Von nix kommt nix: Voll auf Erfolgskurs mit den Geissens (German Edition)
Boutiquen, heute würde man sagen: Flagship Stores, in Köln sowie im holländischen Venlo eröffnet, um der Nachfrage Herr zu werden. Außerdem hatten wir große Zweigstellen in Frankreich und im Euromoda in Neuss, dazu kleinere Vertretungen in Spanien, Österreich, Belgien und der Schweiz. Wir waren eine richtig große Nummer geworden!
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Als Unternehmer kommst Du im Grunde genommen immer irgendwann an einen Punkt, an dem Du Dich entscheiden musst, ob Du dauerhaft auf der Stelle treten willst. Oder ob Du nicht doch lieber eine Schippe drauflegst, um voranzukommen. Ich bin mit der letzteren Methode immer gut gefahren! Hätten wir seinerzeit weiterhin selber unseren Katalog kopiert und die Klamotten im Nebenraum mit der Handpresse angefertigt, würde ich wahrscheinlich heute noch meine T-Shirts auf Wochenmärkten verkaufen. Oder als Powerseller auf eBay. Den Lebensunterhalt mag das vielleicht gerade noch sichern, aber richtig groß wirst Du nur, wenn Du zum richtigen Zeitpunkt auch mal auf den Putz haust. So, wie wir das mit den sündteuren Foto-Produktionen und später mit unseren Werbe-Gesichtern veranstaltet haben. Wer da am falschen Ende spart, der wird immer eine kleine Nummer im Business bleiben!
10. »Erweitere Deinen Horizont« – Carmen
Früher, als die Firma immer größer und größer wurde, haben wir – wenn überhaupt – höchstens mal einen Kurzurlaub eingelegt. Richtig erholen konnten wir uns während der paar läppischen Tage in Spanien oder der Türkei aber nicht, weil Robert mit seinen Gedanken immer bei irgendwelchen neuen Designs war oder den bevorstehenden Verhandlungen mit einem Lieferanten. So spannend und erfolgreich diese Zeit auch war: Irgendwann drohte uns der gute »Uncle Sam« wirklich mit Haut und Haaren zu verschlingen!
Insofern ist ein wahrer Felsbrocken von uns abgefallen, als wir unmittelbar nach dem Verkauf des Unternehmens das erste Mal auf unserem Balkon des Hotel de Paris in Monte Carlo standen, weit hinaus aufs Meer geschaut haben – und wussten: So sehr stressen wie in den letzten zehn Jahren müssen wir uns, wenn wir uns nicht ganz dusselig anstellen, nie wieder! Trotzdem war uns beiden im Grunde klar, dass es auch nicht besonders erfüllend sein würde, auf Lebenszeit jeden Tag auszuschlafen, anschließend am Strand oder am Pool die Füße hochzulegen und abends schön essen zu gehen oder am Ende noch Party zu machen.
Dabei half uns unsere rheinische Mentalität sicherlich ein wenig. Den Menschen zwischen Emmerich und Bonn wird ja im Allgemeinen nachgesagt, Fremden und Fremdem gegenüber etwas aufgeschlossener zu sein als manch andere. In unserem Fall kann ich das nur bestätigen. Nachdem unsere Partnerschaft schon eine ausreichende Konstante in unserem Leben war, suchten wir gerne stets eine gewisse Veränderung, um unseren Horizont zu erweitern. Der Umzug vom für unseren Geschmack manchmal etwas zu verkrampften Deutschland ins eher legere Frankreich war hier der erste Schritt. Dass wir jedoch bis zum Rentenalter in Monaco bleiben, glaube ich aber auch eher nicht, denn ein gewisser Entdeckergeist schlummerte schon immer in Robert und mir. Wenn also die Kinder mal aus der Schule sind, kann ich mir gut vorstellen, dass wir für ein paar Jahre ganz woanders unsere Zelte aufschlagen.
In diesem Zusammenhang trifft es sich natürlich perfekt, dass wir für unsere Fernsehserie rund um den Globus reisen dürfen, um jede Menge neue Erfahrungen zu sammeln. Spannend war es überall, aber nicht überall muss ich auch wieder hin! Ich würde Euch gerne einige ganz besondere Ziele vorstellen, die mir trotz der unzähligen Flug- und Seemeilen, die wir zurückgelegt haben, in guter Erinnerung geblieben oder mir einfach ans Herz gewachsen sind:
Venedig
In der viel besungenen Lagunenstadt waren wir erst im letzten Frühsommer, weil Robert mir als Überraschung ein verlängertes Wochenende in Italien zum Geburtstag geschenkt hat, und zwar inklusive eines typischen venezianischen Komplettprogramms. Angesichts dessen, dass es sich bei meinem Mann sicherlich um einen der unromantischsten Menschen auf Gottes Erde handelt, war das der größtmögliche Liebesbeweis, den ich mir je hätte vorstellen können!
Diese märchenhafte Stadt war von der ersten Sekunde an ein Ort, der auf mich einen ganz besonderen Zauber ausübte. Den italienischen Beinamen »La Serenissima«, auf Deutsch »Die Durchlauchte«, hat das gute Venezia jedenfalls meines Erachtens vollkommen zurecht. Schon die erste
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