Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
die Drive-In-Hochzeitskapelle befand, die Schauplatz unseres zweiten Ja-Wortes sein sollte. Wohl oder übel musste ich Robert nun meinen Plan gestehen:
»Ich möchte Dich noch mal heiraten!«, sagte ich zu ihm.
Unsere Töchter waren aus dem Häuschen. Mein Mann jedoch reagierte genauso, wie ich es erwartet hatte.
»Sag mal, habt Ihr sie noch alle?«, knurrte er. »Du hast doch voll einen neben Dir!«
Das hatte ich tatsächlich: Meinen Elvis nämlich, bei dem allerdings immer deutlicher wurde, dass er eher die letzten Tage seines Vorbildes verkörperte. Immerhin sang er für uns »Can’t help falling in Love«, während wir ausstiegen. Die Standesbeamtin nahm sich der Sache an und forderte uns auf, uns in die Augen zu schauen und fragte uns die Frage aller Fragen so ernst, als wäre es das erste Mal.
»Ich verspreche Dir meine Liebe und Treue – in guten wie in schlechten Zeiten«, flüsterte ich zu Robert und musste heulen wie ein Schlosshund. Er sprach die Formel ebenfalls nach. Es war wirklich schön und schräg zugleich, und ich fand, dass es genau darum gut zu uns passte. Robert fühlte sich dagegen sichtlich unwohl, er stand mit verschränkten Armen herum und wäre wahrscheinlich am liebsten ins nächste Taxi gesprungen, aber er tat mir den Gefallen und machte mit.
»Ist es nicht wundervoll zu lieben?«, fragte uns die Standesbeamtin. Da musste selbst mein harter Robert schlucken.
»Ja«, sagte er. »Überraschung gelungen!«
Auch wenn sich das vielleicht seltsam anhört: Für mich war diese kleine Zeremonie wirklich wichtig. Wir waren jetzt die Familie, die ich mir immer sehnlichst gewünscht hatte, also wollte ich den feierlichen Moment einfach noch mal festhalten – nun, wo sich alles zum Guten entwickelt hatte. Man weiß nie, wofür man diese Dosis Glück, die ich dort vor der Kapelle verspürte, später noch gebrauchen kann. Für kein Geld der Welt hätte ich diesen Moment missen wollen.
Für Robert dagegen war eher klar, dass wir unser Glück beim Glücksspiel versuchen mussten, immerhin waren wir in Las Vegas, der Stadt des Glücksspiels schlechthin. Praktischerweise wurden wir am folgenden Tag vom Caesars Palace zum exklusiven, weil privaten Zocken gebeten. Das ist eben der Deal in Las Vegas: Wenn Du Geld hast und die Aussicht besteht, dass Du einiges davon im hoteleigenen Casino lässt, musst Du Dich selbst um nicht mehr viel kümmern. Du kannst essen und trinken wie bei Königs am Hofe und bekommst auch sonst jede Menge Zucker in den Hintern geblasen. Für die Hotels rechnet sich die Masche natürlich trotzdem, weshalb ich der ganzen Sache skeptisch gegenüber stand.
Aber ganz ohne Zocken macht so ein Trip nach Vegas auch keinen Spaß, also ließen Robert und ich uns ins private Separee des Caesars Palace führen, wo es normalerweise pro Einsatz um Summen von einer halben Million Dollar aufwärts geht. Für mich ist es unfassbar, wie man den Wert eines Einfamilienhauses einfach so mir nichts, dir nichts auf den Tisch legen kann, aber offenbar gibt es genug Menschen, die das regelmäßig tun, sogenannte High Roller. Robert hatte derweil »nur« zwanzigtausend Euro dabei, wovon ich allerdings gar nichts wusste. Schon das war mir eigentlich viel zu viel für ein paar Momente Nervenkitzel.
»Das ist Geld, das weißt Du«, sagte ich zu ihm, als er einen Stapel Chips auf die Sechs legte, aber er ignorierte meinen Einwand.
Natürlich kam die Sechs nicht – und ich konnte meinem Mann nicht länger zusehen. Ich ging zum Black Jack-Tisch und versuchte dort mein Glück, aber ebenfalls mit mäßigem Erfolg. Auf einmal hörte ich Robert schreien.
»Ich hab die Zwanzig«, rief er.
Ich verstand nicht genau, was er meinte, aber er rechnete schon, als ich von meinem Spieltisch herüberkam.
»That’s twenty-one thousand«, sagte der Croupier lässig und schob Robert jede Menge weiße und rote Chips-Türmchen herüber.
Einundzwanzigtausend Dollar! Das war ja der Hammer! Bis dahin hatte er vielleicht höchstens ein Fünftel seines Einsatzes gespielt.
»So geht das«, sagte Robert triumphierend, um gleich einen weiteren großen Stapel auf der Zwanzig zu platzieren.
Und was soll ich sagen – die Zwanzig kam noch mal!
Robert jubelte laut und rannte um den ganzen Tisch. Ich konnte es nicht fassen und fing ebenfalls an zu schreien. Mag sein, dass sich echte Highroller etwas dezenter benehmen, aber ich war wirklich vollkommen aus dem Häuschen. Das konnte eigentlich kaum wahr sein, aber es
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