: Die »Dragon Collection« wurde ein voller Erfolg.
Was das mit Glück zu tun hat? Es war in dieser Situation einfach ein verdammt großes Glück, Freunde zu haben, auf die man sich in Notsituationen verlassen kann! Und gerade weil uns an manchen Weggabelungen das Schicksal sehr wohlgesonnen war, haben wir eines gelernt: das Glück niemals auszureizen, sondern es wertzuschätzen, wenn es einem begegnet.
Eine schöne Anekdote, an die ich mich in diesem Zusammenhang gerne erinnere, ist noch gar nicht so lange her: Für unsere Serie waren wir nach langer Zeit mal wieder in Las Vegas, wo wir ja einst, vor beinahe zwanzig Jahren, geheiratet hatten. Das letzte Mal, als wir in dieser unglaublichen Glitzerstadt gewesen sind, hätten wir uns wahrscheinlich nicht träumen lassen, dass wir dort einmal als Hauptdarsteller unserer eigenen TV-Show aufschlagen würden.
Alles war perfekt organisiert: Wir waren außerhalb der Stadt gemeinsam reiten und bei einem romantischen Barbecue mit Lagerfeuer. In einer riesigen Stretch-Limo sind wir anschließend über den Strip gefahren. Der Weg führte uns auch am Treasure Island vorbei, mit dem wir so schöne Erinnerungen verbinden. Ich wurde sentimental, und der Gedanke, dass wir bei diesem Aufenthalt unser Eheversprechen erneuern, ließ mich nicht los. Auch, wenn Robert sicher kein großer Romantiker ist, so wollte ich ihn mit diesem Schritt überraschen. Denn mir wurde schlagartig bewusst, wie sehr sich unser Leben seit damals verändert hatte! Wir hatten diesmal Davina und Shania dabei, unsere beiden süßen und vor allem gesunden Töchter. Kann es ein größeres Glück auf der Welt geben?
Ich wollte »unser zweites Mal« unbedingt in einem richtigen Brautkleid zelebrieren, weil ich damals ein eher unstandesgemäßes Outfit gewählt hatte, um Robert eine Freude zu machen. Aber im Herzen war und bin ich natürlich auch nur ein Mädchen, das von einer echten Prinzessinnenrobe träumt, wenn sie ihren Märchenprinzen heiratet. Also probierte ich ein paar Modelle aus und entschied mich für einen Traum in Weiß.
Als ich das Kleid im Hotelzimmer meiner Schwiegermutter zeigte, war sie hin und weg, aber sie sagte mir gleich, was auch ich insgeheim natürlich längst wusste:
»Schatz, das macht der Robert niemals mit!«
»Ich weiß«, seufzte ich. »Ich bin ja schon froh, wenn er überhaupt noch mal Ja sagt. Ist immerhin besser als gar nix.«
Also verabschiedete ich mich schweren Herzens wieder von dem Kleid. Trotzdem war ich noch nervös, denn wenn Robert stiften ging, wäre mein Plan zunichte und ich wirklich traurig. Am nächsten Morgen schleppte ich meinen Göttergatten kurzerhand zu dem Treffpunkt, den ich mit unserem Chauffeur, einem Elvis-Darsteller, ausgemacht hatte, weil so etwas in Vegas irgendwie dazugehört. Natürlich waren Davina und Shania mit von der Partie.
Blöderweise verspätete sich mein »King« ein wenig. Robert war zwar noch nicht auf hundertachtzig, aber zumindest schon auf hundertfünfzig. Auf einmal hielt ich meinen Einfall für keine besonders gute Idee mehr. Als unser Elvis dann mit einem pinkfarbenen Cadillac um die Ecke bog und ich den Kerl in Augenschein nahm, schwante mir Übles. Der Typ war total durchgeknallt, wippte ständig wie besessen vor und zurück und sang vor sich hin. Robert konnte sich nicht entscheiden, ob er lachen oder doch lieber schimpfen sollte. Wir stiegen ein, und irgendwann kutschierte uns Elvis schließlich aus dem Städtele hinaus bis zu einem Vorort, in dem sich
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