Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
stimmte.
»Mehr geht nicht«, freute sich Robert, als ersich wieder gefasst hatte. »Das ist jetzt richtig viel Geld!«
Das war es: hundertzweiundvierzigtausend Dollar, umgerechnet über hunderttausend Euro! Zusammen mit dem vorherigen Gewinn hatte er unglaubliche zweihunderttausend Dollar gewonnen. Er gab dem Croupier dreitausend Dollar Trinkgeld.
»Das ist der Zeitpunkt, an dem man aufhören muss«, sagte er. »Mehr Glück kann man nicht haben.«
Damit hatte er recht. Wir hatten unseren Einsatz praktisch verzehnfacht und holten die Kohle in bar an der Kasse ab – es waren zwei richtig dicke Bündel. Ich stand immer noch ganz neben mir. Zur Belohnung gingen wir ein bisschen shoppen. Mit gewonnenem Geld macht Einkaufen natürlich noch mal so viel Spaß. Aber alles gaben wir selbstverständlich nicht aus. Das Zeug wird ja nicht schlecht.
***
Wir haben an jenem legendären Abend schlichtweg eine Binsenweisheit beherzigt, die Robert und ich immer schon praktiziert haben: Es ist nicht gut, sein Glück zu sehr herauszufordern! Denn nur ein paar Minuten später, einige Zylinder-Umdrehungen weiter, kann alles schon wieder weg sein. Für immer! Und was am Roulette-Tisch gilt, das gilt natürlich erst recht fürs Leben. Wenn es das Schicksal mal gut mit Dir meint, wenn Du gerade einen Lauf hast – behalte immer den richtigen Zeitpunkt im Blick, bevor sich das Blatt möglicherweise wendet. Denn Glück ist nichts, was Dir zufliegt und dauerhaft bei Dir bleibt, ohne dass Du etwas dafür tun musst. Vor allem nicht, wenn Du es nicht zu schätzen weißt ...
9. »Mit Kleckern alleine kommst Du auf Dauer nicht weiter« – Robert
Wenn ich heute an die Anfänge von »Uncle Sam« zurückdenke, muss ich laut lachen. Unsere erste Kollektion, die mein Bruder und ich damals noch unter dem Namen »MiRo Sportswear« herausbrachten,entstand gewissermaßen in Heimarbeit! Dank einer Anzeige im Fachmagazin Zentralmarkt kauften wir eine Ladung schwarze und weiße T-Shirts aus Fernost zum Schnäppchenpreis von einer Mark fünfzig pro Stück. Das Zeug war zwar nicht exakt das, was wir eigentlich auf den Markt bringen wollten, aber irgendwas mussten wir ja mal anbieten. Wir beschafften uns über ein paar Bekannte eine ausgemusterte Transferpresse, mit der man die Shirts mittels einer Heizplatte auf eine recht altmodische Art und Weise bedruckten konnte.
Allerdings hatten wir noch keinerlei Plan, welche Motive wir auf die Dinger pressen sollten. Wir waren ja weit davon entfernt, uns einen Designer oder irgendetwas in der Art leisten zu können. Also setzten wir uns zusammen und überlegten, was als Aufdruck gut ankommen könnte. Unser erstes Motiv war eine simple Hantel. Die Vorlage dafür hatten wir aus einem Fitness-Katalog ausgeschnitten. Aber irgendwie war es das auch nicht. Wer würde uns schon ein einfaches T-Shirt mit einer Hantel vorne drauf abkaufen ...
Als nächstes vertickten wir eine Ladung mit fünftausend bunten Jogginganzügen. Die hatte ich noch während meiner Tätigkeit in der Firma meines Vaters bestellt und nach meinem Abgang dort im Lager gelassen. Papa konnte nichts mehr damit anfangen und überließ uns netterweise die Dinger! Wir schalteten wieder ein paar Anzeigen und tingelten in und um Köln über die Märkte. Der Kram verkaufte sich gar nicht mal so schlecht. Zumindest machten wir damit genug Umsatz, damit wir auf dieser Schiene weiterfahren konnten. Als nächstes musste jedoch wirklich eine echte eigene Kollektion her. Dazu brauchten wir jedoch fremde Hilfe. Jemanden, der unsere Sachen nach unseren Wünschen herstellen konnte.
Ich erzählte einem Kumpel von unserem Dilemma. Er hatte schnell eine Lösung parat, die wir mal ausprobieren wollten – und vermittelte mir den Kontakt zu einem türkischen Geschäftsfreund. Und wie wahrscheinlich jeder Türke, der irgendwann mal nach Deutschland ausgewandert ist, hatte der gute Mann noch jede Menge Bekannte und Verwandte zu Hause am Bosporus. In diesem Fall unter anderem einen Bekannten, der eine relativ große Textilfabrik in Istanbul besaß und immer auf der Suche nach neuen Abnehmern war.
Ich flog also dorthin und checkte in einem grausigen Drei-Sterne-Schuppen ein, der direkt im Viertel Merter lag. Der Stadtteil bestand fast nur aus textilverarbeitenden Betrieben wie Nähereien oder Bleichereien. Dort war natürlich auch die besagte Fabrik. Am nächsten Morgen schaute ich mir das Ganze mal an. Nach einem ersten Rundgang war mir klar, dass hier meine nähere
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